Eine der lautesten und reichweitenstärksten Wiener Stimmen gegen Israel ist die vollends in Antisemitismus – und inzwischen mindestens rhetorisch auch in Islamismus – abgedriftete Aktivistin Nicole Schöndorfer. Sie tritt gemeinsam mit BDS und „Dar al Janub“ (siehe Teil II) bei zahlreichen Demos auf und verfügt über eine große Reichweite via Instagram und Twitter. Schöndorfer war als feministische Podcasterin („Darf sie das?“) bekannt geworden und publizierte in Medien wie „Standard“, „TAGEBUCH“, „Freitag“ und „Anschläge“. Inzwischen wurde sie ob ihres offenen Hasses gegen Israel von sämtlichen seriösen Medien gecancelt.
Am Tag nach dem Hamas-Massaker gab sie für ihre etwa 20.000 Instagram-Follower*innen Folgendes zum Besten: „Wir ehren die mehr als 300 Märtyrer von Gaza, die aufgestiegen sind durch die feigen Luftangriffe des zerfallenden zionistischen Gebildes und seiner dezimierten Armee.“ (Schöndorfer zit. nach tageins.at, 13.10.23) Die Formulierung „zionistisches Gebilde“ ist ein Dauerbrenner des antizionistischen Antisemitismus, worin anklingen soll, dass Israel kein „echter“ bzw. legitimer Staat ist (daher „Gebilde“). Und die Glorifizierung von Attentätern als „Märtyrer“ entstammt direkt dem Register des Todes‑, Helden- und auch Männlichkeitskultes islamistischer Attentäter.
Letztere feiert auch die Konvertitin Sarah M., die als eine lautstarke Schlüsselfigur bei sämtlichen der Wiener Demos auftritt, etwa am 18. November, wo sie direkt am Lautsprecherwagen agitierte, umgeben antiimperialistischen Gruppen (darunter „Der Funke“) und von den Türkeiflaggen rechtsnationalistischer Erdogan-Fans. Die 19-jährige Sarah M. ist IS-Anhängerin und außerdem verheiratet mit einem verurteilten IS-Anhänger, wie die Recherchegruppe „kollektiv negativ“ in einem ausführlichen Thread auf X (vormals Twitter) darlegt. In einem TikTok-Livestream wünschte sie sich Adolf Hitler zurück, um den Nahostkonflikt zu lösen.
Eine zentrale Protagonistin der antisemitischen Demos in Wien ist Sarah M. Auf ihrem TikTok-Kanal „palaestina _demos_wien” (früher: „Diediehinterpalästinasteht”) spielt sie nicht nur eine wichtige Rolle in der Mobilisierung in dem sie Aufrufe zu Protesten teilt. pic.twitter.com/f1guE4Drtq
— kollektiv_negativ (@Kollektiv_N) November 29, 2023
In einer wiederum von der „Palästina Solidarität Österreich“ (PSÖ) organisierten Demonstration am 25. November waren unter den Redner*innen die Islamisten Yasser Gowayed und Khalid Willi Ott. Ersterer ist ein Rapper und Dschihad-Fan aus Graz, der bereits im Jahr 2014 wegen antisemitischer Verhetzung verurteilt wurde, u.a., weil er auf Facebook postete, Juden seien eine „gottlose Rasse“. Ott ist ein Profi-Kampfsportler, ebenfalls Islamist und mit Gowayed befreundet. Bevor er im Jahr 2020 zum Islam konvertierte, war Ott dem rechten Spektrum zuzurechnen und gewalttätig:
Seine Affinität zur Gewalt brachten den Islamisten bereits für insgesamt zehn Jahre ins Gefängnis, die letzte Haftstrafe von dreieinhalb Jahren musste er in einem Hochsicherheitsgefängnis verbüßen. Diese dreieinhalb Jahre können auch als Phase der Radikalisierung in das islamistische Milieu angesehen werden. (oera.eu, 2.10.22)
Inzwischen tritt er als Islam-Influencer auf und verbreitet entsprechend islamistisch gefärbte Hetze gegen Israel.
