Die Zeitschrift „News“ (Nr. 9/2012) nennt den Namen des Ermittlers. Josef Winkler ist Abteilungsinspektor in einem Wiener Wachzimmer und ein eifriger Freiheitlicher. Als solcher haben ihn vermutlich die Mutmaßungen seines Parteichefs beschäftigt. Der formulierte nämlich in gewohnter Zweideutigkeit: „Es ist wahrscheinlich, dass Natascha Kampusch im Verlies ihres Entführers Wolfgang Priklopil ein Kind zur Welt gebracht haben könnte.”
Woher er das weiß? Von seiner Parteikollegin Dagmar Belakowitsch-Jenewein. Die hat nämlich darüber schon in einer Sitzung des Nationalrats heftig spekuliert und als Indizien ein Buch über Säuglingspflege sowie eine Haarlocke angeführt: „In diesem Zusammenhang stellt die Abgeordnete die Frage, was mit diesem Kind geschehen sein könne.“ (unzensuriert.at)
Natürlich werden noch jede Menge anderer „Indizien“ angeführt, die nach Meinung der oberfreiheitlichen Ermittler jedenfalls einen Schluss zulassen: Natascha Kampusch verschweige die Wahrheit, sie stehe unter massivem Druck, woraus Strache wiederum ableitet, dass es ein Interesse mächtiger Kreise gebe zu vertuschen. Aus einer Prise Verdachtsmomente, geschüttelt bis zur Opfer-Täter-Umkehr werden dann unter Zugabe von heißer Luft jene fast unumstößlichen Gewissheiten zusammengebraut, die die Grundlage der FPÖ-Politik sind.
Deshalb hat sich der freiheitliche Ermittler Winkler auf den Weg gemacht, die restlichen Unklarheiten zu beseitigen. Unter dem Vorwand, Verkehrserziehung abhalten zu wollen, soll er sich in eine Volksschule in Laxenburg eingeschlichen haben, um einem Kind ein Taschentuch für eine DNA-Probe abzuluchsen. Jedenfalls soll er dazu eine Lehrerin animiert haben, die sich aber weigerte. Der Plan scheiterte kläglich, die Mutter des Mädchens erstattete Anzeige, und jetzt ermittelt das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung gegen den Polizisten. Der meldete sich sofort in den Krankenstand ab. Die Ermittler schließen aus, dass Winkler auf eigene Faust gehandelt haben könnte.
Wer war’s dann? Die FPÖ wies natürlich jede Verantwortung von sich und Winkler selbst brachte, so der „Falter“, den ehemaligen Präsidenten des Obersten Gerichtshofs ins Spiel, der ihm den Auftrag erteilt habe, was der wiederum sofort dementierte.
Die Auftragslage können wir nicht klären, wohl aber die Freundschaftslage – ohne DNA-Probe! Winkler hat nämlich ein Facebook-Konto mit vielen Freundschaften. Und er scheint ein sehr toleranter Freiheitlicher zu sein – jedenfalls zu Nazis. Unter seinen Freundschaften hat er sogar welche, die stolz „A.C.A.B.“ (All Cops Are Bastards) auf ihrer Pinnwand haben.
FPÖ-Polizist befreundet mit „All Cops Are Bastards”…
Zum Aushalten ist es vermutlich deshalb, weil gleich daneben „Good Night Left Side“ hingepinnt ist. Zu Winklers Freunden gehören nicht nur die üblichen FPÖ-Bekanntschaften, sondern auch die halbe NPD-Prominenz: Holger Apfel, Franz Frank, Meinolf Schönborn, Matthias Faust usw.
Auch Robert Faller, der sich gerade in Linz wegen NS-Wiederbetätigung vor Gericht verantworten muss, zählt zu Winklers Freunden. Ein Kleinod der Szene ist ihm allerdings wieder entschlüpft: Karl Heinz Hoffmann, der Chef der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann, hat sich mittlerweile aus Facebook zurückgezogen. Wir konnten die verblichene Freundschaft gerade noch sichern – es gab nicht viele Österreicher, mit denen Hoffmann auf FB befreundet war!