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Ein freiheitlicher Spezialermittler

Die Ent­füh­rung von Nata­scha Kam­pusch und der Selbst­mord ihres Ent­füh­rers rufen nicht nur jede Men­ge Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker auf den Plan, son­dern auch pri­va­te und weni­ger pri­va­te Ermitt­ler. Ein Poli­zist aus Wien, neben­be­ruf­lich FPÖ-Gemein­­de­rat in Lan­gen­zers­dorf (NÖ), wur­de jetzt vor­läu­fig vom Dienst sus­pen­diert, weil er an einer nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Schu­le ille­gal ermit­telt und einem Mäd­chen DNA-Pro­­ben abzu­neh­men versucht […]

1. Mrz 2012

Die Zeit­schrift „News“ (Nr. 9/2012) nennt den Namen des Ermitt­lers. Josef Wink­ler ist Abtei­lungs­in­spek­tor in einem Wie­ner Wach­zim­mer und ein eif­ri­ger Frei­heit­li­cher. Als sol­cher haben ihn ver­mut­lich die Mut­ma­ßun­gen sei­nes Par­tei­chefs beschäf­tigt. Der for­mu­lier­te näm­lich in gewohn­ter Zwei­deu­tig­keit: „Es ist wahr­schein­lich, dass Nata­scha Kam­pusch im Ver­lies ihres Ent­füh­rers Wolf­gang Prik­lo­pil ein Kind zur Welt gebracht haben könnte.”

Woher er das weiß? Von sei­ner Par­tei­kol­le­gin Dag­mar Bela­ko­witsch-Jene­wein. Die hat näm­lich dar­über schon in einer Sit­zung des Natio­nal­rats hef­tig spe­ku­liert und als Indi­zi­en ein Buch über Säug­lings­pfle­ge sowie eine Haar­lo­cke ange­führt: „In die­sem Zusam­men­hang stellt die Abge­ord­ne­te die Fra­ge, was mit die­sem Kind gesche­hen sein kön­ne.“ (unzensuriert.at)

Natür­lich wer­den noch jede Men­ge ande­rer „Indi­zi­en“ ange­führt, die nach Mei­nung der ober­frei­heit­li­chen Ermitt­ler jeden­falls einen Schluss zulas­sen: Nata­scha Kam­pusch ver­schwei­ge die Wahr­heit, sie ste­he unter mas­si­vem Druck, wor­aus Stra­che wie­der­um ablei­tet, dass es ein Inter­es­se mäch­ti­ger Krei­se gebe zu ver­tu­schen. Aus einer Pri­se Ver­dachts­mo­men­te, geschüt­telt bis zur Opfer-Täter-Umkehr wer­den dann unter Zuga­be von hei­ßer Luft jene fast unum­stöß­li­chen Gewiss­hei­ten zusam­men­ge­braut, die die Grund­la­ge der FPÖ-Poli­tik sind.

Des­halb hat sich der frei­heit­li­che Ermitt­ler Wink­ler auf den Weg gemacht, die rest­li­chen Unklar­hei­ten zu besei­ti­gen. Unter dem Vor­wand, Ver­kehrs­er­zie­hung abhal­ten zu wol­len, soll er sich in eine Volks­schu­le in Laxen­burg ein­ge­schli­chen haben, um einem Kind ein Taschen­tuch für eine DNA-Pro­be abzu­luch­sen. Jeden­falls soll er dazu eine Leh­re­rin ani­miert haben, die sich aber wei­ger­te. Der Plan schei­ter­te kläg­lich, die Mut­ter des Mäd­chens erstat­te­te Anzei­ge, und jetzt ermit­telt das Bun­des­amt für Kor­rup­ti­ons­be­kämp­fung gegen den Poli­zis­ten. Der mel­de­te sich sofort in den Kran­ken­stand ab. Die Ermitt­ler schlie­ßen aus, dass Wink­ler auf eige­ne Faust gehan­delt haben könnte.

Wer war’s dann? Die FPÖ wies natür­lich jede Ver­ant­wor­tung von sich und Wink­ler selbst brach­te, so der „Fal­ter“, den ehe­ma­li­gen Prä­si­den­ten des Obers­ten Gerichts­hofs ins Spiel, der ihm den Auf­trag erteilt habe, was der wie­der­um sofort dementierte.

Die Auf­trags­la­ge kön­nen wir nicht klä­ren, wohl aber die Freund­schafts­la­ge – ohne DNA-Pro­be! Wink­ler hat näm­lich ein Face­book-Kon­to mit vie­len Freund­schaf­ten. Und er scheint ein sehr tole­ran­ter Frei­heit­li­cher zu sein – jeden­falls zu Nazis. Unter sei­nen Freund­schaf­ten hat er sogar wel­che, die stolz „A.C.A.B.“ (All Cops Are Bas­tards) auf ihrer Pinn­wand haben.


FPÖ-Poli­zist befreun­det mit „All Cops Are Bastards”…

Zum Aus­hal­ten ist es ver­mut­lich des­halb, weil gleich dane­ben „Good Night Left Side“ hin­ge­pinnt ist. Zu Wink­lers Freun­den gehö­ren nicht nur die übli­chen FPÖ-Bekannt­schaf­ten, son­dern auch die hal­be NPD-Pro­mi­nenz: Hol­ger Apfel, Franz Frank, Mein­olf Schön­born, Mat­thi­as Faust usw.

Auch Robert Fal­ler, der sich gera­de in Linz wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung vor Gericht ver­ant­wor­ten muss, zählt zu Wink­lers Freun­den. Ein Klein­od der Sze­ne ist ihm aller­dings wie­der ent­schlüpft: Karl Heinz Hoff­mann, der Chef der neo­na­zis­ti­schen Wehr­sport­grup­pe Hoff­mann, hat sich mitt­ler­wei­le aus Face­book zurück­ge­zo­gen. Wir konn­ten die ver­bli­che­ne Freund­schaft gera­de noch sichern – es gab nicht vie­le Öster­rei­cher, mit denen Hoff­mann auf FB befreun­det war!