Kommentiertes Transkript Interview Armin Wolf mit Walter Rosenkranz, ZIB 2, 2.4.2019

Das ZiB2-Inter­­view vom 2.4.2019 von Armin Wolf mit dem frei­heit­li­chen Klub­ob­mann Wal­ter Rosen­kranz hat Poten­ti­al, als „legen­dä­res Stück Zeit­ge­schich­te“ in die poli­ti­schen Anna­len ein­zu­ge­hen. Damit es erhal­ten bleibt, haben wir ein Tran­skript ange­fer­tigt. Ein­zel­ne Pas­sa­gen haben wir kom­men­tiert und Ver­wei­se, Bele­ge, Rich­tig­stel­lun­gen ange­fügt. Ein­spie­ler – Armin Wolf (W.): Über all das hät­te ich ger­ne mit FPÖ-Chef […]

4. Apr 2019
ZiB 2, 2.4.19: Armin Wolf und Walter Rosenkranz

Ein­spie­ler – Armin Wolf (W.): Über all das hät­te ich ger­ne mit FPÖ-Chef Vize­kanz­ler Stra­che gespro­chen, er woll­te nicht zu uns kom­men, aber live im Stu­dio begrü­ße ich jetzt den geschäfts­füh­ren­den FPÖ-Klub­ob­mann im Natio­nal­rat, Wal­ter Rosen­kranz. Guten Abend, vie­len Dank fürs Kommen.

Wal­ter Rosen­kranz (R.): Guten Abend.

W.: Dr. Rosen­kranz, Ihr Par­tei­chef Stra­che hat die Iden­ti­tä­ren mal – ich zitie­re – „jun­ge Akti­vis­ten einer nicht-lin­ken Zivil­ge­sell­schaft“ genannt. Was sind die Iden­ti­tä­ren denn für Sie?

R.: Ja, ich hab sie auch nur medi­al so ken­nen­ge­lernt, dass das vor Jah­ren eine Grup­pe von jun­gen Men­schen waren, die eigent­lich mit den Mit­teln, so wie wir sie bis dato eigent­lich nur von lin­ken Akti­vis­ten gekannt haben – Hör­saal­be­set­zung, irgend­wo Fas­sa­den­klet­tern, Trans­pa­ren­te ent­rol­len – also all das, was zum Bei­spiel, oder auch Green­peace gemacht hat, die sich die­ser Mit­tel bedient haben, um ihre poli­ti­schen Ideen, Pro­gram­me, Sor­gen, Nöte in irgend­ei­ner Form an den Mann zu brin­gen. Das habe ich auch ja bis vor Jah­ren auch für durch­aus erfri­schend gehalten.

W.: Also, sie haben Ihnen gefallen?

R.: Das war für mich etwas Erfri­schen­des, hab i gsagt, aha, das sind jetzt jun­ge Leu­te, die machen etwas genau­so, hat einen gewis­sen Charme gehabt.

W.: Und was hat sich da jetzt geändert?

R.: Na ja, es ist eine poli­ti­sche Bewe­gung, die sehr weit rechts im Spek­trum ist und wo die …

W.: Das war sie damals noch nicht?

R.: So erkenn­bar war sie’s noch nicht.

W.: Wirk­lich?

R.: Nein, für mich noch nicht …

W.: 2014 hat der Ver­fas­sungs­schutz geschrie­ben: „In den Rei­hen befin­den sich amts­be­kann­te Neo­na­zis, und es bestehen Kon­tak­te in ande­re rechts­extre­mis­ti­sche Szenebereiche.“

