Wir haben an die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt nachfolgende Sachverhaltsdarstellung wegen des Verdachts auf Verstoß gegen § 3g bzw. 3h des Verbotsgesetzes und § 283 StGB (Verhetzung) übermittelt.
Am Samstag, 26. Februar 2022, 8h03, teilte der User „Siga Siga in Ternitz“ auf seinem Telegram-Kanal das Video bzw. den Film „Höllensturm — Die Wahrheit über den grausamen Völkermord am Deutschen Volke!“ (https://t.me/JP_GastroAufstand/2032; dauerhaft gesichert unter: https://archive.is/5E8sL) vom Telegram-Kanal „NWO-Hunter“ (https://t.me/NWOHunter_Videos/82), weitergeleitet aus „Corona Virus Informationen (Volker)“.

Als Kommentar zu dem Video war von „Corona Virus Informationen (Volker)“ beigefügt:
„⚠️ Achtung! Der folgende Film zur deutschen Geschichte enthält verstörende Bilder mit Originalaufnahmen! Auch sonst nichts für schwache Nerven! Aber jeder sollte das gesehen haben! Die Wahrheit muss endlich bekannt werden, auch wenn sie nur schwer zu ertragen ist! Bitte überall teilen!“ (Hervorhebung im Original)
Wenn man den beigefügten Hyperlink von „NWO-Hunter“ öffnet, erscheint folgender Kommentar zum Video/Film:
„Im Gedenken an unsere Ahnen, die durch den von Zionisten gesteuerten und dessen Paladinen durchgeführten HÖLLENSTURM, grausamst und zu Aber-Millionen kaltblütigst vergewaltigt, misshandelt geschändet und auf die grausamste Weise ermordet wurden. Frauen, Männer, Kinder, Greise und Verwundete, selbst Neugeborene.… Vor niemandem machte der bestialischste Terror der Alliierten Höllenhunde halt!
KEIN VERGEBEN!
KEIN VERGESSEN!“ (Hervorhebungen im Original)
Bei dem User „Siga Siga in Ternitz“ auf Telegram handelt es sich mutmaßlich um Ioannis Pxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx, Ternitz, wie auch aus zahlreichen Einträgen auf dem Konto von „Siga Siga in Ternitz“ hervorgeht.
Der Film „Höllensturm“ ist die verfilmte Version des Buches „Höllensturm — Die Vernichtung Deutschlands“ von Thomas Goodrich, das in mehreren übersetzten Varianten auch in deutscher Sprache erhältlich ist. Von dem US-Rassisten und Rechtsextremen Kyle Hunt wurde das Buch verfilmt.
Produziert wurde der Film von „Renegade“, einer US-amerikanische Medienplattform, die den Nationalsozialismus verherrlicht und den Holocaust leugnet. [1]
Im Folgenden eine kurze Zusammenfassung des Films:
Opfermythos ab Beginn: das Leiden der Deutschen nach dem 1. Weltkrieg durch den Vertrag von Versailles. Die Folgen: Depression, Selbstmorde, Kriminalität, Pornografie, Prostitution, Trunksucht etc.
Ab 1‘53“ unterlegt mit NS-Propagandabildern, beginnend mit dem Hissen der Hakenkreuzfahne:
„Kurz, nachdem die Nationalsozialisten gewählt waren, erwachte die deutsche Wirtschaft zu neuem Leben. Die Arbeitslosigkeit wurde beseitigt, der Bausektor boomte, großartige Projekte begannen, Zuversicht machte sich wieder breit. Nach Jahren des Hungers, der Mühsal, der Scham und der Erniedrigung wurde Deutschland wieder zu einer glücklichen, hoffnungsvollen Nation.“
Das Buch – und damit auch der Film – fokussiere laut Text darauf, was die Welt den Deutschen angetan habe. Es seien Verbrechen (die derartig, schlimm, derartig kolossal gewesen seien, dass es in der englischen Sprache dafür keine Worte gäbe), die von den Siegern „seit 70 Jahren unter einem Berg aus Lügen und Propaganda begraben wurden“.
Im Folgenden schildert der Film auch durch gestellte Bilder alliierte Luftangriffe als „Terror-Bombardement“ – einmal auch als „Holocaust“ – bezeichnet, durchsetzt von historisch verfälschenden Aussagen (z.B. es seien in Dresden im Februar 1945 300.000–400.000 Menschen durch den alliierten Luftangriff ums Leben gekommen, „mehr als bei den Atomangriffen in Hiroshima und Nagasaki zusammen“ [2]), die den Eindruck hinterlassen sollen, dass Deutschland mit Betonung auf einer unschuldigen Zivilbevölkerung Opfer eines alliierten Vernichtungskrieges geworden sei – was einer klassischen geschichtsrevisionistischen Täter-Opfer-Umkehr gleichkommt. Das Filmnarrativ folgt eins zu eins der Legende des NS-Propagandisten Joseph Goebbels, der im Fall der Luftangriffe von Dresden von einer unschuldig zerstörten Kulturstadt, die voller Flüchtlinge gewesen sei, sprach.
