Nur von sehr kurzer Dauer war ein vom Team Strache ins Leben gerufener Online-Shop, der durch den Verkauf diverser Fanartikel wohl Geld und Publicity für die dahinstolpernde neue Partei von Strache bringen hätte sollen. Nach nur einem Tag und einem angeblichen „linken Shitstorm“ schloss Spreadshirt, auf dessen Plattform die THC-Fanartikel vertrieben werden sollten, die virtuelle Pforte von Straches Shop. So war die Chance, enganliegende Unterhosen mit „HC Strache“-Aufdruck zu erstehen und zu testen, ob dort bei Bedarf auch geweihte Metallplatten Platz haben, allzu schnell dahin.
„‚Team Strache’-Sprecher Gernot Rumpold zu ‚Heute‘: ‚Das ist unberechtigte Zensur! Nur weil HC draufsteht und sich der Shop aufgrund der breiten Medienberichterstattung großer Beliebtheit erfreut, wurde er plötzlich abgedreht. Wir werden juristisch dagegen vorgehen.’“ (heute.at, 17.7.20)
Das war in der Phase, als Strache-AnhängerInnen in Wien Unterstützungserklärungen sammelten, um bei der Wahl im Oktober antreten zu können. Obwohl pro Bezirk nur 50 Unterstützungen für die Bezirksvertretungs und 100 für die Gemeinderats- und Landtagswahl notwendig waren, benötigte das THC etwa fünf Wochen, um die Kandidatur in allen Bezirken und auf Stadtebene sicherstellen zu können. Als die Hürde genommen war und Strache seine Liste präsentierte, dauerte es nur wenige Stunden, bis die ersten Videos zu der auf den wohl ziemlich aussichtslosen Platz 17 gereihten Christina Kohl und dem Bezirksratskandidaten Petar Knezevic auftauchten.
#Strache Kandidatin Christina Kohl im Chor mit Küssel-Intimus Lucas Tuma: „Wir sind das Volk.” #THC #WienWahl pic.twitter.com/EXEilFWw5G
— Dietmar Muhlbock (@deltamikeplus) August 13, 2020
Kleiner Nachschlag um das Niveau zu dokumentieren, auf dem Strache und Höbart Mitarbeiter Kohl und Knežević dem politischen Mitbewerber begegnen… m( #THC #WienWahl #Covidioten pic.twitter.com/1gkSUxS85U
— Dietmar Muhlbock (@deltamikeplus) August 13, 2020
Fortsetzung der Reihe „Die KandidatInnen des @HCStrache1″
Auf dem 15-Min. Live-Video auf Facebook vom 13.6. sieht man die beiden KandidatInnen Petar #Knezevic und Christina #Kohl, in dem sie vernünftige Kunden der rappelvollen Tankstelle aufforderten, ihre Masken abzunehmen. pic.twitter.com/rCFlu33LZx
— FPÖ Fails (@fpoefails) August 12, 2020
Kohl bezahlte ihre antisemitische Brüllerei „Soros muss weg, Rothschild muss weg, Rockefeller muss weg, Illuminati müssen weg!“ mit dem Verlust ihres Jobs bei der AUA und tingelt seither als – was sonst? – Opfer durch die Medien. Und Knezevic hat nach Bekanntwerden seiner primitiven Beschimpfungen gleich „freiwillig“ auf seine Kandidatur als Bezirksrat verzichtet.
