Stallhofen ist fest in ÖVP-Hand: Sie hält dort 13 von 21 Mandaten, vier gehören der FPÖ. Einen Sitz hat Ewald Ortner 2022 ergattert, nachdem es innerhalb der blauen Fraktion einen Rücktritt gegeben hatte. Ortners Facebook-Account ist voll von magenumdrehenden „Überraschungen“ – weniger in der letzten Zeit, denn da teilt er hauptsächlich Postings seiner FPÖ Stallhofen, bei denen oft auch Markus Leinfellner zu sehen ist. Der Bundesrat und Bezirksparteiobmann wurde kürzlich durch seinen an Stupidität und Gehässigkeit kaum zu überbietenden Schweinefleisch-Sager auffällig und dafür angezeigt. Aber er passt zu Ortners tiefem Niveau.
Ewald Ortner und die „Zahnfee“
Leinfellner reagiert immer wieder auf Ortners Postings – so auch auf jenes vom 11. Oktober 2011. Da präsentiert Ortner, der passenderweise als Security beschäftigt war oder noch immer ist, sein neuestes Tattoo: einen Schlagring mit dem Schriftzug „Zahnfee“ darunter. Leinfellner kommentiert: „echt geil“
Zahnfee-Postings folgen in Ortners Timeline eine Reihe weiterer, etwa am 1. Dezember 2012: „Ich bin die Zahnfee !!! Kein Schwanz wird so hart wie das Leben. Ich polier dir die Fresse!!!“ Der Zahnfee-Schlagring ziert nicht nur Ortners rechten Arm, sondern auch sein aktuelles Headerbild.
Das Zahnfee-Motiv in Kombination mit einem Schlagring wird im gewaltaffinen, sehr oft rechtsextremen Milieu verwendet. 2010 wurde bekannt, dass die Neonazis von „Objekt 21“ in ihrem Internetversand einen Hoodie im Angebot hatten, auf dem vorne das Logo „O21“ und hinten der Zahnfee-Schlagring aufgedruckt war.
Sexualisierte Postings
Vulgär, um es euphemistisch auszudrücken, geht’s abseits der Schlagring-Postings weiter. 2012 bietet Ortner ein Foto einer knienden übergewichtigen Frau, die am Hosentürl eines vor ihr stehenden Mannes hantiert. Der Text: „Don’t do it! She’s not horny. She’s hungry.” Ebenfalls 2012 postet Ortner: „Ich würde nicht gerade Schlampe zu ihr sagen. Öffentliches Verkehrsmittel trifft es viel besser.“ 2013 folgt ein degoutantes Foto der Genitalien eines Mannes mit einem Elefantenkopf-Tattoo darüber. „My new tattoo“, schreibt Ortner mit Zwinker-Smiley dazu. Ob hier Ortners Elefanten“rüssel“ dargeboten wird (im Titelbild von SdR verdeckt) oder der eines anderen Mannes, will vermutlich kaum jemand überprüfen.
Ortner, das Eiserne Kreuz und die 7. Panzer-Division
Das Eiserne Kreuz ist keine Erfindung des Nationalsozialismus, wurde damals aber anlässlich des Überfalls von Nazi-Deutschland auf Polen am 1. September 1939 als „Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes“ von Adolf Hitler neu gestiftet. Motive mit dem Eisernen Kreuz sind daher auch im Neonazi-Milieu zu finden – sehr oft in Form von Tattoos und in Kombination mit der Reichskriegsflagge. Beides ist auch bei Ewald Ortners Facebook-Profil zu sehen. Die Reichskriegsflagge ist Teil eines Tattoos, von dem Ortner 2016 ein Foto postet: „Fertig“, textet er dazu. Wie die SS-runenähnliche Stecherei in der Reichskriegsdarstellung zu deuten ist, können wir aufgrund der schlechten Qualität des Bildes nicht mit Sicherheit beurteilen. (Update 1.6.24: Das Tattoo soll wohl das Cover des Albums „1916” der Band Motörhead darstellen.)
Ortner führt auch gerne seine T‑Shirts vor – mehrfach solche von der US-amerikanischen Marke „West Coast Chopper“. Der Label-Inhaber Jesse James ist durch die Verwendung von Motiven, die immer wieder einen Anklang an Nazi-Deutschland aufweisen, regelmäßig mit Neonazi-Vorwürfen konfrontiert. In die Kritik geraten war auch ein West Coast Logo, das an das Eiserne Kreuz erinnert (das James jedoch als das deutlich anders aussehende Malteserkreuz gedeutet haben will). 2014 postet Ortner ein Foto, das ihn in Boxerpose und Schlagring-Tattoo und mit einem Ring, auf dem das Eiserne Kreuz zu sehen ist, zeigt. Auch dafür erhält er ein Like von Leinfellner.
Bereits einige Jahre vorher zeigt Ortner, was er „Hihihi“ findet: ein Foto der 7. Panzer-Division mit dem Text: „Wer gewann die erste Tour de France? Die 7.Deutsche Panzerdivision“ Das Meme spielt auf jene Panzer-Division an, die unter der Führung von Erwin Rommel 1940 in Frankreich eingefallen ist.
Fragt sich nur noch, warum jemand, der in ein politisches Amt geht, alte, mehr als peinliche Social Media-Einträge nicht löscht und noch viel mehr, warum so jemand überhaupt ein politisches Amt bekleiden darf? Weil in der FPÖ offenbar alles geht?
Wir halten fest, dass wir alle hier zitierten Postings/Kommentare gerichtstauglich gesichert haben.
➡️ Zur Serie: Tatort Facebook: Täglich 1 FPÖ-Fail