[Kom­men­tar – Zusam­men­fas­sung des DÖW: Am Bei­spiel der Iden­ti­tä­ren zeigt sich dane­ben, dass die Behör­den nun kri­tisch hin­ter die ideo­lo­gi­schen Selbst­dar­stel­lun­gen der füh­ren­den Akteu­re bli­cken: Es sei­en „jün­ge­re Neo­na­zis und Per­so­nen aus dem stu­den­ti­schen und bur­schen­schaft­li­chen Milieu”, die das aus Frank­reich kom­men­de neue Orga­ni­sa­ti­ons­mo­dell in Öster­reich eta­blier­ten. Die War­nun­gen vor einer angeb­li­chen „Isla­mi­sie­rung” wer­den als „Deck­man­tel” ent­larvt, unter wel­chem „auf einer pseu­do-intel­lek­tu­el­len Grund­la­ge” ver­sucht wer­de, „das eige­ne rassistisch/nationalistisch gepräg­te Welt­bild zu ver­schlei­ern”. Auch sei die öffent­li­che „Distan­zie­rung vom Neo­na­zis­mus […] als tak­ti­sches Manö­ver zu wer­ten, da sich in den Rei­hen der Bewe­gungs­eli­ten amts­be­kann­te Neo­na­zis befin­den und Kon­tak­te in ande­re rechts­extre­mis­ti­sche Sze­n­e­be­rei­che bestehen”. Die nun­meh­ri­ge kri­ti­sche­re Aus­ein­an­der­set­zung mit „neu­rech­ten” Ansät­zen führt zu tref­fen­den Beschrei­bun­gen der­sel­ben: „Was sich vor­der­grün­dig als ‚Kri­tik’ und jüngst als ‚islam­kri­tisch’ auf der Ebe­ne der Mobi­li­sie­rung dar­stellt, trägt in der tat­säch­li­chen Umset­zung oft islam‑, asyl- und frem­den­feind­li­che Züge.” (zum Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2014, S. 19)]

R.: Das schreibt der Ver­fas­sungs­schutz, mir hat er es nicht geschrieben.

[Kom­men­tar: Rosen­kranz war zu dem Zeit­punkt sicher­heits­po­li­ti­scher Spre­cher der FPÖ, Mit­glied des Aus­schus­ses für inne­re Ange­le­gen­hei­ten und ab Juli 2016 Mit­glied des für die Geheim­diens­te und den Ver­fas­sungs­schutz der Repu­blik zustän­di­gen stän­di­gen Unterausschusses.]

Ausschussmitgliedschaften Walter Rosenkranz GP XXV
Aus­schuss­mit­glied­schaf­ten Wal­ter Rosen­kranz GP XXV

W.: Aber der ist ja öffent­lich, der Ver­fas­sungs­schutz­be­richt. [Kom­men­tar: ver­öf­fent­licht im Juli 2015]

R.: Aber ich neh­me an, dass der Ver­fas­sungs­schutz des hat. Und wenn Sie sagen, 2014 … ja, rich­tig, da hat auch das begon­nen, dass man an sich ange­fan­gen hat, die Ver­an­stal­tun­gen auch kri­ti­scher zu sehen, aber nicht alles …

W.: Das Pos­ting vom Herrn Stra­che ist von 2016.

[Kom­men­tar: Stra­che hat mehr­fach von den Iden­ti­tä­ren geteilt.]

R.: … aber nicht alles – auch 2016 hat’s auch eine Ver­an­stal­tung gege­ben, zum Bei­spiel mit’m Kol­le­gen Zan­ger in der Stei­er­mark, aber danach war dann der Pro­zess ein kla­rer, dass man sagt, da möch­te man nicht sich anbie­dern. Bezie­hungs­wei­se auch der Pro­zess war ein kla­rer, der dann letzt­lich zu einem Beschluss in der FPÖ geführt hat – 2018, wo Funk­tio­nä­re auch noch auf­ge­tre­ten sind, wo man gesagt hat, des funk­tio­niert bei uns nicht.

W.: Seit wann gilt das eigent­lich? Und was steht da genau drin? Ich habe die­sen Vor­stands­be­schluss näm­lich heu­te gesucht und weder auf Ihrer Home­page noch in irgend­ei­ner Pres­se­aus­sendung gefunden.

R.: Wenn mich nicht alles täuscht, hät­te das der Chris­ti­an Hafenecker, unser Gene­ral­se­kre­tär, schon ver­öf­fent­licht, aber ich kann’s Ihnen auch aus­wen­dig sagen: Es ist eine Betä­ti­gung bei den Iden­ti­tä­ren und eine Funk­ti­on in der FPÖ nicht kompatibel.

W.: Eine Funk­ti­on. Also ein­fa­che Par­tei­mit­glie­der in der FPÖ dür­fen schon Iden­ti­tä­re sein?

