Wer steckt hinter „Info-Direkt“?

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Eine neue poli­ti­sche Zeit­schrift star­tet in Linz. 100% unab­hän­gig sind sie, ver­spre­chen die Macher von ‚Info-Direkt‘. Das klingt doch ziem­lich gut, oder? Ein paar Fra­gen haben wir aller­dings noch – und eini­ge Ant­wor­ten wis­sen wir auch schon. Aber zunächst gilt es, die Fra­ge zu klä­ren, wer sind die Macher von ‚Info-Direkt‘? Eine neue Print-Zeit­schrift mit Online-Anbin­dung kos­tet ja schließ­lich auch Geld. Und irgend­wer muss doch auch die Redak­ti­on machen, oder?

„Nicht immer ist das, was wir auf den ers­ten Blick sehen, die gan­ze Wahr­heit.“ So lau­tet der Leit­spruch des neu­en Maga­zins – wir sind beein­druckt. Im Impres­sum steht, dass die Redak­ti­on über die Adres­se des „Ver­ein für Mei­nungs­frei­heit und unab­hän­gi­ge Publi­zis­tik“ erreich­bar ist. Als Adres­se des Ver­eins wird die Die­sel­stra­ße 4/28, 4030 Linz ange­ge­ben. Ein Tele­fon hat die Redak­ti­on nicht – merk­wür­dig! An der ange­ge­be­nen Adres­se fin­det man eine Post samt Bawag- und PSK-Filia­le. Und ver­mut­lich auch ein Post­fach für den Ver­ein. Die Redak­ti­on fin­det man dort nicht.

Wir suchen also wei­ter nach den edlen Per­so­nen, die hin­ter Ver­ein und Redak­ti­on ste­hen und uns eine Zeit­schrift ver­spre­chen, die „von nie­man­dem finan­ziert oder gesteu­ert“ ist. Im Ver­eins­re­gis­ter fin­den wir den Ver­ein mit der Adres­se Ell­bo­gner­stra­ße 60, 4020 Linz und auch zwei Ver­eins­ver­ant­wort­li­che: Ing. Karl Wink­ler und Ger­trud Stain.

In der Ell­bo­gner­stra­ße 60 befin­det sich das Ell­bo­gner­gut, ein äußerst statt­li­cher Vier­kan­t­hof. Dort resi­diert die Öster­rei­chi­sche Lands­mann­schaft (ÖLM), deren Vor­sit­zen­der in Ober­ös­ter­reich Ing. Karl Wink­ler ist, der eben auch der Obmann unse­res gesuch­ten Ver­eins für Mei­nungs­frei­heit ist. War­um ver­steckt sich die Redak­ti­on von „Info-direkt“ hin­ter einer Post­fach­adres­se, wo sie doch sicher im Ell­bo­gner­gut Platz fin­den würde?


ÖLM-Vier­kan­t­hof

Will das Maga­zin nicht mit der ÖLM in Ver­bin­dung gebracht wer­den? Schließ­lich bezeich­net das Doku­men­ta­ti­ons­ar­chiv die ÖLM als „rechts­extre­me Orga­ni­sa­ti­on mit vor­der­grün­dig huma­ni­tä­rer Aus­rich­tung, die vor allem im publi­zis­ti­schen Bereich beträcht­li­che Akti­vi­tä­ten setzt und auf­grund ihrer ideo­lo­gisch-kul­tu­rel­len Tätig­keit eine wich­ti­ge inte­gra­ti­ve Funk­ti­on für das deutsch­na­tio­na­le und rechts­extre­me Lager erfüllt“.



ÖLM: „die Rest­deut­schen im Osten Euro­pas vor dem Ver­lust ihres deut­schen Volks­tums zu schützen”

Was ist eigent­lich mit der Stell­ver­tre­te­rin von Karl Wink­ler, Frau Ger­trud Stain? Eine Ger­trud Stain haben wir auch gefun­den. Der Senio­ren­ring OÖ, also die frei­heit­li­che Senio­rIn­nen-Orga­ni­sa­ti­on, hat ihr zum 75. Geburts­tag gra­tu­liert, aller­dings schon vor 6 Jah­ren. Mitt­ler­wei­le ist sie 81 Jah­re alt und enga­giert sich für den Ver­ein und eine unab­hän­gi­ge Publi­zis­tik. Beeindruckend!

Unab­hän­gig? Von nie­man­dem finan­ziert und gesteu­ert? Mitt­ler­wei­le wis­sen wir, dass sich die Redak­ti­on nicht ger­ne in die Kar­ten schau­en lässt und dass zwei älte­re Semes­ter aus dem rech­ten Lager die Ver­eins­ver­ant­wort­li­chen geben. Am 25. April wird im Alten Rat­haus in Linz die Num­mer zwei des Maga­zins „Info-Direkt“ prä­sen­tiert. Die Räum­lich­kei­ten hat laut „pro­fil“ Det­lef Wim­mer ange­mie­tet, der Stadt­rat der FPÖ mit den guten Kon­tak­ten zum ganz rech­ten Lager.

Auf Face­book unter­hält „Info-Direkt“ auch eine Sei­te. Dort kann man fest­stel­len – und mitt­ler­wei­le ist das kei­ne Über­ra­schung mehr –, dass die Sei­te bzw. „Info-Direkt“ vor allem dem ganz rech­ten Lager gefällt. Fak­tisch die kom­plet­te ehe­ma­li­ge Füh­rungs­rie­ge des ver­bli­che­nen neo­na­zis­ti­schen Bun­des Frei­er Jugend (BfJ) likt von Anfang an, eben­so Iden­ti­tä­re, Bur­schen­schaf­ter und – ja auch! – Neonazis.

