Kickls Klub finanziert fleißig „Info-Direkt“

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Das rechts­extre­me „Info-Direkt“-Magazin ist bei Nr. 39 ange­langt. Sein Geschäfts­füh­rer, Chef­re­dak­teur und Allein­ei­gen­tü­mer Micha­el Scharf­mül­ler, frü­her Akti­vist beim neo­na­zis­ti­schen Bund Frei­er Jugend (BfJ), hat sein Unter­neh­men vom Brief­kas­ten in der Die­sel­stra­ße in ein fak­tisch vir­tu­el­les Büro in der Lin­zer Stein­gas­se über­sie­delt. Wir woll­ten wis­sen, was sich sonst noch ver­än­der­te, seit im Mai 2019 die FPÖ ihre näh­ren­de Hand und die bei­den Mit­ei­gen­tü­mer Jan Acker­mai­er und Ulrich Püschel von der Pos­til­le angeb­lich zurück­ge­zo­gen hat.

Im Mai 2019 wur­de bekannt, dass der Bur­schen­schaf­ter Jan Acker­mei­er, im Haupt­be­ruf zu die­ser Zeit und auch jetzt noch poli­ti­scher Refe­rent der FPÖ Ober­ös­ter­reich, eben­so wie der Bur­schen­schaf­ter Ulrich Püschel, damals Büro­lei­ter des Lin­zer FPÖ-Chefs Mar­kus Hein, ihre Antei­le (jeweils 30 Pro­zent) an „Info-Direkt“ auf Druck der Par­tei abge­ge­ben haben – ihre Gesin­nung durf­ten sie behal­ten. Der FPÖ OÖ waren die Ver­bin­dun­gen zwi­schen „Info-Direkt“ und den Iden­ti­tä­ren zu direkt bzw. zu heiß gewor­den. Lan­des­chef Haim­buch­ner ging auf Distanz, beschwor eine „kla­re Tren­nung“ zwi­schen Iden­ti­tä­ren und FPÖ und emp­fahl den bei­den Mit­ei­gen­tü­mern ein „Über­den­ken“ ihrer Antei­le.

Ein Jahr spä­ter, im Novem­ber 2020, war dann Schluss mit der ver­ba­len Distanz. FPÖ-Gene­ral­se­kre­tär Micha­el Schned­litz ver­kün­de­te in einem gemein­sa­men Spa­zier­gang mit Micha­el Scharf­mül­ler, den die­ser wegen der bedeu­ten­den Wor­te auch in einem Video doku­men­tier­te und schrift­lich fest­hielt, dass es mit die­ser „Distan­zie­re­rei“ jetzt aber defi­ni­tiv vor­bei sei.

Nach Durch­sicht der „Info-Direkt“-Ausgaben seit Nr. 28/29 (erschien im Früh­jahr 2020) lässt sich bele­gen, dass es nicht nur kei­ne Gren­zen, kei­ne Distanz zwi­schen „Info-Direkt“ und den Iden­ti­tä­ren bzw. „Info-Direkt“ und der FPÖ gibt, son­dern ganz im Gegen­teil ein Nahe­ver­hält­nis besteht, das inni­ger als je zuvor ist.

Gastkommentar Kickl Info-Direkt 39

Gast­kom­men­tar Kickl Info-Direkt 39

Kickl-Interview Info-Direkt 34

Kickl-Inter­view Info-Direkt 34

Nepp-Interview Info-Direkt 34

Nepp-Inter­view Info-Direkt 34

  • Seit der Dop­pel­num­mer 28/29, also seit Beginn 2020 (älte­re Aus­ga­ben haben wir nicht aus­ge­wer­tet) ist in jeder Num­mer (Aus­nah­me Nr. 30) ein Inse­rat des FPÖ-Par­la­ments­klubs zu fin­den – oft mit dem Kon­ter­fei von Klub­chef Kickl (in Nr. 38 etwa mit „Frei­heit ist nicht impf­bar“, in Nr. 31 mit „25 Jah­re EUn­ter­wür­fig­keit sind genug“) . Es gibt also eine stil­le Form der Mit­fi­nan­zie­rung von „Info-Direkt“ durch die FPÖ. 
    Kickl FPÖ Klubinserat Info-Direkt "EUnterwürfigkeit"

