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Das blinde Auge der feigen FIFA

Der Welt­fuß­ball­ver­band FIFA hat Bra­si­li­en gezwun­gen, das Alko­hol­ver­bot rund um Sta­di­en wäh­rend der Fuß­­ball- WM auf­zu­he­ben, weil er einen Ver­trag mit einer Braue­rei hat. Die FIFA ist mäch­tig und ver­dient Mil­li­ar­den – vor Ras­sis­mus und Homo­pho­bie in den Sta­di­en kneift sie aber, wie ein Bericht von FARE zeigt. Das Netz­werk FARE (Foot­ball Against Racism in Europe) […]

11. Jul 2014

Das Netz­werk FARE (Foot­ball Against Racism in Euro­pe) hat der FIFA ange­bo­ten, wäh­rend der WM in Bra­si­li­en in den Sta­di­en Fan­be­ob­ach­ter zu stel­len, die ras­sis­ti­sche und homo­pho­be Über­grif­fe doku­men­tie­ren. Die FIFA hat abge­lehnt, FARE hat den­noch doku­men­tiert und die Vor­fäl­le auch der FIFA über­ge­ben. Die Dis­zi­pli­nar­kom­mis­si­on der FIFA hat es bis­her in allen Fäl­len abge­lehnt, Stra­fen zu ver­hän­gen – zum Teil mit haar­sträu­ben­der Begrün­dung. Der Vor­sit­zen­de der Dis­zi­pli­nar­kom­mis­si­on hat­te den Ver­zicht auf Stra­fen auch damit begrün­det, dass es teil­wei­se schwie­rig gewe­sen sei, die Natio­na­li­tät der Fans zu eru­ie­ren – die Fan­be­ob­ach­ter von FARE wären dafür vor­ge­se­hen gewesen.

Jetzt hat FARE einen Report vor­ge­legt, in dem Vor­fäl­le bis Ende Juni doku­men­tiert werden.

Um es zu kate­go­ri­sie­ren: beson­ders latein­ame­ri­ka­ni­sche Fans zeich­nen sich durch dümm­lichs­te homo­pho­be Beschimp­fun­gen aus, wäh­rend bei euro­päi­schen Fans Ras­sis­mus und Rechts­extre­mis­mus vor­herr­schen. Doch auch die­se Kate­go­ri­sie­run­gen zeich­nen nur ein ein­di­men­sio­na­les Bild, denn im Vor­feld der WM gab es bei­spiels­wei­se in Bra­si­li­en eine hef­ti­ge Debat­te über den Ras­sis­mus auf Bra­si­li­ens Fußballplätzen. 

Die Vor­fäl­le im einzelnen:

  • 12.6.: Bra­si­li­en — Kroa­ti­en: ein faschis­ti­sches (Ustascha)-Banner wird von kroa­ti­schen Fans im Sta­di­on und in Rio de Janei­ro gehisst
  • 13.6.: Mexi­ko – Kame­run: Homo­pho­be Gesän­ge und Sprech­chö­re der mexi­ka­ni­schen Fans, vor allem gegen den Kame­run-Kee­per Itandje
  • 13.6.: Spa­ni­en – Nie­der­lan­de: Bra­si­lia­ni­sche Fans belei­di­gen den spa­ni­schen Stür­mer Die­go Cos­ta homo­phob als „maricon“ (frei: Schwuch­tel, schwu­le Sau)
  • 16.6.:Deutschland – Por­tu­gal: ein deut­scher Fan zeigt die (ver­bo­te­ne) Reichskriegsflagge
  • 17.6.: Bra­si­li­en – Mexi­ko: wech­sel­sei­ti­ge homo­pho­be Sprech­chö­re (puto, frei für Stri­cher, Schwuch­tel), vor allem an die bei­den Tor­hü­ter gerichtet
  • 17.6.: Russ­land – Süd­ko­rea: rus­si­sche Fans his­sen Ban­ner mit Neo­na­zi-Sym­bo­len, dar­un­ter SS-Divi­si­on Toten­kopf und Keltenkreuz
  • 19.6.: Uru­gu­ay – Eng­land: ras­sis­ti­sche Belei­di­gun­gen unter eng­li­schen Fans — einem wird das Ohr ange­bis­sen (die­se Vor­fäl­le wur­den nicht der FIFA gemeldet)
  • 19.6.: Kolum­bi­en – Elfen­bein­küs­te: ein ver­mut­lich kolum­bia­ni­scher Fan trägt ein Pries­ter­ge­wand, das mit Haken­kreu­zen ver­ziert ist
  • 20.6.:Schweiz –Frank­reich: fran­zö­si­sche Fans schmin­ken sich schwarz (‚black­fa­cing‘) und ver­klei­den sich als ‚schwar­ze Hausmädchen‘
  • 21.6.:Deutschland – Gha­na: deut­sche Fans schmin­ken sich schwarz (‚black­fa­cing‘ ) und tra­gen T‑Shirts mit der Auf­schrift „Gha­na“. Doku­men­tiert wird auch der Vor­fall mit dem pol­ni­schen Flitzer
  • 26.6.: Alge­ri­en – Russ­land: rus­si­sche Fans zei­gen wie­der Neo­na­zi-Sym­bo­le, dar­un­ter das Keltenkreuz.
  • Für die nächs­ten Fuß­ball- WMs in Russ­land (2018) und Katar (2022) befürch­tet FARE des­halb Schlimmes.