Linz (OTS) — In wenigen Tagen am Samstag, dem 10. Jänner, eröffnet der Burschenbundball im Linzer Palais des Kaufmännischen Vereins die rechtsextreme Ballsaison im Jahr 2015. Die Burschenschaft Arminia Czernowitz, die maßgeblich an der Durchführung des Balls beteiligt ist, gehört laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes auch innerhalb der Burschenschaften klar dem extrem rechten Flügel an. Neben rechtsextremen Burschenschaftern und etlichen FPÖ-PolitikerInnen dürften wohl auch diesmal wieder Persönlichkeiten aus konservativen Kreisen auf der Gästeliste stehen. Die Teilnahme reichte in den vergangenen Jahren von Landeshauptmann Pühringer bis hin zu VertreterInnen der Johannes Kepler Universität Linz.
Bündnis fordert: Kein Ehrenschutz und kein Sponsoring für rechtsextremen Ball!
Der Burschenbundball ist nichts anderes als eine rechtsextreme Großveranstaltung. Doch gerade die bereitwillige Unterstützung aus Wirtschaft und Politik werten den deutschnationalen Burschenbundball auf und schlagen eine Brücke von der extremen Rechten hinein in die bürgerliche Mitte. Das Bündnis „Linz gegen Rechts” fordert deshalb PolitikerInnen aller demokratischen Parteien und VertreterInnen der Universität Linz auf, dem Ball fernzubleiben und keinen Ehrenschutz zu übernehmen. Gleichzeitig richtet das Bündnis auch einen Appell an die Ball-SponsorInnen der letzten Jahre diesen Ball aufgrund seines rechtsextremen Hintergrunds nicht mehr zu unterstützen.
Großdemo gegen Burschenbundball!
Wie bereits im Vorjahr ruft das breite, antifaschistische Bündnis „Linz gegen Rechts” zu einer Demonstration gegen den Burschenbundball auf. Im Jahr 2014 konnte der Protest mit weit mehr als 2.000 TeilnehmerInnen in Relation zu den Vorjahren verzehnfacht werden. „Wir wollen auch 2015 unsere gemeinsamen Kräfte bündeln, um möglichst breit und lautstark unseren Unmut gegen diesen ewiggestrigen Burschenschafterball kundzutun!”, erklärt Dominik Samassa für das Bündnis „Linz gegen Rechts”.
Unter dem Motto „No pasarán — wir weichen nicht zurück!” werden sich die TeilnehmerInnen am Samstag, dem 10. Jänner 2015, um 17:30 Uhr am Linzer Hauptbahnhof versammeln und anschließend friedlich aber lautstark durch das Linzer Stadtgebiet demonstrieren. Unterstützt und getragen wird das Bündnis „Linz gegen Rechts” mittlerweile von 61 Organisationen.
Statements gegen den Linzer Burschenbundball:
„Deutschnationale Burschenschafter waren schon immer Motoren von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Sie waren Wegbereiter der grausamen faschistischen Nazidiktatur, der Auslöschung Österreichs und damit des verbrecherischen Vernichtungskrieges.” — Irma Schwager, Widerstandskämpferin, Überlebende des NS-Regimes und KPÖ-Ehrenvorsitzende
„Es geht eben nicht nur um Kellernazis, rechtsextreme Hooligans oder glatzköpfige Skinheads. Das gleiche braune Gedankengut wird nicht besser, wenn es in akademischen Speech, adrett gekleidet und mit Unicharme daher kommt. Es bleibt immer noch das, was es ist: brauner Dreck!” — Willi Mernyi, Vorsitzender Mauthausen Komitee Österreich
„Man kann sich natürlich das Gesicht zerkratzen, hässliche Kappen aufsetzen und mit grimmer Miene vom deutschen Reich schwafeln. Man kann aber auch friedlich gegen Rechtsextremismus und Ewiggestrigkeit demonstrieren. Wir empfehlen zweiteres.” — Christoph & Lollo, Liedermacher-Duo aus Wien
„Der Burschenbundball ist ein Treffpunkt ewiggestriger Kreise, die ihre gefährliche Ideologie als unbedenklich darstellen wollen. Wer wie Oberösterreichs Landeshauptmann oder der Vizerektor der Kepler-Universität dieses Spiel mitspielt, indem er den Burschenbundball besucht, fördert den Rechtsextremismus und schadet der Demokratie, ob er es nun will oder nicht.” — Robert Eiter, Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus
„Der Linzer Burschenbundball stellt eine wichtige Schnittstelle der deutschnationalen extremen Rechten hinein in die bürgerliche Mitte der Gesellschaft dar. Daher ist es — knapp 70 Jahre nach der Befreiung Österreichs vom Faschismus — wichtig, ein starkes Zeichen zu setzen und dagegen zu demonstrieren.” — Harald Grünn, KZ-Verband/VdA Bundesvorsitzender
„Ausgrenzen bestimmter Bevölkerungsgruppen wie etwa Asylwerber, Homosexuelle, Muslime kann nicht zu einem friedlichen Miteinander in unserem Lande führen. Wir finden es daher sehr bedenklich, diesem Gedankengut einen Raum im Rahmen des Burschenschaftsballes zu geben.” — Christine Schacht, Vorsitzende von Pax Christi Oberösterreich
„Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen! Wir müssen zeigen, dass der Burschenbundball und andere Zusammenkünfte Rechtsextremer aus ganz Europa keinen Platz haben.” — Florian Hohenauer, GPA-djp Bundesjugendvorsitzender
„Die Stimmung verschärft sich — wir brauchen nur nach Deutschland blicken, wo 15.000 Pegida- RassistInnen in Dresden marschieren oder in Bayern geplante Asylunterkünfte brennen. Wir müssen etwas unternehmen gegen dieses Klima des Hasses — wir müssen kämpfen für Solidarität.” — Fiona Kaiser, Landesvorsitzende der SJ Oberösterreich
„Für uns verläuft die Grenze nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten. Wir werden nicht müde gegen rechte Umtriebe aller Spielarten auf die Straße zu gehen. Wir lassen uns nicht kriminalisieren und wir lassen uns nicht einschüchtern.” — David Lang, Bundesvorsitzender der Kommunistischen Jugend Österreichs
„Wenn sich Rechtsextreme treffen und feiern wollen, ist es unsere Aufgabe zu zeigen, dass der Spruch „Keine Toleranz der Intoleranz” nach wie vor gilt. Auch in Linz werden wir ein klares Zeichen für eine weltoffene Gesellschaft setzen und zeigen, dass Diskriminierung in unserer Stadt keinen Platz hat.” — Christina Götschhofer, Bundesvorsitzende Aktion kritischer SchülerInnen
„Wir müssen weiterhin wachsam sein, wenn es um gefährliche, faschistische Tendenzen geht. Stehen wir auf und schreien wir es raus, dass Faschismus ein Verbrechen ist, dass es nicht sein kann, dass linke Proteste kriminalisiert werden, während Neonazis, Rassisten und Faschisten munter durch die Straßen ziehen.” — Helmut Gotthartsleitner, Bundesvorsitzender der Roten Falken Österreich
„Die Kritik an den Burschenschaften und deren Ball ist immer auch eine Kritik an jenen Politiker_innen, welche Burschenschaften und FPÖ legitimieren. Daher kein Ehrenschutz für den Burschenbundball durch Landeshauptmann und Uni-Rektorat und kein Sponsoring für diesen Ball.” — Leo Furtlehner, KPÖ-Landessprecher Oberösterreich