Noch immer wis­sen wir nicht, wer die Redak­ti­on ist, also wer­fen wir einen Blick auf das Inhalts­ver­zeich­nis: Alex­an­der Dugin ist kein Redak­teur der Zei­tung, son­dern ein rus­si­scher Rechts­extre­mer, der ver­schämt als „Polit­be­ra­ter“ vor­ge­stellt wird. Manu­el Och­sen­rei­ter, der ihn inter­viewt, ist ein deut­scher Rechts­extre­mer, der selbst eine Zeit­schrift („Zuerst!“) redi­giert und hier auch aus „Neu­ru­ss­land“ berich­ten darf. Aus „Neu­ru­ss­land“? – Ach, so bezeich­net man im „leben­di­gen Gegen­sys­tem zum west­li­chen Glo­bal-Kapi­ta­lis­mus“ (Info-Direkt über Russ­land) die okku­pier­ten Gebie­te in der Ost­ukrai­ne. Phil­ip Stein wie­der­um ist ein Autor der deut­schen neu­rech­ten Zeit­schrift „Blaue Nar­zis­se“, ein wei­te­rer Vor­be­ter der Iden­ti­tä­ren, der auch schon in „Zur Zeit“ über Pegi­da schrei­ben durf­te. Von der Redak­ti­on „Info-Direkt“ aber noch immer kei­ne Spur!

Tho­mas Ram­mer­stor­fer, anti­fa­schis­ti­scher Publi­zist aus OÖ, hat sich die Mühe gemacht und das Maga­zin Num­mer eins durch­ge­ackert. Das Ergeb­nis ist ein­deu­tig: 48 Sei­ten in Hoch­glanz mit ganz viel Putin-Anbe­tung. 5.000 Exem­pla­re von dem „Maga­zin für eine freie Welt“ wur­den nach Anga­ben der anony­men Redak­teu­re gedruckt, 3.000 davon gin­gen in den Ver­sand. In Linz und Wien gab es an unbe­kann­ten Orten die Prä­sen­ta­ti­on der Num­mer 1 – mit ver­wa­ckel­ten Fotos, auf denen man nur erken­nen kann, dass ein paar Dut­zend Leu­te einem Red­ner lau­schen. Alles sehr merk­wür­dig und geheim­nis­voll. Jeden­falls ist da eini­ges Geld im Spiel, das ziem­lich sicher nicht aus den Geld­strümp­fen der bei­den Ver­eins­ob­leu­te stammt.

Auch die Online-Ver­si­on von „Info-direkt“ gibt nicht mehr preis über ihre AutorIn­nen als das Maga­zin. Ein ein­sa­mer Höhe­punkt: der Bei­trag über den „Tod eines Staats­an­walts“. Er läuft als „Kor­re­spon­den­ten­be­richt“. Wer da mit „Info-Direkt“ kor­re­spon­diert, bleibt so geheim wie die Redak­ti­on. Zu Beginn des Bei­trags fin­det sich ein kryp­ti­scher Hin­weis auf die „Agen­zia Telam“. Das wäre die Nach­rich­ten­agen­tur der argen­ti­ni­schen Regie­rung – auch nicht gera­de ein Beleg für jour­na­lis­ti­sche Unab­hän­gig­keit! Wesent­li­cher als die Autoren­schaft ist aller­dings der unver­hoh­len anti­se­mi­ti­sche Grund­ton des Bei­trags. Klar ist, dass der Staats­an­walt (es han­delt sich um Alber­to Nis­man) irgend­wie selbst schuld ist an sei­nem Tod, so der geraun­te Tenor des „Berichts“. Außer­dem habe er auf Wei­sung der USA bzw. Isra­els die unhalt­ba­re Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass der Iran Schuld tra­ge am Atten­tat auf die israe­li­sche Bot­schaft 1992 und auf die jüdi­sche Hilfs­ein­rich­tung AMIA 1994, wo doch hin­läng­lich bewie­sen sei, dass in bei­den Fäl­len die Explo­sio­nen von innen erfolgt seien.


Beim Bom­ben­an­schlag auf das AMIA-Gebäu­de am 18. Juli 1994 in Bue­nos Aires wur­den 85 Men­schen getö­tet und 300 Per­so­nen ver­letzt (Bild: Reuters)

Wie lau­tet das Mot­to von „Info-direkt“? „Nicht immer ist das, was wir auf den ers­ten Blick sehen, die gan­ze Wahr­heit.“ Das ist bei die­sem Maga­zin tat­säch­lich so. Aber beim genaue­ren Blick wird das Amal­gam aus Anti­se­mi­tis­mus, Ver­schwö­rungs­theo­rien, Rechts­extre­mis­mus und Putin-Anbe­tung nicht bes­ser, son­dern immer unerträglicher.

Jetzt sind wir tat­säch­lich nicht ein­mal mehr neu­gie­rig, wer da bei den Prä­sen­ta­tio­nen der Num­mer zwei neben dem Det­lef Wim­mer noch auf­tau­chen wird. Wir haben so eine dump­fe Ahnung, dass den Jungs vom BfJ das Maga­zin nicht zufäl­lig so gut gefällt.