Wochenschau KW 7/21

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Über den Pro­zess gegen fünf mut­maß­li­che Mit­glie­der der neo­na­zis­ti­schen „Euro­päi­schen Akti­on“, der in der letz­ten Woche ange­lau­fen und heu­te mög­li­cher­wei­se bereits ein Ende fin­den wird, haben wir bereits berich­tet. Was bleibt, ist ein „klei­ner“ Pro­zess in Salz­burg mit einem „gedan­ken­lo­sen“ Pon­gau­er und das Schick­sal von Rolf & Doro, die in Deutsch­land aus­ge­setzt wurden.

Pongau/Salzburg: Nazi-Nachrichten gedankenlos verschickt
Burgenland/Deutschland: Doro & Rolf ausgesetzt

Pongau/Salzburg: Nazi-Nachrichten gedankenlos verschickt

Ein 48-jäh­ri­ger aus dem Pon­gau stam­men­der Mann stand wegen neun NS-ver­herr­li­chen­de Whats­App-Nach­rich­ten, die er ver­schickt hat­te, vor Gericht. „Der Ange­klagt (…) zeig­te sich im Pro­zess tat­sa­chen­ge­stän­dig. Er beteu­ert aber, völ­lig gedan­ken­los gehan­delt zu haben.“ (sn.at, 18.2.21). Dafür wur­de er unter Anwen­dung einer außer­or­dent­li­chen Straf­mil­de­rung zu acht Mona­ten bedingt rechts­kräf­tig verurteilt.

Burgenland/Deutschland: Doro & Rolf ausgesetzt

Wer sich in der brau­nen Social-Media-Sze­ne genau­er umge­se­hen hat, konn­te ein lar­moy­an­tes Opfer­ge­stam­mel lesen: Die bei­den Deut­schen Rolf Kai Mül­ler („Rocker Rolf“) und Doro­thee „Doro“ Mül­ler (vor­mals Lin­de­muth) wur­den vom schö­nen Bur­gen­land nach Deutsch­land abge­scho­ben – „von den Repres­si­ons­or­ga­nen der aktu­el­len Ost­mark an der Demar­ka­ti­ons­li­nie aus­ge­setzt“, heißt das in lupen­rei­nem Nazi-Jar­gon. Auf Face­book kund­ge­tan hat die Schand­tat der ost­mär­ki­schen Repres­si­ons­or­ga­ne – dem „neu­en Doll­fuß-Regime“ – gegen die aus dem „Alt­reich“ zuge­wan­der­ten Unschulds­läm­mer der Neo­na­zi Die­ter Rief­ling. 

Riefling: Müllers ausgesetzt

Rief­ling: Mül­lers ausgesetzt

„Unschulds­läm­mer“, die mit Neo­na­zis und deren Ideo­lo­gie rein gar nichts mehr zu tun haben woll­ten, waren Rolf & Doro bereits 2016, als sie vor Gericht erklä­ren muss­ten, was sie denn an einem Abend 2014 im brau­nen Fritz-Stü­ber-Heim zu suchen und dort getrie­ben hat­ten. Schon damals waren die bei­den wenig über­zeu­gend und ern­te­ten nebst einem Schuld­spruch auch rela­tiv hohe Bewäh­rungs­stra­fen.

Unschul­dig zeig­te sich das Paar auch im Sep­tem­ber 2020, wo es im Lan­des­ge­richt Eisen­stadt erneut wegen Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ur­teilt wur­de, weil die Poli­zei in deren Domi­zil im Bur­gen­land aller­lei Nazi-Devo­tio­na­li­en wie Kaf­fee­hä­ferl mit dem Kon­ter­fei von Adolf Hit­ler, Haken­kreuz-Deko sowie Lego­fi­gu­ren in Wehr­machts-Out­fit samt SS-Runen und Reichs­ad­ler auf­ge­stö­bert hat­te, weil der durch und durch unschul­di­ge Rolf auf Face­book ein­schlä­gi­ge Vide­os gepos­tet hat­te und auf sei­nem Han­dy Fotos von Per­so­nen in Hit­ler­gruß-Pose zu fin­den waren.