    Kickl FPÖ Klubin­se­rat Info-Direkt „EUn­ter­wür­fig­keit”

  • Par­al­lel dazu kom­men in jeder Num­mer seit 28/29 Kickl, Schned­litz und ande­re FPÖ-Grö­ßen wie Mar­le­ne Sva­zek (FPÖ Salz­burg) über „Gast­bei­trä­ge“, „Gast­kom­men­ta­re“ oder in Inter­views zu Wort. Apro­pos Sva­zek: in der Aus­ga­be Nr. 35, in der Sva­zek inter­viewt wird, spen­diert auch die FPÖ Salz­burg ein Inse­rat. Dafür gibt’s als Bonus zum Inter­view noch zwei Spal­ten „Mar­le­ne Sva­zek privat“.
  • Die Iden­ti­tä­ren und ihr poli­ti­scher Wurm­fort­satz „Die Öster­rei­cher“ sind noch viel­fäl­ti­ger ver­tre­ten. Zum einen wird ihr ein­zi­ges The­ma („Gro­ßer Aus­tausch“) von der Redak­ti­on (wer auch immer das ist) in zahl­rei­chen Bei­trä­gen ver­wurs­tet und bis zum Erbre­chen wie­der­ge­käut, was schon in den Schlag­zei­len sicht­bar wird (Nr. 39 „Stoppt die Migra­ti­on“, Nr. 38 „Soli­da­ri­scher Patrio­tis­mus statt Gre­at Reset“ usw.). Zum andern wird in redak­tio­nel­len Bei­trä­gen auch über Aktio­nen der Iden­ti­tä­ren berich­tet oder eine Wort­spen­de von Mar­tin Sell­ner in ande­ren Publi­ka­tio­nen aus­führ­lich begut­ach­tet, inter­pre­tiert und rezen­siert – und schließ­lich steigt der iden­ti­tä­re Halb­gott gele­gent­lich selbst in das rechts­extre­me Maga­zin her­ab, lässt sich inter­view­en oder wird wie in der Nr. 39 gleich mit zwei Gast­bei­trä­gen aktiv.
    Gastkommentar Sellner Info-Direkt 39

    Gast­kom­men­tar Sell­ner Info-Direkt 39

    Gastkommentar Sellner Info-Direkt 39

    Gast­kom­men­tar Sell­ner Info-Direkt 39

    Inserat Info-Direkt 34 mit Sellner

    Inse­rat Info-Direkt 34 mit Sellner

Zusam­men­fas­send lässt sich also fest­hal­ten, dass die Ver­bin­dung zwi­schen „Info-Direkt“ und der FPÖ bzw. den Iden­ti­tä­ren an Inten­si­tät gegen­über frü­he­ren Zei­ten nicht abge­nom­men, son­dern deut­lich zuge­nom­men hat. In einer pro­fun­den Ana­ly­se hat sich das Doku­men­ta­ti­ons­ar­chiv (DÖW) 2018 mit der Ideo­lo­gie, die von „Info-Direkt“ trans­por­tiert wird, aus­ein­an­der­ge­setzt und ist zu dem Schluss gekom­men: „In welt­an­schau­li­cher Hin­sicht erfül­len die in Info-Direkt ver­brei­te­ten Inhal­te alle wesent­li­chen Bestim­mungs­merk­ma­le des Rechts­extre­mis­mus.“ Dar­an hat sich bis heu­te nichts geändert.

➡️ Wer steckt hin­ter „Info-Direkt“?
➡️ Ein rechts­extre­mes Maga­zin prä­sen­tiert sich
➡️ Info-Direkt (Teil I‑III): Das Maga­zin der Plagiatoren