R.: Na, wir können’s nicht kon­trol­lie­ren. Ein ein­fa­ches Par­tei­mit­glied zahlt Mit­glieds­bei­trag, ist Mit­glied, und dann kommt es dar­auf an, ob jemand irgend in einer Form ein kame­rad­schaft­lich fal­sches Ver­hal­ten setzt, ein par­tei­schä­di­gen­des Ver­hal­ten setzt, das sind dann die Aus­schluss­grün­de. Aber als ein­fa­ches Mit­glied … lässt sich nicht kontrollieren.

W.: Also der Herr Sell­ner dürf­te der FPÖ bei­tre­ten als ein­fa­ches Mitglied?

R.: Ich glau­be, der wür­de das nicht tun.

W.: War­um nicht?

R: Weil’s bestimm­te, weil’s bestimm­te Regeln bei uns gibt, dass man nicht auto­ma­tisch Mit­glied wird. Das muss ja jedes Mit­glied, jeder Mit­glieds­wer­ber muss ja da geprüft wer­den, wird ange­schaut, wird gespro­chen mit ihm, mit dem hält man ein Gespräch ab. Und da gibt es auch Grund­sät­ze, des muss man unter­schrei­ben, dass man für den demo­kra­ti­schen Rechts­staat ein­tritt, dass man zum Bei­spiel auch Radi­ka­lis­men in jeder Form ablehnt. Das muss geklärt sein.

W.: Wenn das so klar ist, da ist jetzt doch man­ches ein biss­chen ver­wun­der­lich: Es gibt die­se Web­site Info-Direkt: laut Ver­fas­sungs­schutz mit zum Teil äußerst frem­den­feind­li­chen Inhal­ten, anti­se­mi­ti­schen Ten­den­zen, ver­schwö­rungs­theo­re­ti­schen Ansät­zen. Ist de fac­to eine Wer­be­platt­form für die Iden­ti­tä­ren, die publi­zie­ren dort auch. Und wie man seit heu­te weiß durch die Ober­ös­ter­rei­chi­schen Nach­rich­ten gehört die­se Platt­form zwei FPÖ-Mit­ar­bei­tern in Ober­ös­ter­reich, näm­lich dem Büro­lei­ter des Ver­kehrs­stadt­rats in Linz und einem poli­ti­schen Refe­ren­ten der Lan­des­par­tei. Wie passt denn das zusammen?

[Kom­men­tar: Gesell­schaf­ter Info-Direkt: Micha­el Scharf­mül­ler (40 %), Jan Acker­mei­er (30 %), Ulrich Püschel (30 %)]

R.: Das passt sehr gut zusam­men. Das sind pri­vat­recht­li­che Akti­vi­tä­ten. Und an sich, wenn dort etwas Jour­na­lis­ti­sches steht, dann nehm ich doch an, dass das, was für Sie gilt, näm­lich jour­na­lis­ti­sche Frei­heit und Redak­ti­ons­frei­heit, wird auch für einen Jour­na­lis­ten gel­ten, der dort schreibt.

W.: Also, wenn Sie sagen, FPÖ-Mit­glie­der müs­sen sich von Radi­ka­lis­men distan­zie­ren, und sie gleich­zei­tig eine Web­site betrei­ben, wo drauf­steht „Wir Patrio­ten sit­zen in einem Boot mit Mar­tin Sell­ner“ [Kom­men­tar: sie­he hier!], passt tadel­los zusammen?

R.: Des passt nicht tadel­los zusam­men, aber ich neh­me an, dass die­ser Bei­trag und die­se Kari­ka­tur – ich glau­be, es ist eine Kari­ka­tur – dass das unter die Fra­ge der jour­na­lis­ti­schen Frei­heit fällt.

W.: Aber sol­len sol­che Leu­te für die FPÖ arbei­ten? Die arbei­ten für die FPÖ.

R.: Na, sofern sie ihre Arbeit auch gut machen, war­um auch nicht, wir haben kei­ne Berufsverbote.

