Lesezeit: 3 Minuten

Das „Pech” des Herbert Fritz

Gut gelaunt gab der aus einem afgha­ni­schen Gefäng­nis frei­ge­las­se­ne 84-jäh­ri­ge Neo­na­zi Her­bert Fritz bereits in Doha (Katar) und bei sei­ner Ankunft in Wien Inter­views. Sei­ne Ver­haf­tung in Afgha­ni­stan sei „Pech” gewe­sen. Er wol­le wie­der ins Land rei­sen, war sei­ne ers­te Reak­ti­on – die er aller­dings weni­ge Stun­den spä­ter modifizierte.

27. Feb 2024
Herbert Fritz (mit roter Kappe) bei einer Demonstration der Identitären in Wien 2021 (Foto: Markus Sulzbacher https://x.com/msulzbacher/status/1706280539794047110?s=20)
Herbert Fritz (mit roter Kappe) bei einer Demonstration der Identitären in Wien 2021 (Foto: Markus Sulzbacher https://x.com/msulzbacher/status/1706280539794047110?s=20)

Dass Her­bert Fritz unbe­lehr­bar ist, hat er über Jahr­zehn­te hin­weg immer wie­der unter Beweis gestellt. Bereits im Jahr 1993 hat­te der damai­li­ge Abge­ord­ne­te der Grü­nen, Man­fred Srb, in einer par­la­men­ta­ri­schen Anfra­ge ange­führt, dass Fritz „seit mehr als 30 Jah­ren in der neo­na­zis­ti­se­hen und rechts­extre­men Sze­ne Öster­reichs führend tätig [ist], und er ist aus zahl­rei­chen Publi­ka­tio­nen, Zei­tun­gen, Poli­zei­be­rich­ten und Gerichts­ur­tei­len bekannt”. Letz­ten Juni war Fritz in Afgha­ni­stan fest­ge­nom­men und inhaf­tiert wor­den. Die Iro­nie dabei: Fritz emp­fahl weni­ge Mona­te zuvor Afgha­ni­stan als siche­res Urlaubsland.

Herbert Fritz empfiehlt im Jänner 2023 "Urlaub bei den Taliban" (28.1.23)
Her­bert Fritz emp­fiehlt im Jän­ner 2023 „Urlaub bei den Tali­ban” (28.1.23)

Rechts­extre­me und Neo­na­zis began­nen bald, für eine Frei­las­sung von Fritz zu lob­by­ie­ren – mit dem Höhe­punkt, dass eine Dele­ga­ti­on der u.a. And­res Möl­zer und Johan­nes Hüb­ner ange­hör­ten, beim Tali­ban-Außen­mi­nis­ter Amir Khan Mut­ta­qi vor­spra­chen, um Fritz’ Frei­las­sung zu errei­chen – erfolg­los! Gro­ße Auf­re­gung herrsch­te um die Bedin­gun­gen, denen Fritz in der Haft aus­ge­setzt gewe­sen sei. Mahn­wa­chen wur­den ver­an­stal­tet, eine mäßig erfolg­rei­che Peti­ti­on auf­ge­setzt und im FPÖ-nahen rechts­extre­men Medi­um „unzen­su­riert“ (5.12.23) war von unwür­di­gen Haft­be­din­gun­gen von „aku­ter Lebens­ge­fahr“ für Fritz die Rede, samt dem Vor­wurf, das öster­rei­chi­sche Außen­mi­nis­te­ri­um unter­neh­me nichts für den gefan­ge­nen Österreicher.

