Franco in Freilassing

In Frankfurt/Main hat der Prozess gegen den Recht­sex­tremen Fran­co Albrecht („Fran­co A.”) begonnen. Das ist jen­er Bun­deswehrof­fizier, der im Jän­ner 2017 nach dem Ball der Offiziere beim Aus­treten in einem Wiener Gebüsch eine Pis­tole gefun­den haben will. Die hat er daraufhin in ein­er Flughafen­toi­lette in Wien-Schwechat ver­steckt. Bei sein­er Rück­kehr nach Wien, zwei Wochen später, just am Tag des Akademiker­balls, flog Albrecht samt Dop­pelex­is­tenz auf, als er sein „Fund“stück abholen wollte. Wenig beachtet blieb bis­lang, dass Albrecht 2016 in Freilass­ing (Bay­ern) am sehr geheimen Tre­f­fen eines sehr geheimen Zirkels teilgenom­men hat.

Eine ziem­lich umfassende Darstel­lung der bish­eri­gen Ereignisse und Verbindun­gen von und mit Fran­co Albrecht, der sich selb­st eine zweite Fake-Exis­tenz als syrisch­er Asyl­wer­ber mit dem Namen David Ben­jamin ver­passt hat, lieferte die „taz“ in diesem Beitrag, in dem auch die Verbindung zu „Han­ni­bal“ und dem Uniter-Net­zw­erk aufgezeigt wird. Dass Albrecht nach dem Ball der Offiziere am 20. Jän­ner 2017 in Wien beim Pinkeln ins Gebüsch eine geladene Pis­tole ent­deckt haben will, ist offen­sichtlich eine Räu­ber­pis­tole. Die „taz“ schreibt dazu:

Die deutsche Polizei find­et später her­aus, dass Fran­co A. die Pis­tole wohl bere­its im Juli 2016 in Paris gekauft hat. Es han­delt sich um eine Waffe des Her­stellers M.A.P.F., Mod­ell 17, Kaliber 7,65 mm. Solche Waf­fen haben Wehrma­cht­sof­fiziere im beset­zten Frankre­ich benutzt. Die von Fran­co A. ist geladen mit sechs Patro­nen.

Eine weit­ere Episode im „taz“-Bericht bringt eine ganz andere span­nende Verbindung von Fran­co A. ans Tages­licht. Dem­nach hat der Ober­leut­nant nicht nur beim recht­sex­tremen „Preußen­abend“ im Dezem­ber 2016 in München vor Pub­likum Recht­sex­tremes referiert, son­dern einige Monate vorher schon an der ziem­lich geheimen Tagung des „Jagsthausen­er Kreis­es“ in Freilass­ing (Ober­bay­ern) teilgenom­men. Die „taz“ beze­ich­net diesen Zirkel als „recht­skon­ser­v­a­tiv“ – ein Euphemis­mus, wenn man die Geschichte dieses recht­sof­fe­nen Kreis­es und einige sein­er Ref­er­enten kennt.

Seinen Namen hat der Kreis von der Ortschaft Jagsthausen (bei Heil­bronn in Baden-Würt­tem­berg), wo sich im Burggasthof die Mis­chung aus stramm recht­en Mil­itärs, Geheim­di­en­stlern, Poli­tik­ern und Wirtschaft­sleuten ursprünglich immer traf. Später fan­den die Tre­f­fen auch an anderen Orten, etwa auch in Bad Aussee, statt, aber immer ohne Öffentlichkeit, obwohl unter den Gästen dur­chaus promi­nente Per­sön­lichkeit­en des recht­en Spek­trums vertreten waren.

Gegrün­det wurde der „Jagsthausen­er Kreis“ in den 1950er-Jahren. Über seine Tre­f­fen gibt es keine öffentlich zugänglichen Doku­mente, Pro­tokolle oder gar Mit­gliederlis­ten. Der Geheim­di­en­s­t­ex­perte Erich Schmidt-Een­boom schreibt in seinem Buch „Under­cov­er – Der BND und die deutschen Jour­nal­is­ten“ davon, dass die Anschriften­liste vom April 1985 30 Mit­glieder aus Deutsch­land, 24 aus Öster­re­ich, drei aus der Schweiz und fünf aus Ital­ien enthalte. „Aida“, das antifaschis­tis­che Münch­en­er Doku­men­ta­tion­szen­trum, berichtet von einem guten Dutzend älter­er Män­ner und Frauen, die sich 2019 zum 119. Tre­f­fen des „Jagsthausen­er Kreis­es“ ver­sam­meln – an der Gren­ze zu Salzburg in Freilass­ing im Gasthof Moosleitner.

2019 waren zwei Promi­nente dabei: Ján Čarnogurský, der frühere slowakische Min­is­ter­präsi­dent, Vor­sitzen­der ein­er recht­en katholis­chen Partei und Mit­glied des St. Georg-Ordens, der 2017 als Gas­tred­ner beim extrem recht­en „Marsch für die Fam­i­lie“ in Wien aufge­treten war. Der zweite Red­ner war Václav Klaus, der ehe­ma­lige tschechis­che Staat­spräsi­dent. „Aida“ schreibt über ihn: „Inhaltlich passt Klaus sowieso gut in diese Kreise: Er war zulet­zt gern gese­hen­er Gast der AfD, war Gesprächspart­ner von Eva Her­mann und ist Liebling des ultra­recht­en Com­pact-Mag­a­zins.

Wie aber passt Fran­co Albrecht in diese „Kreise“? Wie kommt er über­haupt zu ein­er Ein­ladung in diesen ver­schwiege­nen und exk­lu­siv­en Vere­in – als Ober­leut­nant, der in Frankre­ich sta­tion­iert ist und in ein­er Geflüchtete­nun­terkun­ft in Bay­ern mit sein­er Fake-Exis­tenz? 2016 trat­en beim 115. Tre­f­fen des „Jagsthausen­er Kreis­es“ drei Ref­er­enten auf: Alexan­der Gauland, Frak­tion­schef der recht­sex­tremen AfD im Deutschen Bun­destag, Bruno Ban­d­ulet, ein AfD-naher Pub­lizist und Ewald Stadler, Ex-FPÖ, Ex-BZÖ und 2016 bei den Rekos (Reformkon­ser­v­a­tive).

Namen über Ref­er­enten oder Teil­nehmer des „Jagsthausen­er Kreis­es“ wer­den in der Regel nur deshalb pub­lik, weil einige (wenige) von ihnen eit­el bzw. red­selig genug sind, um sich ihre Teil­nahme als Ausze­ich­nung umzuhän­gen. Das gilt für Andreas Mölz­er, der 2004 referierte, eben­so wie für Ján Čarnogurský und Václav Klaus, der auch gle­ich zwei Mit­glieder aus Öster­re­ich preis­gab. Über sie und weit­ere Con­nec­tions dem­nächst mehr!

➡️ Han­ni­bal, Uniter, Milf‑O und das Bundesheer
➡️ Weit­ere Infos zu Fran­co Albrecht: Der Kom­plex Fran­co A. Teil 1 – Rechter Sol­dat unter Terrorverdacht
➡️ Aus­führliche Chronolo­gie: Han­ni­bals Schat­te­n­armee, Nord­kreuz und der Fall Fran­co Albrecht