Der Ball ist mittlerweile vom WKR- zum Akademikerball der FPÖ mutiert, die Akademiker lassen jedoch eher aus und werden durch gemeines FPÖ-Publikum und andere der FPÖ zugewandte Personen ersetzt.
Heuer war kein verurteilter und bekannter rechtsextremer Straftäter wie Jean Marie Le Pen beim Ball – er ist kurz vorher gestorben. Darf er Nazi genannt werden (immerhin war er Holocaustleugner) oder „nur“ Neofaschist? Alexander Dugin, ein anderer Ballbesucher, ist jedenfalls Faschist, fehlte in diesem Jahr aber auch. Die Spitzenfunktionäre der neonazistischen NPD (jetzt „Die Heimat“) waren heuer auch nicht präsent, wurden aber durch solche der „als in Teilen gesichert rechtsextremen“ AfD ersetzt.
Die mittlerweile beim rechten Regionalsender RTV gelandete Edith Brötzner, seit der Pandemie Wanderpokal durch die rechtsextreme Medienlandschaft Oberösterreichs und mittlerweile bei RTV gelandet, sah den Wald vor lauter Bäumen nicht und flötete in die Kamera: „Nazis und Rechtsextreme habe ich aber dort keine gesichtet. Dafür jede Menge nette Menschen.“ Das kommt auf den Standpunkt und die Sehschärfe an, aber sie hat schon irgendwie recht: Da frau nicht die Männer-WCs betreten und dort die Jungburschis sehen konnte, die Klo-Selfies mit dem rassistischen und rechtsextremen White Power-Zeichen anfertigten, blieben ihr diese Einsichten verborgen.
Und ganz ehrlich: Wer in Österreich kennt schon die diversen AfD-Abgeordneten, die sich heuer am Ball tummelten und von „korpokritik“ in einem Tweet angeführt wurden? Frau Brötzner kennt auch Yannick Wagemann alias „Tim Ziegler“ nicht. Schließlich hat der Identitäre das White Power-Zeichen nur neben Herbert Kickl gezeigt und nicht am Ball!


Der Kubitschek-Sohn, der erst vor kurzem acht Monate bedingt wegen gefährlicher Körperverletzung eingefangen hat, war vermutlich auch in der „Menge netter Menschen“, die Brötzner gesichtet hat.
Jetzt stehlen die Deutschen Sellner beim Akademikerball auch noch die Show. #w0703
— Markus Sulzbacher (@msulzbacher.bsky.social) 7. März 2025 um 21:46
Detto Hannes Brejcha, Organisator vieler Corona-Demos mit Nazis und anderen Rechtsextremen („Fairdenken“), der sich vor seinem Ballbesuch kummervoll fragte: „Werde ich der einzige Nicht-Nazi sein?“ Wir wissen es nicht! Um den elitären Stallgeruch des „FPÖ-Akademikerballs“ zu vermeiden, dessen Name mit dem tatsächlichen Publikum wenig gemein hat, empfehlen wir dringend eine Neu-Etikettierung. Wie wär’s mit der dialektalen Variante von „kein Akademikerball”, also Kakademikerball?

➡️ Fotos zum Event gibt’s bei Theo Winkler auf Flickr