Salzburg (II): Einschlägige Flachgauer Jugendkultur vor Gericht

Der Pro­zess gegen die bei­den Ange­klag­ten (18 und 20) wird heu­te, 20.8., mit dem Urteils­spruch abge­schlos­sen. Die „Salz­bur­ger Nach­rich­ten“ haben zum ers­ten Ver­hand­lungs­tag am Diens­tag rela­tiv aus­führ­lich zu dem Pro­zess wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung gegen die „wah­ren Natio­nal­so­zia­lis­ten“ berich­tet. Unter die­sem Titel hat der Jün­ge­re ein Chat-Forum betrie­ben, der Älte­re hat Nazi-Paro­len geschmiert.

Die bei­den Ange­klag­ten kom­men aus Fais­ten­au, einer klei­nen Gemein­de im Salz­bur­ger Flach­gau. Im Flach­gau gab es in den letz­ten Jah­ren immer wie­der neo­na­zis­ti­sche Aktio­nen, und in Fais­ten­au eine RFJ-Trup­pe, die 2009 bei einer „X treme“-Party der Jun­gen ÖVP ziem­lich ein­schlä­gig auf­ge­fal­len ist. Ob der jün­ge­re Ange­klag­te das unter der in sei­ner Gemein­de übli­chen „Jugend­kul­tur“ gemeint hat? Die poli­ti­sche Kul­tur bei den Erwach­se­nen ist jeden­falls auch nicht beson­ders ent­wi­ckelt: 33 % für die FPÖ bei den Gemein­de­rats­wah­len, 52 % für die ÖVP, 15 % für die SPÖ – und das war’s dann auch schon.


RFJ Flach­gau demons­triert 2012 in Bozen gegen Italien

In die­ser Kul­tur gedei­hen offen­sicht­lich brau­ne Pflänz­chen ziem­lich gut. Als 2013 zu Hit­lers Geburts­tag der älte­re Ange­klag­te (20) „Juden raus“, Haken­kreuz und SS-Runen auf die Volks­schu­le sprüh­te und dann von der Poli­zei aus­ge­forscht wur­de, gab er an, auf Vor­schlag des Jün­ge­ren gehan­delt zu haben: „Er hat‘s mir vor­ge­schla­gen. Er hat auch gesagt, dass die Nazi­zeit ‚super‘ war und dass es eh gepasst hat, dass die Juden in Ausch­witz ver­gast wor­den sind.“ (Salz­bur­ger Nach­rich­ten, 20.8.2014)

Der älte­re hat den Scha­den dann auch bezahlt und sich gegen­über Schul­wart und Direk­tor geoutet. Der jün­ge­re Ange­klag­te mach­te da nicht mit. Er war der Ideo­lo­ge, betrieb das Sky­pe-Chat-Forum unter „wah­re Natio­nal­so­zia­lis­ten“ und „natio­na­ler Wider­stand“, ver­schick­te Vide­os, in denen zu sehen war, wie rus­si­sche Neo­na­zis ihre „Fein­de“ köp­fen – mit Hitlergruß.

Die „SN“ berich­ten, dass „er in 13 Fäl­len Gesin­nungs­ge­nos­sen NS-Devo­tio­na­li­en und Waf­fen ange­dient, die­se dann aber nicht gelie­fert“, aber sehr wohl das Geld dafür kas­siert habe. Er ist nicht nur der glü­hen­de Neo­na­zi, son­dern laut Ankla­ge auch der, der den Älte­ren zur Spray­ak­ti­on an Hit­lers Geburts­tag („traust dich eh nicht“) ange­stif­tet hat. Dem Gericht ver­such­te er zu ver­kli­ckern, dass alles eben Teil der „Jugend­kul­tur“ in sei­ner Gemein­de gewe­sen sei, jetzt sei er ein „Aus­stei­ger“. Der Rich­te­rin war zuvor schon auf­ge­fal­len, „dass gera­de in Ihrer Gemein­de schein­bar vie­le Hit­ler-Freun­de sind“. Die ein­schlä­gi­ge „Jugend­kul­tur“ ist also nach wie vor aktiv in Fais­ten­au und im Flachgau.