Ab 26‘: Die „Vergewaltigung Deutschlands“: „Das Böse brach herein aus dem Osten“ – „Horden“ seien über Deutschland hereingebrochen: Das wird anhand des ostpreußischen Dorfes Nemmersdorf, das im Oktober 1944 von der Roten Armee kurzzeitig besetzt war [3], durchdekliniert. Zu sehen sind auch von den Nationalsozialisten gefälschte Propagandabilder, die ein von der Roten Armee begangenes Massaker dokumentieren hätten sollen. Daraus wird konstruiert, das Ziel der Alliierten sei „die völlige Auslöschung der deutschen Nation“ gewesen, „jedes Mannes, jeder Frau, jedes Kindes“.
31‘30“: Aus der Roten Armee seien es „fast ausschließlich von Juden angeführte“ „gnadenlose“ Gruppen gewesen: „Diese hasserfüllten Individuen agierten als bereitwillige Orchestratoren des Schreckens, der über das deutsche Volk hereinbrach.“
Dann ist mit gestellten Bildern von Massenvergewaltigungen die Rede, Frauen seien, „nicht einmal oder zweimal, sondern 10, 20, 30 und 100 Mal“ vergewaltigt worden. Immer wieder werden dabei unbenannte Zeugen und Zeuginnen zitiert.
In dieser Tonart geht es den ganzen weiteren Film dahin: Es geht um angebliche bzw. vermeintliche Gräueltaten seitens der Alliierten, die, soferne sie überhaupt begangen wurden, aufgeblasen oder gleich völlig erlogen und in NS-propagandistischer Manier daherkommen.
Der Film endet mit den aus den ehemals deutschen Gebieten Vertriebenen, die „im größten Todesmarsch der Geschichte“ geflüchtet seien. Das sei „so eine immense Gräueltat“ gewesen, „dass die Geschichte über keine größere zu berichten weiß“ (1h23‘).
1h24‘30“: „Der 2. Weltkrieg war der schlimmste Krieg der Welt, wegen des Unheils, welches gegen Millionen hilflose Männer, Frauen und Kinder entfesselt wurde in dem Alliierten-Krieg, der gegen Deutschland geführt wurde. Sowohl während des Krieges als auch nach dem Kriege waren die Untaten derart bösartig und derart verkommen, dass wirklich noch keine passenden Worte erfunden worden sind, um diese zu beschreiben. Während man den unglaublichen Verlust an Leben während und nach dem 2. Weltkrieg abzuschätzen vermag, ist es nahezu unmöglich, das physische und psychische Leid zu ermitteln, welches der deutschen Nation durch Vergewaltigung, Folter und Entwürdigung zugeführt wurde. Im Gegensatz zu ihren Opfern landeten die Sieger nach dem Kriege nicht in Straflagern, mussten keine Sklaverei, keine Folter, keinen Hungertod, keine Vergewaltigungen, keine Gerichtsverhandlungen für ihre zahlreichen Kriegsverbrechen und keine Verunglimpfungskampagnen ertragen, die bis zum heutigen Tage andauern.“ Dazu werden Bilder von alliierten Politikern und Soldaten sowie beim Lamento über das, was den Alliierten (leider) nicht zuteilwurde, Ausschnitte von Filmen wie „Der Pianist“, „Schindlers Liste“ gezeigt. Sie gehörten zu den „Filmen, Zeitungsartikeln und Büchern“, die „alle nur dem Zweck dienen, Verbrechen und Schuld auf den Häuptern der Opfer anzuhäufen“ – und damit sind die Deutschen gemeint. Der Film schließt mit idyllischen NS-Propagandabildern, denen Aufnahmen vom zerbombten Berlin gegenübergestellt werden: blonde Kinder mit Hitlergruß, Hitler mit seinem Schäferhund Blondi, vor Hakenkreuz-Fahnen Walzer tanzende Paare, mit Kindern spielende Wehrmachts- oder SS-Soldaten.
Mit dem Film werden somit durchgehend revisionistische Geschichtsschreibung betrieben, der Nationalsozialismus verherrlicht, seine Verbrechen verharmlost und antisemitische Hetze betrieben. Der Film übernimmt sowohl in Bildern als auch im Text originale NS-Propaganda. Damit ist nach meiner Ansicht der Verdacht begründet, dass mit der öffentlichen Verbreitung des Films über den Messenger-Dienst Telegram der § 3g bzw. h des Verbotsgesetzes und auch der § 283 StGB (Verhetzung) verletzt worden ist.
Der Kanal von „Siga Siga in Ternitz“ auf Telegram ist öffentlich und damit einem sehr breiten Publikum zugänglich.
Ich ersuche um Überprüfung der geschilderten Sachverhalte im Hinblick auf ihre strafrechtliche Relevanz und darum, mich über das Ergebnis Ihrer Ermittlungen zu informieren.
—————————————————————————-
[1] Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Renegade_Tribune
[2] eine von der Stadt Dresden 2004 eingesetzte Historikerkommission zur Ermittlung der tatsächlichen Opferzahlen (https://www.dresden.de/media/pdf/infoblaetter/Historikerkommission_Dresden1945_Abschlussbericht_V1_14a.pdf) kam auf 18.000 bis maximal 25.000 Tote.
[3] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Nemmersdorf
NS-Propaganda im Film (Beispiele):