W.: Das ver­ste­he ich aber jetzt nicht ganz. Wenn man sich für die Iden­ti­tä­ren engagiert …

R.: Ja, also Herr Wolf, Sie wer­den viel­leicht man­ches auch nicht verstehen.

W.: Das stimmt, ich bemü­he mich ja sehr, es zu ver­ste­hen. Wenn man für die Iden­ti­tä­ren sich enga­giert, kann man kei­ne Funk­ti­on in der FPÖ haben. Aber man kann sich so für die Iden­ti­tä­ren enga­gie­ren und kann gleich­zei­tig für wich­ti­ge FPÖ-Poli­ti­ker arbei­ten. Das geht?

R.: Das wird gehen, ja.

W.: Ist das ganz logisch? Also, mir kommt’s ein biss­chen nicht logisch vor.

R.: Durch­aus, durch­aus, weil in die­sem Blatt ist es an sich die jour­na­lis­ti­sche Frei­heit, die hier gewahrt ist. War­um sol­len sich Eigen­tü­mer in die Blatt­li­nie so ein­mi­schen? Wol­len Sie das, Herr, Herr Wolf?

W.: Ah, i glau­be, jo, ich fän­de das eigent­lich rela­tiv ver­nünf­tig, wenn die Eigen­tü­mer dar­auf schau­en, was da schaut, was da steht. Sie nicht? Also es passt zusam­men, gut.

R.: Das ist jour­na­lis­ti­sche Freiheit.

W.: Jetzt gibt’s ja noch ande­re Berüh­rungs­punk­te. Wie gefällt Ihnen zum Bei­spiel, dass der Gra­zer FPÖ-Gemein­de­rat Hein­rich Sickl, auch Chef des Frei­heit­li­chen Aka­de­mi­ker­ver­ban­des, eine Woh­nung an die Iden­ti­tä­ren ver­mie­tet, die die­se als eine ihrer bei­den Öster­reich-Zen­tra­len nützen?

R.: Das ist das öster­rei­chi­sche Miet­recht. Ich weiß nicht, wann er das ver­mie­tet hat, aber …

W: 2011, glau­be ich.

[Kom­men­tar: Es war seit März 2016, sie­he hier]

R.: 2011, da wird’s auch noch kei­ne Berüh­rungs­ängs­te gege­ben haben. Und ich, Sie ken­nen wahr­schein­lich das öster­rei­chi­sche Miet­recht auch so: Die Fra­ge der poli­ti­schen, der Aus­rich­tung, der Ideo­lo­gie und so wei­ter ist nicht als Kün­di­gungs­grund drin­nen, das gibt es bei uns nicht.

W.: Sie mei­nen, er wür­de sie kün­di­gen, wenn er könnte?

R.: Das weiß ich nicht, da muss man den Herrn Sickl fragen.

W.: Okay, wenn er sei­ne Woh­nung an einen Sala­fis­ten­pre­di­ger ver­mie­ten wür­de, wür­den Sie es dann auch so gelas­sen sehen?

R.: Das wür­de ich auch so gelas­sen sehen, weil Pri­vat­au­to­no­mie ist Pri­vat­au­to­no­mie bei einem Miet­ver­trag. Ich glau­be, Sie wer­den eines sehen, und das ver­folgt uns ja jetzt ein biss­chen von der ver­ei­nig­ten Lin­ken: Die wol­len uns jetzt mitt­ler­wei­le sogar schon offen­sicht­lich bei Miet­ver­trä­gen einen Fra­ge­bo­gen aus­fül­len, wel­cher poli­ti­schen Gesin­nung gehö­ren Sie an, und so wei­ter. Das gibt es bei uns Gott sei Dank noch nicht.

W.: Aber ist es nicht auf­fäl­lig, dass es genau zwei Öster­reich-Zen­tra­len gibt der Iden­ti­tä­ren: Die eine ist bei einem Gra­zer FPÖ-Gemein­de­rat, die ande­re ist in einer Lin­zer Vil­la, die einem FPÖ-nahen Stu­den­ten­ver­ein gehört und in der eine Bur­schen­schaft sitzt, in der lau­ter füh­ren­de ober­ös­ter­rei­chi­sche FPÖ-Poli­ti­ker sit­zen. Ist das ein Zufall?