Am Sonn­tag, 25.2.24, kam aus dem Außen­mi­nis­te­ri­um eine uner­war­te­te Pres­se­mel­dung:

Wir freu­en uns mit­zu­tei­len, dass der seit Mai 2023 in Afgha­ni­stan inhaf­tier­te 84-jäh­ri­ge öster­rei­chi­sche Staats­bür­ger Her­bert Fritz seit heu­te in Frei­heit ist. Er konn­te Afgha­ni­stan bereits ver­las­sen und ist am Nach­mit­tag im kata­ri­schen Doha gelan­det. (…) Gemein­sam mit dem Bun­des­kanz­ler­amt und unse­ren inter­na­tio­na­len Part­nern haben wir uns seit Mai 2023 beharr­lich für sei­ne Frei­las­sung ein­ge­setzt. Wir dan­ken ins­be­son­de­re unse­ren Part­nern in Katar und der EU-Ver­tre­tung in Kabul für die dis­kre­te und ver­trau­ens­vol­le Zusammenarbeit.

In Doha ange­kom­men, gab Her­bert Fritz bereits ers­te Inter­views. Er, so zitiert ihn der Spie­gel (26.2.24) „habe ‚Pech’ gehabt, wol­le aber dort­hin [Afgha­ni­stan] zurück­keh­ren”. Auf sei­nem Weg nach Wien wird Fritz nun doch gedäm­mert sein, dass die Äuße­rung zu sei­ner Rück­kehr­ab­sicht wenig güns­tig gewe­sen sein könn­te. „Ich den­ke, es war Pech, aber zum Wohl mei­ner Fami­lie möch­te ich nicht mehr hin­rei­sen“, sag­te der rechts­extre­me Autor bei sei­ner Ankunft in Wien. (…) Die Haft­be­din­gun­gen waren aber ‚in Ord­nung’: ‚Ich muss­te kei­nen Hun­ger lei­den, es gab genug zu essen’ ”, erzähl­te er gegen­über der „Kro­ne” – womit er den dra­ma­ti­schen Schil­de­run­gen sei­ner Freun­de von „unzen­su­riert” & Co widersprach.

Gut gelaunt gab der aus einem afgha­ni­schen Gefäng­nis frei­ge­las­se­ne 84-jäh­ri­ge Her­bert Fritz bereits in Doha (Katar) und bei sei­ner Ankunft in Wien Inter­views. Er habe bei sei­ner Ver­haf­tung in Afgha­ni­stan Pech gehabt und wol­le wie­der ins Land rei­sen, war sei­ne ers­te Reak­ti­on, die er aller­d­insg weni­ge Stun­den spä­ter modifizierte.

Was nun tat­säch­lich stimmt, kön­nen wir nicht beur­tei­len. Jedoch schon, dass sich eine auf einen Rechts­staat auf­ge­bau­te Diplo­ma­tie für die Frei­las­sung aller Staats­an­ge­hö­ri­gen ein­zu­set­zen hat, die unter nicht-rechts­staat­li­chen Bedin­gun­gen irgend­wo fest­ge­hal­ten wer­den. Auch, wenn es sich um Neo­na­zis han­delt. Und auch, wenn nun gera­de jene Fritz’ Frei­las­sung als Sieg abfei­ern, die ansons­ten von Rechts­staat­lich­keit wenig oder gar nichts halten.

Wäh­rend der Rechts­au­ßen-Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­te Mar­tin Graf Fritz gleich bei des­sen Ankunft emp­fing, zei­gen offen agie­ren­de Neo­na­zis via Tele­gram ihren Ärger (nicht nur) über die FPÖ: „Anders als von der ÖVP dar­ge­stellt, inter­es­sier­te sich die Repu­blik Öster­reich wenig für ihren Staats­bür­ger. Auch Neu­rech­te und Patrio­ten sowie die FPÖ ent­deck­ten erst sehr spät ihre Soli­da­ri­tät mit Dr. Fritz.” Und Fritz selbst gab direkt nach sei­ner Ankunft der rechts­extre­men Faken­ews-Schleu­der AUF1 ein Inter­view. Es besteht kein Zwei­fel, dass er sei­ne jüngs­ten Erleb­nis­be­rich­te bei wei­te­ren rechts­extre­men Medi­en anbrin­gen wird.