Was den Anteil an Frauen betrifft, die bei der Nationalratswahl 2024 für die FPÖ gestimmt haben, so liegt er annähernd bei 50 %. Den Gender-Gap bei den Wähler*innen hat die FPÖ damit erstmals überwunden, bei den Abgeordneten noch lange nicht. Nur 13 von den insgesamt 57 Abgeordneten sind Frauen, ihr Anteil liegt damit bei 22,8 %. Nach der Wahl vor 25 Jahren, 1999, bei der die (Haider-)FPÖ mit 52 Mandaten fast so stark vertreten war wie 2024, lag der Frauenanteil mit 11 Frauen und 21,1 % nur unwesentlich niedriger.
Je weniger Mandate für die FPÖ, desto höher der Frauenanteil im Nationalrat
Dass der Frauenanteil im FPÖ-NR-Klub in den Wahlperioden dazwischen noch niedriger war – in der letzten Periode mit 4 Frauen (bzw. 13,33 %) bei 30 Abgeordneten sogar einen Tiefpunkt erreichte – , macht umso deutlicher, dass Frauen in dieser Partei wenig zu sagen haben. Die Einführung des Reißverschluss-Prinzips nur auf der Bundesliste hat die Männerdominanz auf den Landes- und Regionalwahlkreislisten nur marginal korrigieren können, war also in erster Linie für die Auslage bestimmt: Just for show! Die hohe Mandatszahl der FPÖ und ihr niedriger Frauenanteil drücken die Frauenquote im neuen Nationalrat auf 36 %, während sie 2019 bei 39 % lag. Eine niedrige Mandatszahl für die FPÖ korreliert also mit höherem Frauenanteil.
Ein Drittel Korporierte
Ganz im Gegensatz zur kümmerlichen Frauenquote ist der Einfluss korporierter Männer, vor allem der deutschnationalen und schlagenden Burschenschafter, fast unverändert hoch geblieben: Von den 57 Blauen sind nach SdR-Recherchen 18 Angehörige von Korporationen, also fast ein Drittel.
Während Frauen deutlich unterrepräsentiert sind, stellen die pennalen und/oder akademischen Burschenschafter im FPÖ-Klub mit 14 Abgeordneten schon aufgrund ihrer deutschnationalen und deutlich rechtsextremen Ideologie einen bedeutenden Machtfaktor innerhalb des Klubs dar. Dazu kommen noch drei Abgeordnete, die Mitglieder von akademischen Corps sind (die in Österreich ebenfalls eine deutlich deutschnationale Einfärbung haben) und zwei, die in Mitgliedsbünden des Mittelschüler-Kartellverbandes (MKV) eingeschrieben sind. Einzelne Mitgliedsbünde des katholischen MKV haben ebenfalls eine wahrnehmbare blaue Schlagseite.
Der Blick auf den dominierenden Anteil der Korporierten innerhalb des FPÖ-Klubs darf nicht verstellen, dass es unter den sonstigen Abgeordneten auch noch etliche mit einer deutlich rechtsextremen Prägung gibt. Und: Nicht alle Korporierten, vor allem die pennalen Burschenschafter, bekennen sich offen zu ihre Mitgliedschaft.
Michael Schnedlitz, Generalsekretär der FPÖ, macht aus seinem ungetrübten Verhältnis zu den rechtsextremen Identitären und zu rechtsextremen Symbolen wie dem White-Power-Gruß kein Geheimnis. Sebastian Schwaighofer, Jung-Abgeordneter aus Salzburg, und einige weibliche Abgeordnete verbindet ein persönliches Nahverhältnis mit Burschenschaftern. Auch noch eine Erwähnung wert: die eindeutig als Neoliberale zu punzierende Abgeordnete Barbara Kolm.
Die Liste der FPÖ-Korporierten im Nationalrat (Stand: 24.10.24; letztes Update 26.2.25)
Legende: aB = akademische Burschenschaft, pB = pennale Burschenschaft, AGV = Alte gymnasiale Verbindung, aC = akademisches Corps, pC = pennales Corps , fsB ‑fachstudentische Burschenschaft, k.ö.St.V. =katholische österreichische Studentenverbindung
Amesbauer Hannes: aB Oberösterreicher Germanen in Wien (Eigenbezeichnung „Obergermanen“)
Brückl Hermann: pB Scardonia zu Schärding, pB Markomannia Eisenstadt
Darmann Gernot: pB Tauriska zu Klagenfurt, früher MKV
Graf Martin: aB Olympia Wien
Hafenecker Christian: aB Nibelungia Wien
Hofer Norbert: pB Marko-Germania zu Pinkafeld
Kaniak Gerhard: aB Albia Wien
Kassegger Axel: aB Germania zu Graz, aB Thessalia Prag zu Bayreuth, aB Graeciana
Litzke Manuel: aB Aldania Wien
Mölzer Wendelin: aC Vandalia Graz, C Suevia München, pB Arminia Villach
Nemeth Norbert: aB Olympia Wien, pB Vandalia Wien
Oberlechner Michael: k.ö.St.V. Jung-Dietrich (MKV)
Reifenberger Volker: aC Teutonia Graz, aC Frankonia-Brünn Salzburg, AGV Rugia Salzburg
Rosenkranz Walter: aB Libertas Wien, pB Rugia Krems
Schiefer Arnold: aB Teutonia Wien, AGV Rugia Salzburg
Schilchegger Michael: aB Arminia Czernowitz
Stefan Harald: pB Gothia Meran (ausgetreten aB Olympia Wien)
Thau Harald: fsB Wiking zu Mödling
Weinzierl Maximilian: k.ö.St.V. Thuringia Wien (MKV)
Zanger Wolfgang: aC Vandalia Graz, pC Austria Knittelfeld
Update 8.11.24: Der Vorarlberger Manuel Litzke wurde der Liste hinzugefügt. Mit ihm erhöht sich der Anteil der Korporierten im FPÖ-Nationalratsklub auf 35%. (Wurde im Text entsprechend nachkorrigiert.)
Updae 20.12.24: Da Amesbauer in die steirische Landesregierung gewechselt ist, reduziert sich die Anzahl der Korporierten auf 19. (Wurde im Text entsprechend nachkorrigiert.)
Update 26.2.25: Norbert Hofer hat auf sein Mandat im Nationalrat verzichtet. Daher reduziert sich die Anzahl der Korporierten auf 18. (Wurde im Text entsprechend nachkorrigiert.)