R.: Da sind Sie, was die Wahr­heit Ihrer Fra­ge jetzt betrifft, den Gehalt dahin­ter, nicht ganz am letz­ten Stand. Das müs­sen bereits Medi­en wider­ru­fen, Sie wer­den es mor­gen schon lesen.

[Kom­men­tar: Die Ober­ös­ter­rei­chi­schen Nach­rich­ten dazu am 3.4.19: „Dort behaup­te­te am Diens­tag­abend FP-Klub­ob­mann Wal­ter Rosen­kranz im Inter­view mit Armin Wolf (das Video sehen Sie wei­ter unten), dass es nicht rich­tig sei, dass die rechts­extre­me Iden­ti­tä­re Bewe­gung in der Vil­la Hagen in Linz, die einem FP-nahen Ver­ein gehört, einen ihrer Stütz­punk­te in Öster­reich habe. Ent­spre­chen­de Medi­en­be­rich­te — damit mein­te er wohl die OÖN — wür­den kor­ri­giert werden.
Rosen­kranz irrt: Es gibt dazu nichts zu kor­ri­gie­ren. Die OÖN hal­ten dar­an fest, dass die Iden­ti­tä­ren in der Vil­la Hagen ein „patrio­ti­sches Zen­trum“ — das so genann­te „Khe­ven­hül­ler Zen­trum“ — haben.“]

W.: Näm­lich?

R.: Weil es ein­fach nicht rich­tig ist, dass dort die Iden­ti­tä­ren Mie­ter waren, einen Sitz haben etc. Die Mieterliste …

W.: Wie kom­men Sie darauf?

R.: Weil ich die Kla­ge gese­hen habe, weil ich auch die ent­spre­chen­den Unter­la­gen dafür habe, die mir die­ser Haus­ver­ein, den’s dort gibt, die Eigen­tü­mer zur Ver­fü­gung gestellt haben, weil jetzt zum Bei­spiel auch behaup­tet wor­den ist, dass dort eine Haus­durch­su­chung statt­ge­fun­den hat, weil mir vor­liegt der Bericht des Lan­des­ver­fas­sungs­schut­zes, dass dort nie eine Haus­durch­su­chung war. Es stimmt ein­fach nicht, und mor­gen kön­nen Sie es sogar lesen.

W.: Aber ich habe nicht behaup­tet, dass es dort eine Haus­durch­su­chung gab, sehr wohl aber haben die …

R.: In den Medi­en wur­de es …

W.: … sehr wohl aber haben die Iden­ti­tä­ren die­se Adres­se bis vor­ges­tern auf ihrer Home­page als Sitz ihrer Öster­reich-Zen­tra­le angegeben.

[Kom­men­tar: Screen­shot Adres­se Khe­ven­hül­ler-Zen­trum in Linz]

aus Recherche zum Khevenhüller-Zentrum "EINE BURSCHENSCHAFT, EINE PARTEI, DIE IB UND EINE VILLA"
aus Recher­che zum Khe­ven­hül­ler-Zen­trum „EINE BURSCHENSCHAFT, EINE PARTEI, DIE IB UND EINE VILLA”

R.: Dann war das falsch. Dann dürf­te ein Mie­ter, wel­cher auch immer von die­sen vie­len, oder jemand ande­rer das fälsch­lich ange­ge­ben haben. Es stimmt nur nicht.

[Kom­men­tar: Ober­ös­ter­rei­chi­schen Nach­rich­ten am 3.4.19: „Auch Mar­tin Sell­ner, Chef der Iden­ti­tä­ren in Öster­reich, macht kein Geheim­nis aus dem Iden­ti­tä­ren-Zen­trum in der Vil­la Hagen. In einem You­tube-Video von Mon­tag sagt Sell­ner wört­lich, dass sich ‚dort Iden­ti­tä­re im Kel­ler ein­ge­mie­tet und dort das Khe­ven­hül­ler-Zen­trum haben.’“]

W.: Gut, also da waren nie Iden­ti­tä­re im Haus, ist nie jeman­dem aufgefallen?

