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Die FPÖ und ihre identitären Identitäten

Jus­tiz­mi­nis­ter Jablo­ner ist in einer par­la­men­ta­ri­schen Anfra­ge­be­ant­wor­tung für Ste­pha­nie Kris­per (Neos) der Ansicht, dass aus den bei Haus­durch­su­chun­gen gefun­de­nen Unter­la­gen „Ver­bin­dun­gen der IBÖ zur FPÖ abzu­lei­ten“ sind. Der neue FPÖ-Vor­­­si­t­­zen­­de Nor­bert Hofer ist da ganz ande­rer Mei­nung. In einem Inter­view mit dem „Stan­dard“ besteht er ganz fest dar­auf, dass er schon 2016 gesagt hat, „dass ich […]

28. Jun 2019

Nein, es geht uns jetzt nicht dar­um, Nor­bert Hofer die durch­aus beträcht­li­chen Sym­pa­thien sei­nes ver­flos­se­nen Vor­gän­gers Stra­che für die Iden­ti­tä­ren, die­se „qua­si jun­ge Akti­vis­ten einer nicht-lin­ken Zivil­ge­sell­schaft“ (Stra­che , 18.4.2016) vor­zu­hal­ten. Auch nicht Kickl, der sich – noch als Gene­ral­se­kre­tär der FPÖ – beim Kon­gress der Ver­tei­di­ger Euro­pas 2016 in Linz rie­sig freu­te, unter „Gleich­ge­sinn­ten“ spre­chen zu dürfen.

Wir könn­ten jetzt alle jene Orte, Orga­ni­sa­tio­nen und Ver­bin­dun­gen (ja, beson­ders die Kor­po­ra­tio­nen!) auf­zäh­len, wo sich Iden­ti­tä­re und FPÖ-Funk­tio­nä­re als „Gleich­ge­sinn­te“ begeg­nen, aus­tau­schen und gele­gent­lich auch gemein­sa­me Aktio­nen oder Ver­an­stal­tun­gen vor­be­rei­tet haben. Haben wir schon des öfte­ren gemacht, zuletzt im März die­ses Jah­res.

Blei­ben wir im Bur­gen­land, also jenem Bun­des­land, in dem Nor­bert Hofer etli­che Jah­re als Lan­des­par­tei­se­kre­tär tätig war und dann, seit 2006, zum stell­ver­tre­ten­den Par­tei­ob­mann der FPÖ gewählt wur­de. Dort hat der „Ring Frei­heit­li­cher Jugend“ (RFJ) über meh­re­re Jah­re hin­weg Vor­trags­aben­de zum „Gro­ßen Aus­tausch“ mit Alex­an­der Mar­ko­vics, damals einer der IBÖ-Chefs, abgehalten.

Wer­ner Was­sicek, Obmann des RFJ bis 2015, erklär­te voll­mun­dig: „Wer die Inhal­te der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung teilt, wird die FPÖ wäh­len.“ Was­siceks Nach­fol­ger als Obmann des RFJ ist Kon­stan­tin Lang­hans, Gemein­de­rat der FPÖ in Eisen­stadt, der sogar für’s Euro­päi­schen Par­la­ment kan­di­die­ren durf­te. Die Amts­über­ga­be von Was­sicek auf Lang­hans ver­lief har­mo­nisch, da gab’s kei­nen Rich­tungs­wech­sel. Wie denn auch?

Im Febru­ar 2016 ver­öf­fent­lich­te die Frei­heit­li­che Jugend Bur­gen­land auf ihrer FB-Sei­te ein Foto von der Akti­on „Lich­ter für Öster­reich“, einer maß­geb­lich von den Iden­ti­tä­ren gesteu­er­ten wöchent­li­chen Akti­ons­form, zu der sich Rechts­extre­me aller Schat­tie­run­gen ver­sam­mel­ten – im Bur­gen­land offen­sicht­lich die Frei­heit­li­che Jugend und die Iden­ti­tä­ren, wie aus dem Foto hervorgeht.

 

Aktion "Lichter für Österreich" RFJ Burgenland gemeinsam mit Identitären
Akti­on „Lich­ter für Öster­reich” RFJ Bur­gen­land gemein­sam mit Identitären
Idenditäres Licht (RFJ 2016)
Iden­di­tä­res Licht (RFJ 2016)

„Offen­si­ve gegen Rechts“ ver­öf­fent­lich­te am 1. April 2019 unter einem aus­führ­li­chen FB-Ein­trag über die Bezie­hun­gen zwi­schen dem RFJ Bur­gen­land und den Iden­ti­tä­ren auch ein schö­nes Foto, das Alex­an­der Mar­ko­vics ein­ge­rahmt von Wer­ner Was­sicek und Kon­stan­tin Lang­hans beim Bur­schi­ball 2016 zeigt.

FPÖ-Fails zog eine Woche spä­ter, nach­dem Lang­hans jede per­so­nel­le (!) Über­schnei­dung zwi­schen Iden­ti­tä­ren und Frei­heit­li­cher Jugend demen­tiert hat­te, mit Fotos nach, die eine ideel­le, per­sön­li­che und „foto­gra­fi­sche“  Über­schnei­dung doku­men­tie­ren. Die Kam­pa­gne des RFJ Bur­gen­land „Stoppt Ras­sis­mus gegen Öster­rei­cher! Es ist unser Land“ im Jahr 2016 wur­de bild­mä­ßig durch eine schrei­en­de Jugend­li­che beglei­tet, die, wie der Zufall so spielt, eine Akti­vis­tin der IBÖ ist. An der Kam­pa­gne, die eine deut­lich iden­ti­tä­re ideo­lo­gi­sche Schlag­sei­te hat­te, maß­geb­lich betei­ligt war Kon­stan­tin Lang­hans, der 2019 gar nichts mehr von Über­schnei­dun­gen wis­sen woll­te. So wie Nor­bert Hofer, der mit die­sen „Herr­schaf­ten“ vor sei­ner Haus­tü­re gar nichts zu tun haben will. Hat er das auch sei­nem Günst­ling Geza Mol­nar, Klub­ob­mann der FPÖ im Land­tag des Bur­gen­lands, mit­ge­teilt, der 2015 die RFJ-Ver­an­stal­tung zum „Gro­ßen Aus­tausch“ mit Alex­an­der Mar­ko­vics besuch­te und den Inhalt „völ­lig unbe­denk­lich“ fand?

Was fällt Nor­bert Hofer dazu ein? „Wir ver­wen­den nicht das­sel­be Voka­bu­lar“, so Hofer zur Tiro­ler Tages­zei­tung. Statt des Begriffs „Gro­ßer Aus­tausch“ oder des von Stra­che bevor­zug­ten „Bevöl­ke­rungs­aus­tausch“ will Hofer näm­lich nur von einer „Ände­rung in der Bevöl­ke­rungs­struk­tur“ spre­chen, was etwas gestelz­ter daher­kommt, aber inhalt­lich wohl auf das Glei­che hinausläuft.

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