Rund 100 antisemitische Kommentare fanden sich wochenlang unter einem Facebook-Posting des Ersten Nationalratspräsidenten Walter Rosenkranz. Nach einer Anfrage des „Standard“ (9.5.25) wurde erstmals bereinigt, allerdings sehr zögerlich und mit dem Resultat, dass eine große Menge der kritisierten Kommentare den ersten Waschgang überlebten, also wieder „durchgerutscht“ waren. Selbst vermutlich strafrechtlich relevante Auswüchse blieben zunächst teilweise stehen.
Dann erfolgte ein nächster Waschgang, es verschwanden wieder einige antisemitische Kommentare, jedoch erneut bei weitem nicht alle. Der FPÖ-Gemeinderat Thomas Hardteck war mit seiner Falschbehauptung, Juden würden keine Steuern zahlen, weiterhin vertreten, oder etwa Lorenz K., der sich darüber echauffierte, dass den Juden „die Ärsche geleckt“ würden.
Im bislang letzten Waschgang griff die Moderation auf Rosenkranz‘ Facebook-Seite härter durch und löschte viel, aber nicht alles. Die blaue Fangemeinschaft darf sich weiter daran stoßen, dass die IKG Förderungen erhält, denn, so die Meinung zur Kritik der Kultusgemeinde an Rosenkranz: „Fürchten sie um ihr Geld oder worum geht es der Kultusgemeinde eigentlich?“ Auch das geht offenbar problemlos durch (alle Fehler im Original):
„Eine Frechheit was sich duese Juden erlauben und Lügen verbreiten dazu noch Ausgrenzung ohne Grund!!!“
„Jetzt fangen die Österreicher wirklich an die Juden zu hassen. Das tun sie sich alles selber um den Linken die politische Macht zu untermauern.“
„Manche Menschen sollten besser nicht in Österreich leben, wenn sie weiter Nur Unfrieden stiften !“
Jedenfalls hat es nun alle Rosenkranz-kritischen Kommentare erwischt. Da ist ausnahmslos keiner mehr „durchgerutscht“.
Der FPÖ „durchgerutscht“
Norbert Hofer darf sich auf seine Fahnen heften, der erste gewesen zu sein, dem bei seinem Facebook-Profil etwas „durchgerutscht“ ist. Er war mit der Hardcore-Neonazi-Tante Amanda Alice Maravelia „befreundet“, die für alle sichtbar mit NS-Parolen auffällig geworden ist. Hofer darauf angesprochen: „Das darf nicht sein. Die ist mir durchgerutscht, ich lösche sie sofort.“ (zit. nach derstandard.at, 22.9.11) Hofer wirkte mit der Verwendung des Ausdrucks „durchgerutscht“ gewissermaßen stilprägend.
Als der damalige Pressesprecher der FPÖ Wien, Stefan G., 2012 auf seine Facebook-Freundschaft mit dem bekennenden Neonazi Gerhard Ittner angesprochen wurde, erklärte der FPÖ-Mann dem „Kurier“: Wahrscheinlich sei ihm eine Freundschaftsanfrage „durchgerutscht“, die nicht hätte durchrutschen sollen: „Bei mehr als 1500 ‚Freunden‘ könne das passieren.“ „Durchgerutscht“ waren G. noch eine Reihe weiterer Nazis, mit denen er auf Facebook befreundet war. Wenige Monate später verlor er seinen Job, weil ihm auch einschlägige Zitate „durchgerutscht“ waren. Damit war länger Pause mit dem „Durchgerutscht“, bis der Begriff vom Pressesprecher des Nationalratspräsidenten wieder aus der Mottenkiste geholt wurde.
Im „Standard“-Forum kommentierte man das so:
wieder was gelernt: Wie nennt man es, wenn 100 Einzelfälle auf einmal am selben Ort auftauchen? »Durchrutschen«! – Vielleicht wird der Volkskanzler dann auch „Durchrutschparolen” ausgeben.
Postings im Standard-Forum zu Rosenkranz’ durchgerutschten Kommentaren