Armin Wolf charakterisierte das THC in seinem ZiB 2‑Interview mit Strache so:
Wenn Sie da Team schon ansprechen, das unterscheidet sich tatsächlich von herkömmlichen Parteien. Das ist ein durchaus interessantes Team. Der Spitzenkandidat, Sie, musste wegen der peinlichsten Politikaffäre der letzten Jahre zurücktreten, und Sie werden in mehreren Verfahren als Beschuldigter geführt. Ihr Werbechef wurde wegen Korruption zu einer Haftstrafe rechtskräftig verurteilt, Ihr Generalsekretär ist bekanntgeworden, weil er Asylwerber als Erd- und Höhlenmenschen beschimpft und als vermeintliche Ladendiebe verleumdet hat, Ihr Pressechef war Chefredakteur eines rechtsradikalen Verschwörungsmagazins, einer Ihrer Kandidaten musste schon wieder zurücktreten, weil er den Bundeskanzler unflätigst beschimpft hat, ein Arzt auf Ihrer Liste sieht sich – Zitat – als „Opfer der Impfmafia“ und fantasiert, dass sogenannte Chemtrails Grippewellen auslösen würden, und eine Kandidatin wurde von Ihrem Arbeitgeber letzte Woche entlassen, weil sie antisemitische Verschwörungsparolen von sich gibt. Warum sollte irgendwer solche Leute wählen? (Transkript ZiB 2, 18.8.20)
Der THC-Werbechef ist Gernot Rumpold, einst Angehöriger von Jörg Haider legendärer Buberlpartie und Ex-Bundesgeschäftsführer der FPÖ, der sich nach seiner zweiten Verurteilung im Jahr 2016 als arbeitssuchend gemeldet und die Mindestsicherung beantragt hatte. Generalsekretär Christian Höbart ist nach den Verlusten der FPÖ bei der Wahl 2019 aus dem Nationalrat geflogen. The world in Guntramsdorf war ihm offensichtlich too small, so versucht er nun sein Glück beim „Ur-Wiener“ Strache. Straches Pressechef Roland Hofbauer hatte beruflich auch schon bessere Zeiten gesehen. Sein Dasein als Chefredakteur des rechtsextremen Magazins „alles roger?“ wurde jäh beendet, als der Eigentümer Ronnie Seunig frustriert das Handtuch warf und die Produktion des Schmierenblattes mit November 2019 einstellte.
Der Arzt auf Straches Liste, Serge Paukovics (Platz 11), sticht nicht nur durch seine Angst vor der „Impfmafia“ und vor Chemtrails hervor, sondern verfolgt offenbar auch diverse „satanische Machenschaften“ aus Vertretern von Politik und der „Geldelite“.
Paukovics teilt auch von „Klagemauer TV“ (kla.tv), dem Medienkanal des Schweizer Sektenführers Ivo Sasek. Dort ist alles zu finden, was an Verschwörungsmythen herumgeistert – vom 11. September bis zu den wildesten Theorien der Klimawandel- und Coronaleugner*innen. Bei einem von Saseks Versammlungen der sog. „Anti Zensur Koalition“ trat 2012 eine Holocaustleugnerin auf, die aufgrund ihrer dort getätigten Aussagen verurteilt wurde.
Dazu passt ebenfalls, dass Paukovics sich in Solidarität mit dem wegen Wiederbetätigung verurteilten Arzt Thomas Unden übt und dessen Jammerposting (weil er „mit dem Existenzminimum von der Republik pensioniert“ worden sei) mit den Worten teilt: „Wenn Recht zu Unrecht wird,wird Widerstand zur Pflicht“. Paukovics soll bei Straches Partei für den Bereich Gesundheit zuständig sein. Davor müssten wir uns fürchten.
Und dann wäre auch noch der Polizist Zoran Kovacevic, der noch im Jänner 2020 für die FPÖ in Purkersdorf kandidiert hatte und sich nun auf Platz 8 des THC wiederfindet.
Kovacevic meint die „Wahrheit“ über den „Feuersturm von Dresden“ zu kennen, denn die hat er von dem mittlerweile aus dem Internet entfernten geschichtsrevisionistischem Blog „Presselügenclub“ abgeschrieben.
Andrea Schurian schreibt in der „Presse“ über Straches Liste und Christina Kohl: „Das sei nicht antisemitisch gewesen, sagte sie [Christina Kohl] in Interviews: „Darf ich nicht Kritik an Menschen üben, nur weil sie eine Herkunft haben?“ Eine Herkunft haben? Interessante Formulierung. Wer hat eigentlich keine Herkunft?“
Das THC hat zweifellos eine, die mehr als interessant ist!