Richard Pfingstl kann es nicht lassen. Der ehemalige RFJ-Funktionär und Burschenschafter, der seit Jahren in der Neonazi-Szene aktiv ist, versucht sich in der Reanimierung von „alpen-donau.info“. Seit Mitte Jänner ist er mit einer gleichnamigen Seite auf Facebook, seit 17. Februar ist der einschlägige Blog online. Pfingstl geht es damit in erster Linie um Selbstverteidigung.
Richard Pfingstl (25) ist schon seit einigen Jahren in der Neonazi-Szene aktiv. 2007 war er beim Sommerfest des Bundes Freier Jugend (BFJ) in Steinbach/Ziehberg mit Küssel und Budin unterwegs. 2009 verschickte er im Namen des RFJ Graz ein heftiges Mail, in dem er für die „Falter“-Redakteure eine Nasen- und Anuskontrolle empfahl. Das Mail führte zu einem Funktionsverbot und einem Ausschlussverfahren im RFJ. Aus der Burschenschaft Germania war Pfingstl anscheinend schon zuvor wegen unehrenhaften Verhaltens ausgeschlossen worden.
⇒ Der RSD der Alpen-Donau-Mur-Nazis
Ein Jahr später fogten die offen gewalttätigen Auftritte von Pfingstl: Ende Jänner 2010 stürmte er gemeinsam mit andern Neonazis eine Geburtstagsfeier im Grazer Lokal „Zeppelin“. Die Anklage warf ihm und anderen nicht nur NS-Wiederbetätigung, sondern auch schwere Körperverletzung vor. Im Juni 2010 folgte dann ein Auftritt bei einer Public-Viewing-Veranstaltung in Graz zur Fußball-WM: Die Anklage warf Pfingstl und den anderen Beteiligten NS-Wiederbetätigung vor, weil sie Sprüche wie „SS-SA – wir sind wieder da“ skandiert hatten. Auch bei diesem Vorfall gab es eine schwere Körperverletzung, für die ein Nazi-Hooligan verurteilt wurde. Pfingstl wurde in beiden Verfahren 2012 in erster Instanz schuldig gesprochen: wegen NS-Wiederbetätigung und wegen schwerer gemeinschaftlich begangener Körperverletzung. Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Seit Juli 2012 wird, wie Pfingstl auf seinem neu eingerichteten alpen-donau.info-Blog einräumt, gegen ihn auch wegen seiner Beteiligung am „alten“ alpen.donau- forum (alinfodo) ermittelt. Pfingstl steht im Verdacht, das Forum eingerichtet bzw. administriert zu haben. Auf seinem neuen Blog alpen-donau.info vermeidet Pfingstl bislang jede Konfrontation mit dem NS-Verbotsgesetz bzw. dem Strafrecht – ein gravierender Unterschied zur alten Seite, die fast täglich mit rassistischer Hetze und Drohungen voll war. Hauptzweck des Blogs scheint bislang die etwas weinerliche Auseinandersetzung mit dem NS-Verbotsgesetz und der Aufruf zu Spendengeldern für die inhaftierten Neonazis zu sein.
Die gleichnamige Facebook-Seite, ebenfalls von Pfingstl eingerichtet, hat zwar seit Jänner 144 „Gefällt mir“-Meldungen, aber sonst kaum Frequenz. Offen bleibt nach wie vor, wann es endlich zu einer Anklage gegen die steirischen Mitbetreiber der alten alpen-donau-Seite kommt.