Am Samstag den 25.11.2023 fand in Wien eine von „Palästina Solidarität Österreich” organisierte antisemitische und israelfeindliche Demonstration statt. Etwa 1000 Personen nahmen daran teil. #w2511 pic.twitter.com/P1DCb5w1Pa
— Presseservice Wien (@PresseWien) December 4, 2023
Wir möchten mit diesem Thread auf den bereits wegen antisemitischer Verhetzung und Gutheißung von terroristischen Handlungen verurteilten Islamisten Yasser Gowayed hinweisen, der eine Schlüsselrolle innerhalb der pro-palästinensischen Protestmobilisierungen in Graz einnimmt. pic.twitter.com/42lPUUJdW8
— Österreich Rechtsaußen (@oerechtsaussen) November 6, 2023
Warum dieser Konflikt?
Die Querfront gegen Israel interessiert sich nicht für reales Leid und reale Unterdrückung, sonst müsste sie ja auch gegen die misogyne, LGBTIQ+-feindliche und hyperautoritäre Terrorherrschaft der Hamas sein, deren Fühungskader Millionen veruntreuen und wesentlich dafür verantwortlich sind, dass Gaza zu dem vielzitierten „Freiluftgefängnis“ wurde. Die globale Empörung ist nicht für eine Emanzipation der Palästinenser*innen, sondern gegen den jüdischen Staat. Der DÖW-Mitarbeiter Bernhard Weidinger hat am Beispiel der antiisraelischen Agitation an der „Central European University“ (CEU) knapp und passend pointiert, worum es den gegen Israel Protestierenden nicht geht:
Um die Ablehnung von tatsächlichem Völkermord und ethnischer Säuberungen scheint es nicht zu gehen (siehe Myanmar, Nordirak, Äthiopien, Bergkarabach), auch nicht um Antiimperialismus (Russland/Ukraine) oder US-Interessenpolitik (Jemen). Nicht um Solidarität mit Muslim:innen (Myanmar, China) oder selbst um palästinensisches Leid und Leben (sei es in Yarmouk/Syrien oder das Leiden an und unter Hamas). Zumindest dann nicht, wenn der Anlass zur Dämonisierung des jüdischen Staates ungeeignet erscheint. (derstandard.at, 7.12.23)
Diese Dämonisierung findet längst nicht nur bei den erwähnten – lauten und kleinen – antiimperialistischen Gruppen und Islamist*innen statt, sondern verfängt zum Teil auch im linken akademischen Bereich, wo Aktivist*innen unter dem Banner eines postkolonialen Antirassismus ein moralisierendes Schwarz-Weiß-Schema auf Israel anwenden, das freilich konsequent auf der Seite des en bloc als widerständig imaginierten „Underdogs“ steht. Diese Ideologie runtergebrochen in einer empfehlenswerten Recherche von Markus Sulzbacher:
Vereinfacht gesagt werden die in Israel lebenden Juden und zu privilegierten weißen Quasi-Kolonialist*innen erklärt, die von der Unterdrückung der Palästinenser*innen profitieren. Dabei wird die Geschichte Palästinas, das Agieren der Kolonialmacht England und die Shoa ausgeblendet. (tageins.at, 7.12.23)
Das vorsätzliche Ausblenden der Komplexität des Nahostkonflikts und seine Überführung in eine globale Einladung zur unkritischen Identifizierung mit einem – oftmals ethnisch und kulturell homogen imaginierten – Opferkollektiv (die Palästinenser*innen), das von einem ausschließlich bösen Unterdrücker geknechtet wird (den Zionist*innen) ist allen erwähnten Akteur*innen gemeinsam. Ebenso der verschwörungsideologische Zug zu einer simplen Welterklärung, die sämtliche Kränkungen und Verwerfungen der kapitalistischen Moderne in einer moralisierend-personalisierenden Freund-Feind-Ideologie zusammenzieht, wozu sich der Nahostkonflikt seit vielen Jahren bestens als Projektionsfläche zu eignen scheint. Dass das Böse in dieser Weltsicht ausgerechnet dem einzigen jüdischen Staat zugeschrieben wird, ist freilich kein Zufall, sondern hängt damit zusammen, dass Antisemitismus als bürgerliche Basisideologie im Sinne einer autoritären Krisenverarbeitung hochfunktional ist: Nichts entlastet mehr als der Glaube zu wissen, wer das Böse repräsentiert.
➡️ Antisemitische Querfront gegen Israel (I): die „Antiimperialistischen Koordination“ (AIK)
➡️ Antisemitische Querfront gegen Israel (II): PSÖ, BDS, Dar al Janub, Der Funke