Gleich zwei größere Recherchen zu Stefan Magnets AUF1-TV wurden in der letzten Woche publiziert. Bezeichnend: Es waren zwei in Deutschland, während in Österreich das Interesse vergleichsweise bescheiden ist. Eine Recherche kommt vom ARD-Faktenfinder (30.11.22).
Desinformationen ohne Lizenz?
Der österreichische Sender AUF1 verbreitet Falschmeldungen und Verschwörungsmythen — und erreicht dabei auch in Deutschland viele Menschen. Die österreichische Medienbehörde hat nun ein Verfahren gegen AUF1 eingeleitet. (…)
In Oberösterreich habe sich seit einigen Jahren, verstärkt nochmal durch die Corona-Pandemie, „ein regelrechtes rechtes Medien-Netzwerk rund um die FPÖ, aber auch darüber hinaus, aufgebaut”, sagt der österreichische Politiker und Betreiber des Blog „Stoppt die Rechten”, Karl Öllinger. Gemeinsam verfügen diese Medien über eine beachtliche Reichweite in Österreich und Deutschland. Den Anfang machten die 2016 gegründete Wochenzeitung „Wochenblick”, vor deren irreführender Berichterstattung auch der österreichische Presserat warnt, sowie die rechte Zeitschrift „Info-DIREKT”. Das „Magazin für Patrioten”, wie es sich selbst nennt, fällt mit rechtsextremen Inhalten wie beispielsweise zum angeblichen „Bevölkerunsgaustausch” (sic!) auf.
Die unterschiedlichen Medien „teilen sich das gesamte rechtsextreme beziehungsweise rechtsoffene Spektrum sehr gut auf”, sagt Öllinger. So konzentriere sich Report24 primär auf die Szene der Corona-Leugner und Corona-Maßnahmen-Kritiker. Unterstützt werde Report24 dabei von der österreichischen Partei „MFG”, was für Menschen, Freiheit, Grundrechte steht. AUF1 sei wiederum lange Zeit sehr nahe bei der rechtspopulistischen FPÖ zu verorten gewesen. ➡️ Zum gesamten Artikel
Die deutsche grünnahe Denkfabrik „Zentrum Liberale Moderne“ (LibMod) analysiert seit 2021 in Fallstudien „Gegenmedien“ („alternative Medien“) aus dem verschwörungsideologischen bzw. auch rechtsoffenen Milieu. In der letzten Woche wurde eine ausführliche Fallstudie der Falter-Journalistin Nina Horaczek zu AUF1 (28.11.22) veröffentlicht. Auch hier sind Rechercheergebnisse von SdR (SdR veröffentlichte nur eine Woche nach dem Launch von AUF1 die ersten Recherchen zu Magnets Portal) eingeflossen. In sechs Kapiteln arbeitet Horaczek die wesentlichen Aspekte – von den Personalien und deren Geschichte und Verbindungen über das inhaltliche Profil bis zur Finanzierung – auf.
Auf 1.tv: Sprachrohr rechter Verschwörungsideologien
Der junge Onlinesender aus Österreich verbreitet Verschwörungsideologien, Coronaverharmlosung, antisemitische Codes und Rassismus. Das Netzwerk rund um Chefredakteur Stefan Magnet reicht weit in die rechtsextreme Szene. Mit seinen radikalisierten Inhalten, die an Coronapandemie oder Energiekrise anknüpfen, erreicht der Nischensender mithilfe von Kooperationen im deutschsprachigen Raum ein immer breiteres Publikum. ➡️ Zum gesamten Artikel
Zwei RTL-Reporter recherchierten monatelang über illegale Schulen in Deutschland und trafen immer wieder auf Initiativen mit Nähe zu rechtsextremen und neonazistischen Strukturen. Das Ergebnis der Recherchen ist in einem „RTL Nachtjournal-Spezial“ (1.12.22; mit Geoblocking!) zu sehen und im „stern“ (30.11.22; Paywall!) zu lesen. SdR war bei den Recherchen beratend tätig.
Antisemitismus auf dem Lehrplan: So versuchen Querdenker und Rechtsextreme, Kinder zu indoktrinieren
Mitten unter uns: Querdenker und Rechtsradikale betreiben in Deutschland heimlich eigene Schulen. Eine überraschend komplexe Infrastruktur trifft dabei auf das Desinteresse des Staates. Dem stern gelang es, in die Szene einzusteigen. ➡️ Zum gesamten Artikel (Paywall!)
Die „Kleine Zeitung“ (28.11.22; Paywall!) hat unsere Sachverhaltsdarstellung zum Text auf einer Schleife am Kranz der Kameradschaft IV, der beim Begräbnis des SS-Veteranen Herbert Bellschan-Mildenburg am Grab abgelegt wurde, aufgegriffen.
Anzeige nach Begräbnis von Kärntner Rechtsextremisten
Steirische Kameradschaft verabschiedete sich von verstorbenem Kärntner SS-Soldaten mit einem umstrittenen Spruch. Ob damit gegen Verbotsgesetz verstoßen wurde, prüft die Staatsanwaltschaft.
(…) Ob eine andere Aktion im Rahmen des Begräbnisses verboten ist, wird die Staatsanwaltschaft Klagenfurt prüfen. Am Grab Bellschan-Mildenburgs wurde ein Kranz niedergelegt, der die Schleifenaufschriften „Österr. Soldatenverband ‑Kameradschaft IV – Steiermark – Südburgenland” und „Seine Ehre hieß Treue” trug. Karl Öllinger, Ex-Nationalratsabgeordneter der Grünen, sieht darin einen Verstoß gegen das Verbotsgesetz und hat deswegen Anzeige erstattet. ➡️ Zum gesamten Artikel (Paywall!)
Breit in den Medien wurde rund um die heftig kritisierten Vorgänge bei der Bestellung der neuen Direktion im Heeresgeschichtlichen Museum berichtet. Immer wieder wurde auch auf den Beginn der heftigen Kritik am HGM verwiesen – die SdR-Recherchen über „Rechtsextremes im letzten großen Staatsmuseum“.
Heeresgeschichtliches Museum: Aufstand der HistorikerInnen
Eines der größten Museen Europas, das Wiener Arsenal, soll offenbar auch in Zukunft von jenem Mann geführt werden, der Uniformen, Panzer und NS-Propaganda-Gemälde ausstellen lässt und jede Reflexion über Kriegsschuld und Kriegsverbrechen vermeidet. (…)
Es begann im Jahr 2019 mit Berichten über einschlägige Bücher und Wehrmachts-Replika, die im Museumsshop zu kaufen waren. Auf Flohmärkten am Rande von Panzer-Events, die das Museum einmal im Jahr abhielt, tauchten NS-Devotionalien auf; es wurde bekannt, dass einige Mitarbeiter mit ausgewiesen rechter Gesinnung dort tätig waren. Historiker, die sich die Dauerausstellung daraufhin einmal genauer ansahen, waren entsetzt. „In Deutschland wäre das längst zugesperrt worden“ urteilte etwa der Zeithistoriker Walter Manoschek. ➡️ Zum gesamten Artikel (profil, 29.11.22)
Einen ausführlichen Pressespiegel zum HGM gibt’s hier.