„It was the honor of our lifetimes to give President @realDonaldTrump the New York Saturday night he deserved”, flötete der NYYRC auf seinem Twitteraccount. Gemeint ist eine Spenden-Gala, die am 9. Dezember im „Cipriani Wall Street“, einem im griechischen Monumentalstil gehaltenem Nobelrestaurant in Manhattan, zu Ehren des Ex-Präsidenten Trump über die Bühne ging.
Wie die „Kronen Zeitung“ (10.12.23) berichtet, war Marlene Svazek aus der selbsternannten Partei der kleinen Leute, Salzburger FPÖ-Chefin und Landeshauptmann-Stellvertreterin, beim Event des ultrarechten „New York Young Republican Club“, an dem Gelder für Donald Trumps mögliche Wiederkandidatur gesammelt wurden, ebenfalls zu Gast. Die Eintrittspreise waren bemerkenswert: Die billigste Karte war um 699 US$ für „Members“ zu haben, die „Non-Member“-Tickets starteten bei 899 US$, VIP-Tickets gingen bis zu einem Preis von 30.000 US$. Geboten wurden Empfangdrinks inklusive „erstklassigem Schnaps”, Vorspeisen und ein viergängiges französisches Menü. Und natürlich als Hauptgang Donald Trump mit einer Rede.
FPÖ und AfD
Svazek musste ihren Trip aus Österreich nicht alleine antreten: Mit an Board waren Harald Vilimsky, FPÖ-Spitzenkandidat für die kommende EU-Wahl, der auf der Website der NYYRC als Ehrengast gelistet ist, dazu der Wiener Maximilian Krauss und der fulminant gescheiterte Präsidentschaftskandidat Gerald Grosz. Aus Deutschland waren von der FPÖ-Schwesterpartei Jan Wenzel Schmidt, Dirk Spaniel, Kay Gottschalk, Matthias Moosdorf und Maximilian Krah, allesamt Mitglied der AFD-Fraktion im deutschen Bundestag, angereist. Die AfD-Männer wurden von David Bendels, Betreiber des rechtsextremen AfD-nahen „Deutschland-Kurier“, nach New York begleitet. Bendels, für dessen Medium auch Gerald Grosz tätig ist, meinte im Jänner 2023 bei einer Veranstaltung an Götz Kubitscheks „Institut für Staatspolitik“ in Schnellroda in reinstem NS-Jargon: „Wir müssen ein Vernichtungsfeldzug führen gegen die Altparteien.“
„Wir müssen ein Vernichtungsfeldzug führen gegen die Altparteien.”@Die_Gruenen, @spdde, @dielinke und @cdu sind für den Chef des #AfD-Blattes David Bendels „politische Feinde”. Der Applaus des Schnellroda-Publikums ist dem Antidemokraten damit sicher. pic.twitter.com/4OiCXmor0z
— Rechercheplattform zur Identitären Bewegung (@IbDoku) February 6, 2023
Zu den Rednern und Gästen in New York zählte auch der Trump-Anwalt Rudy Giuliani, der im August wegen Verleumdung von zwei Wahlhelferinnen verurteilt wurde und sich nun mit einer Schadensersatzklage von 43 Millionen Dollar herumschlagen muss. Bei dem elitären Event dabei war ebenfalls Trumps Chefstratege Steve Bannon, der bereits 2022 wegen Missachtung des Parlaments (noch nicht rechtskräftige) vier Monate Haft und eine Geldstrafe kassiert hatte.
Kein Interesse an einer Stellungnahme
Svazeks Besuch wurde durch den deutschen Parfum-Influencer Jeremy Fragrance bekannt, der neben seiner Affinität zu Duftwässerchen seine Nase nun auch zum organisierten Rechtsextremismus gerichtet zu haben scheint, ein Selfie mit ihr auf TikTok geteilt hatte. Das Bild ist inzwischen jedoch wieder verschwunden. Svazek und ihr Pressesprecher verweigern jegliche Stellungnahme auf die Frage, ob der Gala-Besuch privat oder beruflich war. „Man habe ‚kein Interesse‘ an einer Stellungnahme“, zitiert die „Kronen Zeitung“ Svazeks Pressesprecher. Dass Svazek als stellvertretende Landeshauptfrau kein gesteigertes Interesse aufweist, wenn ihre offene Unterstützung für den Antidemokraten Trump öffentlich wird, ist aus ihrer Sicht nachvollziehbar. Trump hat laut Washington Post in seiner Amtszeit als US-Präsident beachtliche 30.573 Lügen bzw. irreführende Behauptungen von sich gegeben und ist inzwischen mit vier Anklagen konfrontiert.
Zwischen März und August wurde gleich vier Mal Anklage gegen den ehemaligen Präsidenten erhoben: Zuerst in New York im Verfahren um eine Schweigegeldzahlung an die ehemalige Pornodarstellerin Stormy Daniels, dann im Juni in Miami wegen Unterschlagung von Geheimdokumenten, Anfang August in Washington wegen Verschwörung zu versuchter Wahlbeeinflussung und schliesslich Mitte August in Atlanta ebenfalls wegen des Versuchs der Wahlmanipulation. (nzz.ch, 11.12.23)
Vilimsky, der sich ebenfalls im Visier der Justiz befindet, Krauss und Grosz dürfen langsam als Stammgäste beim NYYRC bezeichnet werden. Alle drei waren bereits bei einem Event im Dezember 2022 anwesend. Krauss hatte ein halbes Jahr zuvor eine Partnerschaft zwischen der Freiheitlichen Jugend, deren Bundesobmann er ist, und den Trump-Anhängern des NYYRC geschlossen. Ziel dieser Partnerschaft sei, die westliche Kultur zu schützen und eine Möglichkeitzu haben, sich international mit politisch Gleichgesinnten auszutauschen und zu vernetzen. Während blaue Altvordere noch durch einen Freundschaftsvertrag mit Putins Partei „Einiges Russland“ verbunden sind, der angeblich bis 2026 gilt, fühlt sich der Parteinachwuchs offenbar zum rechtsextremen und verschwörungsideologischen Flügel der USA hingezogen. Egal, ob Putin oder Trump: Kaum jemand repräsentiert im jeweiligen Land mehr just jene schmale, mächtige Elite, gegen die hierzulande die FPÖ bei jeder sich bietenden Gelegenheit wettert und die viel von sich, aber wenig von Demokratie und erst recht von den „kleinen Leuten“ hält.
Update 10.5.24: Das „profil” berichtet, dass aus der FPÖ neben Vilimsky, Svazek, Krauss auch Dominik Nepp bei der Trump-Gala anwesend war. Auf dem FPÖ-Tisch war auch der „Österreich”-Herausgeber Wolfgang Fellner zu Gast. Er sei, erklärte Fellner dem „profil”, rein zufällig dort gewesen …