Dabei hatte Grüner die Bezirkspartei 2018 in großer blauer Not übernommen, als nämlich die Partei nach einigen braunen Fällen am Zerfallen war und ein Neustart versucht wurde.
Die 39-jährige Kofler, gebürtige Südtirolerin, die den RFS in Innsbruck bei der ÖH-Wahl 2021 angeführt und sich nie zum braunen Fall ihrer Uni-Liste geäußert hatte, dann heuer im März zur RFS-Bundesobfrau aufgestiegen ist, geriet ihrerseits wegen zahlreicher verstörender Postings in Kritik. Kostproben:
“Guten Morgen, deutsches Volk” oder “Waren das noch Zeiten als am Gardasee nur die Italiener das Problem waren” die Rede. Außerdem postete sie ein Bild, das Hautfarben-Buntstifte mit verschiedenen Farben zeigte – mit dem Kommentar: “Was waren das noch für Zeiten, als die Jolly-Malfarben-Palette hierzulande nur eine Hautfarbe hatte.” Weiters beschwert sich Kofler über “Gendergaga” und “Rassismus gegen Weiße”. In Bezug auf die LGBT-Bewegung meint sie: “Sind das Clowns?“ zit. nach salto.bz, 18.8.22; Hervorhebungen im Original)
Flugs, nachdem ihre Wortspenden öffentlich thematisiert wurden, stellte Kofler ihren Twitter-Account auf privat. Beim Hetzen will man doch unter sich bleiben! Überhaupt scheint Kofler aufs sang- und klanglose Verschwinden zu setzen. Als wir die Nazi-Vergangenheit des Tiroler RFS-Kandidaten publik gemacht hatten, wurde er als stellvertretender RFS-Landesparteiobmann von der Website gelöscht – kommentarlos!
Aber auch Johann Grüner äußert sich zu Kofler und ihrem ideologischem Background:
Gudrun Kofler formte abseits der bestehenden Strukturen „ihr Team“, postete in den sozialen Medien Fotos, auf denen unter anderem Personen zu sehen sind, deren deutlich „Rechte“ Gesinnung im Bezirk seit langem bekannt ist.“ Unter anderem war von einem spürbaren „Rechtsruck“ der FPÖ auf Bundes‑, Landes- und Bezirksebene die Rede. (meinbezirk.at, 9.9.22; Hervorhebungen im Original)
Überhaupt erregten Koflers Wortspenden auch in Südtirol, wo sie 2005 in ihrem damaligen Heimatort Kurtatsch Gemeinderätin und dann Mitarbeiterin bei der „Süd-Tiroler Freiheit“, der Partei ihrer Tante Eva Klotz war, größere Aufmerksamkeit. Das Südtiroler Medium salto.bz widmete Kofler unter dem Titel „Recht extrem“ ein längeres Porträt.
Vor den Wahlen am 25. September sieht sich nicht nur Fratelli d’Italia-Chefin Giorgia Meloni gezwungen, sich – explizit, aber für politische Beobachter und Kontrahenten nicht glaubwürdig genug – von Faschismus und rechtsextremem Gedankengut zu distanzieren. Auch bei Gudrun Kofler herrscht Klärungsbedarf. Die Enkelin von Jörg und Nichte von Eva Klotz tritt für die FPÖ bei den vorgezogenen Tiroler Landtagswahlen am 25. September an. Nun wird nicht nur außerhalb der Freiheitlichen Partei Kritik laut. Auch parteiintern brodelt es. Unter anderem wegen offenbar rassistischen und extremen Aussagen von Gudrun Kofler.
Der Vergleich mit Giorga Meloni, Führerin der faschistischen Partei „Fratelli d’Italia“, dürfte Kofler vermutlich wenig schmecken. Vor wenigen Wochen sah sie sich, die inzwischen die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, aber noch wacker für die Loslösung Südtirols von Italien kämpft, genötigt, zusammen mit zwei Abgeordneten der „Süd-Tiroler Freiheit“ „am Bozner Landesgericht eine Eingabe“ (Kofler auf Facebook, 25.8.22) wegen Melonis Aussage, „Ich denke, dass Mussolini ein guter Politiker war. Alles, was er gemacht hat, hat er für Italien gemacht. Es gab keine anderen Politiker wie ihn in den letzten 50 Jahren.“, zu machen.
2009 gab Kofler, damals noch Gemeinderätin in Kurtatsch, dem rechtsextremen, auch am Rand des Neonazistischem kratzenden „Der Eckart“ ein Interview, in dem sie
nach der Bedeutung von Begriffen wie “Heimat”, “Werte” und “Tradition” gefragt, eine anti-italienische wie völkische Antwort parat [hatte]: “Nur durch Wertvorstellungen und Traditionen können wir Südtiroler heute von uns sagen, daß wir uns von den Italienern nicht unterkriegen haben lassen und noch heute Tiroler und somit ein Teil des deutsches Volkes sind!” (salto.bz; Hervorhebungen im Original)
Als Kämpferin fürs deutsche Volk und dessen imaginierter Einheit fügt sie sich samt ihren sonstigen Äußerungen wunderbar in die FPÖ ein. Bliebe noch die Frage, wie sie, die so sehr fürs Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler eintritt, etwa zur Ukraine steht, deren nach einem Referendum 1991 deklarierte Unabhängigkeit nun niedergemetzelt werden soll? Ach ja, da pocht auch Kofler mit ihrer Putin-affinen Partei auf Österreichs Neutralität.