Wolfsberg/Klagenfurt: Das NS-Substrat war ausreichend vorhanden

Recherchen der Kleinen Zeitung und von Stoppt­dierecht­en bracht­en Anfang März 2011 ein ordentlich­es Neon­azi-Früchterl ans Licht. Unter dem Face­book-Kon­to White Pow­er White Pride postete ein junger Wolfs­berg­er übel­ste Nazi-Sprüche. Rund 100 Per­so­n­en waren „befre­un­det“. Der Wolfs­berg­er Krim­i­nalpolizeiref­er­ent sah den­noch „zu wenig Substrat“. 

Viele Sprüche am FB-Kon­to von White Pow­er White Pride waren Songs von NS-Bands ent­nom­men. Etwa die grauen­haften Zeilen „Blut muss fließen knüp­pel­hageldick, wir scheißen auf die Frei­heit dieser Juden­re­pub­lik“ einem „Song“ von „Störkraft“.

Auf der Pin­nwand von White Pow­er White Pride find­en sich Dutzende der­ar­tige Ein­träge. Es ist nicht abse­hbar, inwieweit der Kreis um White Pow­er White Pride in lokale Neon­azi-Schmier­ereien ver­wick­elt war, von denen es 2011 einige gab.

Soweit aus der Berichter­stat­tung erkennbar ist, musste sich Alexan­der W. auch nur wegen der NS-Wieder­betä­ti­gung auf Face­book ver­ant­worten. Zu der Anzeige wegen NS-Wieder­betä­ti­gung erk­lärte der Krim­i­nal­ref­er­ent der Wolfs­berg­er Polizei im Früh­jahr 2011 zunächst noch, dass „zu wenig Sub­strat“ (Kleine Zeitung, 1.3.2011) vorhan­den sei. Dann aber kam Bewe­gung in die Angele­gen­heit: der Ver­fas­sungss­chutz über­nahm, ermit­telte die Benutzer­dat­en, das Face­book-Kon­to wurde gelöscht und bei dem Jugendlichen fand eine Haus­durch­suchung statt , bei der weit­eres Belas­tungs­ma­te­r­i­al gefun­den wurde.

Für den nun­mehr der NS-Wieder­betä­ti­gung und Ver­het­zung Verdächti­gen war damit aber noch lange nicht Schluss. Auf seinem per­sön­lichen FB-Kon­to fügte er ein „Stur­mi“ seinem Namen hinzu und übte sich weit­er in däm­lichen Nazi-Sprüchen und — Post­ings. Das Geburt­s­jahr verän­dert er von 1994 auf 1993, seine poli­tis­che Ein­stel­lung (FPÖ) und seine Prob­leme mit der Rechtschrei­bung bleiben, nur Stra­che als „Per­son“, die ihn „inspiri­ert“, fehlt.

    
Gesin­nungswan­del ? Alexan­der W. 2011 bzw. Alexan­der Stur­mi W. 2012
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Bis zum Herb­st 2012 postet er fleißig Neon­azi-Bands, Sprüche und ein wider­lich­es Breivik-Spiel. Zu diesem Zeit­punkt dürfte es ihm allerd­ings schon gedäm­mert haben, dass er dem­nächst vor Gericht ste­hen wird:

„Ich liebe mein Vater­land aber wenn man das sagt is ma gle­ich ein nazi. Und dan geht man sitzen.“

2011 sah er das mit den Neon­azis noch ein biss­chen anders.

Am 4.12. stand er vor dem Jugendgeschwore­nen­gericht in Kla­gen­furt , weil er sich zwis­chen Jän­ner und März 2011 auf dem Kon­to White Pow­er White Pride der NS- Wieder­betä­ti­gung schuldig gemacht hat­te . Seine Nazi-Post­ings auf seinem per­sön­lichen FB-Kon­to blieben offen­sichtlich unberücksichtigt.


Völ­lig geläutert?
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Der Rest lässt sich erah­nen. Der mit­tler­weile 18-Jährige bekan­nte sich schuldig, gab sich völ­lig geläutert und fasste dafür zwölf Monate bed­ingt und Bewährung­shil­fe aus. Das Urteil ist recht­skräftig: „So soll sichergestellt wer­den, dass Ihr Lebensweg in den richti­gen Bah­nen ver­läuft“, meinte die Rich­terin. „Hof­fentlich“, fügte die Kärnt­ner Tageszeitung (5.12. 2012) ihrem Bericht hinzu.

Wir haben angesichts des weit­eren Lebensweges nach den 3 Monat­en im Jahr 2011 unsere begrün­de­ten Zweifel.

Kleine Zeitung — Ein Jahr bed­ingt für jun­gen Neonazi