Der professionalisierte Fake News-Lieferant Stefan Magnet ist mal wieder empört, was nicht überrascht, da Dauerempörung sein Geschäftsmodell ist. Wenn es keinen Anlass gibt, erfindet er einfach einen. Der aktuelle Grund für Magnets Aufregung ist die „Lex AUF1“, wie er eine längst überfällige Änderung der Vereinsrichtlinien nennt. Diese besagt, dass als gemeinnützig definierte Vereine künftig schwerer steuerliche Vorteile in Anspruch nehmen können. Für Vereine im Bereich der Erwachsenenbildung – wozu auch „journalistische Betätigung“ zählt – ist nun die Einhaltung anerkannter journalistischer Grundsätze erforderlich, wie etwa der Ehrenkodex des österreichischen Presserats. „Die Verbreitung von Desinformation, Fake News und Propaganda ist jedenfalls nicht gemeinnützig“, heißt es auf der Website des Finanzministeriums. Der „Falter“ (4.3.25) hat zusammen mit „Kobuk“ aufgegriffen, was das für „AUF1“, das von der Verbreitung von Desinformation geradezu lebt, bedeuten wird.
Schon Ende Februar waren Fake News der Grund, dass AUF1 vom Hosting-Unternehmen Hetzner die rote Karte erhalten hatte. Ein reddit-User übermittelte an die „Hetzner online GmbH” einen „abuse-report” mit der Begründung „Spreads misinformation”. Hetzner sperrte daraufhin die AUF1-IP-Adresse, und AUF1 musste mit seiner Website umziehen.

Laut den Statuten verfolgt der AUF1-Trägerverein ausschließlich gemeinnützige Zwecke, wie „Kobuk“ recherchiert hat. Diese Einstufung bringt steuerliche Vorteile mit sich. Vereine dürfen Bildungsarbeit leisten, die auf einer bestimmten politischen oder weltanschaulichen Grundlage basiert, müssen dabei jedoch anerkannte journalistische Standards einhalten. Der auf Vereine spezialisierte Jurist Thomas Höhne erläutert die Konsequenzen: „‚Somit ist klar, dass der Staat die Verbreitung von Fake News so, wie es AUF1 macht, nicht für gesellschaftlich nützlich hält.‘ Die Plattform [AUF1] muss zukünftig die Standards ihrer Berichterstattung deutlich professionalisieren – oder mehr Steuern zahlen.“ „Kobuk“ (7.3.25) Mit diesem „Kniff“ wolle man AUF1 „vernichten“ und den Verein „zerstören“, folgert Magnet in einem am 6. März veröffentlichten Video.
Reichweite: Die Kirche im Dorf lassen
Genüsslich zitiert Magnet in dem Video zahlreiche Passagen aus verschiedenen Medien, die seinem Internet-TV hohe Reichweiten und viel Einfluss zuschreiben. Doch hier sollte man die Kirche im Dorf lassen: Laut „Austrian National Election Study“ (AUTNES) konsumiert nur ein Zehntel aller wahlberechtigten Österreicher*innen AUF1 mindestens einmal pro Woche; das bedeutet im Umkehrschluss, dass neun von zehn dies nicht tun. Vor AUF1 liegen nicht nur andere rechtsextreme Medien (FPÖ-TV, unzensuriert und report24), sondern auch „ZackZack“ und der von der SPÖ betriebene Blog „kontrast.at“. (s. profil.at, 16.1.25)
Jeder achte Wahlberechtigte schaut einmal die Woche „FPÖ TV“. Und rechtsextreme Medien wie „AUF1“ oder „Report24“ erreichen jede Woche ein Zehntel der Wahlberechtigten, zeigen Daten der „Austrian National Election Study“ (AUTNES).
Text mit @irisbonavida.bsky.social
www.profil.at/oesterreich/…
— Max Miller (@maxmiller.bsky.social) 16. Januar 2025 um 18:26
Fake News am laufenden Band
Es bleibt fraglich, ob mit der Konsumation auch nur der Klick auf den Telegram-Kanal gemeint ist, über den Magnet in seinem Video kühn behauptet: „Wir sind ja auch der größte deutschsprachige Telegram-Kanal.“ Und spätestens hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Magnet regt sich darüber auf, dass die ihm und seiner Plattform vorgeworfenen Fake News, die angeblich keine seien, zum Ausschluss von Steuerbegünstigungen führen sollen, und pflastert seine Suada gleichzeitig mit Fake News, die noch dazu sehr leicht zu widerlegen sind.
Laut „telemetrio“ nimmt AUF1 Platz 5 mit knapp 306.000 Abonnent*innen im Ranking der größten deutschsprachigen Telegram-Kanäle ein (Stand 9.5.25), die an der Spitze gereihten Kanäle sind gleich um ein Mehrfaches größer. Aber vielleicht läuft diese Unwahrheit bei Magnet ebenfalls unter „Meinungsfreiheit“?

Richtiggehend dreist wird Magnet in jener Passage des Videos, in der er zum Falter-Artikel über die Änderung der Vereinsrichtlinien kommt. Er zeigt das Falter-Cover mit einem Fotos des neuen Finanzministers und leitet ein, Markus Marterbauer sei „seit Jahrzehnten“ Kolumnist beim Falter. (Das ist ausnahmsweise richtig.) Von dort schwenkt Magnet direkt ins Blattinnere zum Artikel über die „Gesetzesänderung“, die nur eine Richtlinienänderung ist:
Und in einem großzügigen Artikel über zwei Seiten hat man über AUF1 nun einen Bericht geschrieben. Und das ist besonders interessant, weil die Stoßrichtung dorthin geht, was ich ihnen heute berichten möchte. Nämlich, dass man eine Gesetzesänderung vorgenommen hat – zufälligerweise in jenem Ministerium, im Finanzministerium, zuständig beim Falter-Kolumnisten.
Magnet zeigt das Falter-Cover mit Marterbauer (Screenshot AUF1-Video 6.3.25)
Magnet insinuiert also, dass Marterbauer mit der Änderung der Vereinsrichtlinien zu tun gehabt habe. Die Änderungen sind jedoch bereits am 31.1.25 in Kraft getreten, also zu einem Zeitpunkt, als sich die FPÖ noch in Regierungsverhandlungen mit der ÖVP befunden hat und von Marterbauer als Finanzminister noch länger keine Rede war.
Magnet folgert aus den neuen Richtlinien, dass „AUF1“ künftig keine Spenden mehr bekommen könne, was absurd ist, da es ausschließlich darum geht, dass die mit der Gemeinnützigkeit verbundenen Steuervorteile nicht mehr in Anspruch genommen werden können, wenn inhaltliche Qualitätsstandards nicht eingehalten werden. Magnet wird also künftig für seine propagandistische Desinformationsschleuder schlichtweg mehr an den Fiskus abliefern müssen. Dem Staat und damit der Allgemeinheit wird dies zugutekommen.