R.: Das kann ich, das kann ich nicht sagen. Ich war selbst nie dort, ich wür­de auch kei­nen ein­zi­gen Iden­ti­tä­ren ken­nen, nicht ein­mal den Herrn Sell­ner, wenn er auf der Stra­ße 50 Zen­ti­me­ter an mir vorbeigeht.

[Kom­men­tar: Am 28.3.19 ver­wies Rosen­kranz im Natio­nal­rat auf ein Bild, das Sell­ner mit Bun­des­prä­si­dent Van der Bel­len zeigt.]

Walter Rosenkranz am 28.3.19 im Nationalrat mit Bild von Martin Sellner (Tweet von Mark J. Mitterhuber)
Wal­ter Rosen­kranz am 28.3.19 im Natio­nal­rat mit Bild von Mar­tin Sell­ner (Tweet von Mark J. Mit­ter­hu­ber)

W.: Jetzt gibt’s ja noch ande­re FPÖ-Poli­ti­ker, zum Bei­spiel Ihren Abge­ord­ne­ten Zan­ger, den Sie vor­her schon erwähnt haben.

R.: Ja.

W.: Der hat 2016 auf einer IB-Kund­ge­bung gespro­chen, ganz stolz ein Foto davon auf Face­book gepostet.

[Kom­men­tar: Face­book-Ein­trag von Wolf­gang Zan­ger 13.2.19 – Bild wur­de aus urhe­ber­recht­li­chen Grün­den entfernt.]

Wolfgang Zanger bei einer Identitären-Kundgebung in Judenburg am 13.2.16
Wolf­gang Zan­ger bei einer Iden­ti­tä­ren-Kund­ge­bung in Juden­burg am 13.2.16

R.: Ja.

W.: Der Ring Frei­heit­li­cher Jugend macht gemein­sa­me Ver­an­stal­tun­gen regel­mä­ßig mit den Iden­ti­tä­ren, unter dem Titel ein­mal auch „Gro­ßer Aus­tausch“ – so hieß übri­gens auch das Mani­fest des Neu­see­land-Atten­tä­ters. Prak­tisch alles füh­ren­den Iden­ti­tä­ren sind Mit­glied in schla­gen­den Bur­schen­schaf­ten, in denen auch füh­ren­de FPÖ-Poli­ti­ker Mit­glied sind. Und gleich­zei­tig sagt der FPÖ-Gene­ral­se­kre­tär ges­tern, das sind abstru­se Ver­su­che, ein Nahe­ver­hält­nis von FPÖ und Iden­ti­tä­ren zu kon­stru­ie­ren. Ist das nicht ein biss­chen ein abstru­ser Ver­such, so zu tun, als hät­ten Iden­ti­tä­re und FPÖ gar nichts mit­ein­an­der zu tun?

R.: Herr Wolf, i bin selbst Bur­schen­schaf­ter, i bin selbst Mit­glied einer Bur­schen­schaft, und ich ken­ne kei­nen ein­zi­gen von denen in mei­nem Umfeld oder sonst irgend­wo, der dort in irgend­ei­ner Form füh­rend bei den Iden­ti­tä­ren wäre. Der Herr Sell­ner war mei­nes Wis­sens nach, aber das beruht nur auf Zei­tungs­wis­sen, ein­mal Mit­glied in der Bur­schen­schaft Olym­pia und ist dort weggegangen.

W.: Der Grün­der der Iden­ti­tä­ren in Öster­reich ist noch immer Mit­glied der Bur­schen­schaft Olym­pia, dort sind meh­re­re FPÖ-Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­te auch Mitglied.

R.: Wer ist das?

W.: Herr Markovics.

R.: Herr Markovics …

W.: Alex­an­der Mar­ko­vics, hat die Iden­ti­tä­ren in Öster­reich gegrün­det, ist viel in Medi­en auf­ge­tre­ten. Stört Sie nicht?

R.: Ich ken­ne ihn nicht, inter­es­siert mich nicht.

[Komen­tar: Alex­an­der Mar­ko­vics bei einer Kund­ge­bung im Febru­ar 2016 in Wie­ner Neu­stadt, bei der auch Wal­ter Rosen­kranz als Red­ner auftrat.]

