Die Passauer Burschenschaft „Markomannia Wien zu Deggendorf und Passau“ musste bereits vollenden, was der Würzburger „Teutonia Prag“ nun droht: die Auflösung. Beide Verbindungen standen jahrelang wegen ihrer rechtsextremen Umtriebe in der Kritik. Details aus erster Hand zu beiden Burschenschaften brachte die wie immer bestens informierte „Autonome Antifa Freiburg“:
Es brauchte vier Jahre – von Anfang 2019 bis Ende 2023 – bis die „Markomannia Wien“ unter dem Druck antifaschistischer Recherchepublikationen und Interventionen aufgab. Sie verlor in dieser Zeit ihre Räume in Passau und Deggendorf, der Nachwuchs blieb aus und die halbe Aktivitas trat im Herbst 2020 nach „internem Streit“ aus. (…) Die „Altherrenschaft“ (…) fusionierte Ende Dezember 2023 mit der „Wiener akademischen Burschenschaft Bruna Sudetia“ zur „Wiener akademischen Burschenschaft Bruna Markomannia“. (autonome-antifa.org, 19.1.24)
Die Zuwanderung der heimatlos gewordenen Alten Herren dürfte der „Bruna Sudetia” sehr gelegen kommen, da sie wie andere Verbindungen auch über Nachwuchsschwund und damit auch an Geldgebern zu klagen hat. Einer „Stoppt die Rechten“ vorliegenden Mitteilung zufolge wird die neu gemixte „Bruna Markomannia” ihren Vereinigungskommers am 27. April in Wien abhalten.
Teutonen vom Regen in die Traufe?
Ein von der „Autonomen Antifa Freiburg“ geleakter Brief von 25 Alten Herren der in Würzburg ansässigen „Teutonia Prag“ hat für einigen Wirbel gesorgt. Demzufolge haben die Alt-Teutonen ihre Stammburschenschaft aus Protest gegen die Vereinnahmung ihrer Korporation für AfD-Agenden verlassen und indirekt bei ihren Kartellbrüdern von der Wiener Albia und der Grazer Arminia um Asyl angesucht. Sie schreiben von „Unehrlichkeit, mangelnder Charakterfestigkeit und einem Wegbrechen unserer Wertegemeinschaft“ und kritisieren, allerdings freundlich umschrieben, die Nazi-Umtriebe innerhalb der Verbindung, die nach einem Hinweis vom österreichischen Verfassungsschutz im September 2023 zu einer Hausdurchsuchung und zu Ermittlungen gegen einzelne Mitglieder, darunter Daniel Halemba, AfD-Abgeordneter im Bayerischen Landtag, geführt hatten:
Im Ergebnis ist Teutonia zu einem Instrument und einer Plattform einer einzigen politischen Partei geworden. Dies geht einher mit einer zunehmenden Radikalisierung und weltanschaulichen Verengung, welche eine differenzierte Antwort auf die Probleme Deutschlands in einer sich derzeit im Wandel befindlichen Parteienlandschaft verunmöglicht. (…) Wir fühlen uns jedoch auch weiterhin den Kartellburschenschaften Albia und Arminia verbunden. (…) Wir streben in jedem Fall eine weitergehende burschenschaftliche Betätigung an, wobei wir eine diesbezügliche Möglichkeit der Abstimmung mit Albia und Arminia begrüssen würden. (zit. nach autonome-antifa.org, 3.3.24)
Nachdem den Herren bekannt sein müsste, dass auch bei den Wiener Alben im Frühjahr 2023 eine Hausdurchsuchung wegen des Verdachts auf Wiederbetätigung stattgefunden hatte, fragt sich, was die flüchtigen Teutonen antreibt, verbindungsmäßig ausgerechnet zur Albia abwandern zu wollen, zumal die vom DÖW nicht nur als rechtsextrem eingestuft, sondern auch als „Kaderschmiede“ insbesondere für die Wiener FPÖ beschrieben wird. Der Umgewöhnungsbedarf würde für die flüchtigen Prager Teutonen im Falle einer Aufnahme im Schoß der Albia jedenfalls nicht allzu groß sein. Für die „Teutonia Prag” könnte der Exodus ihrer finanzkräftigen Alten Herren jedoch das Aus bedeuten.
FPÖ und AfD als Jobmaschine für Rechtsextreme
Wie die FPÖ in Österreich gilt auch in Deutschland die AfD als „Jobmaschine für Burschenschafter”. Zur Zeit von Türkis-Blau tummelten sich alleine in den Kabinetten der FPÖ-Ministerien 13 Korporierte als Mitarbeiter. Überhaupt, auch das überrascht nicht, sind FPÖ und AfD Jobmaschinen für Rechtsextreme jeder Provinienz.
Einer Recherche des „Bayrischen Rundfunk“ (BR) zufolge, beschäftigt die AfD im Bundestag mehr als 100 Mitarbeiter*innen, die in vom deutschen Verfassungsschutz als rechtsextrem, also verfassungsfeindlich, eingestuften Organisationen aktiv sind. Darunter sind Aktivisten der „Identitären Bewegung“, Personen aus der „Reichsbürger“-Szene, Ideologen der sogenannten „Neuen Rechten“ und auch Neonazis. Mehr als die Hälfte der AfD-Abgeordneten unterhält Beschäftigungsverhältnisse dieser Art, darunter auch die Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla. Der BR stützt seine Recherche auf interne Namenslisten aus dem Bundestag.