Die FPÖ und ihre identitären Identitäten

Jus­tizmin­is­ter Jablon­er ist in ein­er par­la­men­tarischen Anfrage­beant­wor­tung für Stephanie Krisper (Neos) der Ansicht, dass aus den bei Haus­durch­suchun­gen gefun­de­nen Unter­la­gen „Verbindun­gen der IBÖ zur FPÖ abzuleit­en“ sind. Der neue FPÖ-Vor­sitzende Nor­bert Hofer ist da ganz ander­er Mei­n­ung. In einem Inter­view mit dem „Stan­dard“ beste­ht er ganz fest darauf, dass er schon 2016 gesagt hat, „dass ich mit diesen Herrschaften nichts zu tun haben will“. Wirk­lich? Wir haben da unsere Zweifel.

Nein, es geht uns jet­zt nicht darum, Nor­bert Hofer die dur­chaus beträchtlichen Sym­pa­thien seines ver­flosse­nen Vorgängers Stra­che für die Iden­titären, diese „qua­si junge Aktivis­ten ein­er nicht-linken Zivilge­sellschaft“ (Stra­che , 18.4.2016) vorzuhal­ten. Auch nicht Kickl, der sich – noch als Gen­er­alsekretär der FPÖ – beim Kongress der Vertei­di­ger Europas 2016 in Linz riesig freute, unter „Gle­ich­gesin­nten“ sprechen zu dürfen.

Wir kön­nten jet­zt alle jene Orte, Organ­i­sa­tio­nen und Verbindun­gen (ja, beson­ders die Kor­po­ra­tio­nen! ) aufzählen, wo sich Iden­titäre und FPÖ- Funk­tionäre als „Gle­ich­gesin­nte“ begeg­nen, aus­tauschen und gele­gentlich auch gemein­same Aktio­nen oder Ver­anstal­tun­gen vor­bere­it­et haben. Haben wir schon des öfteren gemacht, zulet­zt im März dieses Jahres.

Bleiben wir im Bur­gen­land, also jen­em Bun­des­land, in dem Nor­bert Hofer etliche Jahre als Lan­desparteisekretär tätig war und dann, seit 2006, zum stel­lvertre­tenden Parteiob­mann der FPÖ gewählt wurde. Dort hat der „Ring Frei­heitlich­er Jugend“ (RFJ) über mehrere Jahre hin­weg Vor­tragsabende zum „Großen Aus­tausch“ mit Alexan­der Markovics, damals ein­er der IBÖ-Chefs, abgehalten.

Wern­er Was­sicek, Obmann des RFJ bis 2015, erk­lärte voll­mundig: „Wer die Inhalte der Iden­titären Bewe­gung teilt, wird die FPÖ wählen.“ Was­siceks Nach­fol­ger als Obmann des RFJ ist Kon­stan­tin Lang­hans, Gemein­der­at der FPÖ in Eisen­stadt, der sog­ar für’s Europäis­chen Par­la­ment kan­di­dieren durfte. Die Amt­süber­gabe von Was­sicek auf Lang­hans ver­lief har­monisch, da gab’s keinen Rich­tungswech­sel. Wie denn auch?

Im Feb­ru­ar 2016 veröf­fentlichte die Frei­heitliche Jugend Bur­gen­land auf ihrer FB-Seite ein Foto von der Aktion „Lichter für Öster­re­ich“, ein­er maßge­blich von den Iden­titären ges­teuerten wöchentlichen Aktions­form, zu der sich Recht­sex­treme aller Schat­tierun­gen ver­sam­melten – im Bur­gen­land offen­sichtlich die Frei­heitliche Jugend und die Iden­titären, wie aus dem Foto hervorgeht.

 

Aktion "Lichter für Österreich" RFJ Burgenland gemeinsam mit Identitären

Aktion „Lichter für Öster­re­ich” RFJ Bur­gen­land gemein­sam mit Identitären

Idenditäres Licht (RFJ 2016)

Iden­ditäres Licht (RFJ 2016)

„Offen­sive gegen Rechts“ veröf­fentlichte am 1. April 2019 unter einem aus­führlichen FB-Ein­trag über die Beziehun­gen zwis­chen dem RFJ Bur­gen­land und den Iden­titären auch ein schönes Foto, das Alexan­der Markovics einger­ahmt von Wern­er Was­sicek und Kon­stan­tin Lang­hans beim Burschiball 2016 zeigt.

FPÖ-Fails zog eine Woche später, nach­dem Lang­hans jede per­son­elle (!) Über­schnei­dung zwis­chen Iden­titären und Frei­heitlich­er Jugend demen­tiert hat­te, mit Fotos nach, die eine ideelle, per­sön­liche und „fotografis­che“  Über­schnei­dung doku­men­tieren. Die Kam­pagne des RFJ Bur­gen­land „Stoppt Ras­sis­mus gegen Öster­re­ich­er! Es ist unser Land“ im Jahr 2016 wurde bild­mäßig durch eine schreiende Jugendliche begleit­et, die, wie der Zufall so spielt, eine Aktivistin der IBÖ ist. An der Kam­pagne, die eine deut­lich iden­titäre ide­ol­o­gis­che Schlag­seite hat­te, maßge­blich beteiligt war Kon­stan­tin Lang­hans, der 2019 gar nichts mehr von Über­schnei­dun­gen wis­sen wollte. So wie Nor­bert Hofer, der mit diesen „Herrschaften“ vor sein­er Haustüre gar nichts zu tun haben will. Hat er das auch seinem Gün­stling Geza Mol­nar, Klubob­mann der FPÖ im Land­tag des Bur­gen­lands, mit­geteilt, der 2015 die RFJ-Ver­anstal­tung zum „Großen Aus­tausch“ mit Alexan­der Markovics besuchte und den Inhalt „völ­lig unbe­den­klich“ fand?

Was fällt Nor­bert Hofer dazu ein?

„Wir ver­wen­den nicht das­selbe Vok­ab­u­lar“, so Hofer zur Tirol­er Tageszeitung. Statt des Begriffs „Großer Aus­tausch“ oder des von Stra­che bevorzugten „Bevölkerungsaus­tausch“ will Hofer näm­lich nur von ein­er „Änderung in der Bevölkerungsstruk­tur“ sprechen, was etwas gestelzter daherkommt, aber inhaltlich wohl auf das Gle­iche hinausläuft.