Kundgebung Wiener Neustadt 25.2.16 Alexander Markovics (Screenshot Video Youtube Esterreicherr)
Kund­ge­bung Wie­ner Neu­stadt 25.2.16 Alex­an­der Mar­ko­vics (Screen­shot Video You­tube Esterreicherr)

W.: Innen­mi­nis­ter Kickl, ken­nen Sie schon, ist 2016 der Stargast …

R: Ja, kein Bur­schen­schaft­ler, kein Identitärer.

W: Genau, und trotz­dem ist er 2016 als Star­gast bei einem rechts­extre­men Kon­gress auf­ge­tre­ten, an dem Iden­ti­tä­re füh­rend betei­ligt waren. Und jetzt sol­len sei­ne Behör­den unter­su­chen, ob man die­sen Ver­ein auflö.sen kann. Erwar­ten Sie sich da viel?

R.: Ja.

W.: Näm­lich?

R.: War­um? Weil das Innen­mi­nis­te­ri­um kein Par­tei­ap­pa­rat ist, son­dern eine Behör­de, die auf Basis der Rechts­staat­lich­keit arbei­tet. Und genau das ist das, was wir auch ein­for­dern im Umgang mit Rechts­extre­mis­ten, Links­extre­mis­ten, isla­mi­schen Extre­mis­ten, kurz­um: mit allen, die rote Linie ist der Rechts­staat dabei. Und Iden­ti­tä­re als Ver­ein kön­nen so wie ande­re auf dem ande­ren poli­ti­schen Spek­trum arbei­ten, so lang sie sich an die Rechts­ord­nung hal­ten. Sobald’s bei Straf­tat, sobald’s bei Ter­ro­ris­mus, sobald’s bei Gewalt anfängt, bei Staats­feind­lich­keit, bei Kampf gegen die Demo­kra­tie, dann ist auch für den Staat in einer demo­kra­ti­schen Ver­fasst­heit Ende.

W.: Fin­den Sie es gut, dass Herr Kickl, damals Gene­ral­se­kre­tär der FPÖ, noch nicht Innen­mi­nis­ter, bei so einem Kon­gress auf­tritt, den der Ver­fas­sungs­schutz immer­hin als Ver­net­zungs­tref­fen der rech­ten Sze­ne bezeich­net hat?

R.: Was der Ver­fas­sungs­schutz, vor allem auch die dama­li­ge Refe­ren­tin, die das gemacht hat, die ist ja im BVT-Aus­schuss drin­nen gewe­sen, die hat gesagt, was dort statt­fin­det und wel­che Bedro­hungs­sze­na­ri­en es dort gibt, ins­be­son­de­re von den Links­extre­mis­ten, die dort die Gegen­ver­an­stal­tun­gen machen – also ich glau­be – auch die­sen Bericht hät­te ich mit – also ich glau­be, ein Gene­ral­se­kre­tär der FPÖ kann über­all spre­chen, so wie ich auch, wenn ich ein­ge­la­den bin, auch über­all spreche.

W.: Ich glau­be, Sie haben sich ein biss­chen geirrt. Die­sen Bericht, den Sie zitie­ren, hat nicht die­se Refe­ren­tin geschrie­ben, son­dern der Ver­fas­sungs­schutz Ober­ös­ter­reich, und da geht es auch nicht pri­mär um die lin­ken Bedro­hun­gen, son­dern auch um die Veranstaltungen.

[Kom­men­tar: Die Ein­schät­zung kam vom BVT und nicht vom LVT, wie das Land Ober­ös­ter­reich ver­öf­fent­lich­te: „‚Zum „Kon­gress: Ver­tei­di­ger Euro­pas“ am 29. Okto­ber 2016 in Linz lie­gen aktu­ell – trotz der mög­li­chen Teil­nah­me von Per­so­nen aus dem rechts­extre­mis­ti­schen Lager – kei­ne Infor­ma­tio­nen vor, die eine per se straf­rechts- bzw. ver­bots­ge­setz­wid­ri­ge Ver­an­stal­tung, der im Vor­hin­ein sicher­heits­be­hörd­lich ent­ge­gen zu tre­ten wäre, erwar­ten las­sen’, heißt es in einer vom Land Ober­ös­ter­reich ange­for­der­ten Gefährdungs­einschätzung des Bun­des­am­tes für Ver­fas­sungs­schutz und Terrorismusbekämpfung.“]

R.: Die Frau, die Frau G.? BVT, Gefähr­dungs­ein­schät­zung Euro­päi­sches Forum Linz, Kon­gress „Ver­tei­di­ger Euro­pas“, 20., 29. Okto­ber 2016 in Linz. Das liegt vor, die Gefährdungseinschätzung.