Auf Rief­lings Face­book-Account darf Doro die Sache frei­lich etwas anders darstellen:

So, offi­zi­ell. WIR wer­den aus Öster­reich abge­scho­ben. Bei­de. Auf­ent­halts­ver­bot ich 7 Jah­re, der Gat­te 8. Haus hier, Arbeit hier, Steu­ern hier.
Grund: Lego­männ­lein mit ver­bo­te­nen Zei­chen (soll­te ein wit­zi­ges Hoch­zeits­ge­schenk sein) und 2 Tas­sen, die man in jedem ande­ren Land als Sou­ve­nir kau­fen kann im Schrank.
Ach, und eine angeb­li­che Rune auf einem Eheleuchter.
Ja, wir legen Wider­spruch ein, zie­hen aber nun wie­der in die BRD, weil es da zwar abso­lut nicht bes­ser ist, aber es wenigs­tens (noch) ein­deu­ti­ge Geset­ze gibt.
Frist haben wir also lt. Schrei­ben gar kei­ne, wir haben nun den Umzug für den 21./22.12. geplant, in der Hoff­nung, wir wer­den nicht vor­her von der … po abgeholt.
Anwalt wie­der 2.000 EUR, Umzug mit dem nötigs­ten Haus­rat 1.500 EUR, neu anfan­gen was weiß ich.

Riefling zur bevorstehenden Abschiebung der Müllers und Doros "Erklärung"

Rief­ling zur bevor­ste­hen­den Abschie­bung der Mül­lers und Doros „Erklä­rung”

Offen­bar hat es die bei­den aber bereits vor dem geplan­ten Umzugs­ter­min erwischt, wie einer „Eil­mel­dung“ von Rief­ling zu ent­neh­men ist:

+++Eil­mel­dung+++
Vor kur­zem wur­de die geplan­te Abschie­bung von Doro Schmidt [Mül­ler, Anmk. SdR] und
Rolf Mül­ler aus der Ost­mark in die real exis­tie­ren­de BRD bekannt.
Im Mor­gen­grau­en des 16.12.2020 erfolg­te dann die Stür­mung des Anwe­sens der bei­den „Bun­des­bür­ger”.
Aktu­ell sind unse­re Freun­de in der Abschie­be­haft des neu­en Doll­fuß Regimes.
Mit einem ver­brin­gen über die Demar­ka­ti­ons­li­nie ist in den nächs­te 24 Stun­den zu rechnen.
Ein Not­fall­pro­to­koll ist angelaufen.
Hab und Gut sowie das Leben der Haus­tie­re sind gesichert.
Dank gilt den Kame­ra­den vor Ort.
Sobald sich Kai und Doro mel­den kön­nen, erfol­gen wei­te­re Schritte.
Wir hof­fen wei­ter­hin die Fol­gen der Repres­si­on für unse­re Freun­de abschwä­chen zu können.
Wer einen Bei­trag leis­ten möch­te, kann dies per Paypal.
Soli­da­ri­tät ist mehr als ein Wort!
Sobald es Neu­ig­kei­ten gibt, wer­den sie bekanntgegeben.
+++Eil­mel­dung+++

"Eilmeldung" von Riefling zu Müllers

„Eil­mel­dung” von Rief­ling zu Müllers

Und nun darbt das brau­ne Pär­chen irgend­wo in der real exis­tie­ren­den BRD – mög­li­cher­wei­se in Nie­der­sach­sen, wohin der ers­te Weg in der neu­en alten Hei­mat geführt haben soll. Jeden­falls dort­hin, wo es wenigs­tens noch ein­deu­ti­ge Geset­ze gibt. Was der wirk­li­che Grund für die Abschie­bung war, ob es tat­säch­lich „nur“ die letz­te Ver­ur­tei­lung war, ist uns nicht bekannt. Wir sagen jeden­falls Tschüss und auf Nimmerwiedersehen!