W.: Genau. Kommt, kommt vom Lan­des­amt in Ober­ös­ter­reich, vom Verfassungsschutzlandesamt.

R.: Aber ent­schul­di­gen Sie, des, das kön­nen Sie mir jetzt olles erzäh­len. Ich habe den hier, der gezeich­net ist von der Refe­ren­tin, die medi­al bekannt ist, im BVT. Hier steht BVT. Es kann sein, dass der Lan­des­ver­fas­sungs­schutz zuar­bei­tet und viel­leicht auch Pas­sa­gen dort über­nom­men wird, aber des ist der Bericht. Wenn Sie wol­len, ich kann Ihnen ihn sogar da lassen.

W.: Ich habe den Bericht da.

R.: Ah, Sie haben ihn eh? Aha.

W.: Ja, wir reden genau über den glei­chen Bericht.

R.: Na dann. Weil Sie sagen Lan­des­ver­fas­sungs­schutz, und ich sog BVT, also dann passt es ja nicht ganz.

W.: Gut. Jetzt scheint ja der Bun­des­kanz­ler ein biss­chen skep­tisch zu sein, was all die­se Aus­künf­te von Ihnen und Ihrer Par­tei in den letz­ten Tagen betrifft. Er ver­langt, dass sich die FPÖ nicht schwam­mig, son­dern ganz klar von Rechts­extre­men abgrenzt. Wie kommt er denn auf die Idee, wenn das alles so klar ist?

R.: Na ja, wenn’s Medi­en­be­rich­te gibt, die sich im Nach­hin­ein sogar als falsch her­aus­stel­len, wie zum Bei­spiel einen, Berich­te über, gera­de über die­se Vil­la in Linz, das mor­gen auch, oder in den nächs­ten Tagen, ich glau­be, heu­te ist ein Ver­gleich erzielt wor­den nach einer Kla­ge, nach einer ent­spre­chen­den – dass viel­leicht man­ches nicht die ech­te Infor­ma­ti­on da ist. Und ich möch­te eines haben, dass man, was die Bedro­hungs­sze­na­ri­en, auch sei­tens der Iden­ti­tä­ren betrifft, dass hier tat­säch­lich der Rechts­staat end­lich ein­mal arbei­tet und nicht nur Anwür­fe, Ver­däch­ti­gun­gen von einer klar moti­vier­ten – ja, ich sage es ganz klar: lin­ken Sei­te mit dem Poten­ti­al von eher Anwer­fen, Anpat­zen pas­siert, son­dern ich erwar­te mir hier eigent­lich eine rasche Auf­klä­rung, was dort pas­siert. Das BVT arbei­tet zu, aber letzt­lich müs­sen die Jus­tiz­be­hör­den, Staats­an­walt­schaft im Wir­kungs­be­reich des Jus­tiz­mi­nis­ters, bei Jus­tiz­mi­nis­ter Moser ein­mal da klar sagen, wie weit sind die Auf­klä­run­gen dabei, wie weit geht es hier um straf­recht­li­che rele­van­te, staats­feind­li­che Aktio­nen, weil nur das ist eine Vor­fra­ge, bei der man bei man bei einer Ver­eins­auf­lö­sung dann tat­säch­lich etwas machen kann.

W.: I hätt jetzt nicht erwar­tet, dass Sie den Bun­des­kanz­ler als von lin­ker Sei­te und mit Anwer­fen und Anpat­zen in Ver­bin­dung bringen.

R.: Nein, er hört das ja auch. Er hört das auch, und vor allem liest er auch Medi­en, wo fal­sche Din­ge drin­nen ste­hen. Und ich ver­ste­he es, wenn der Bun­des­kanz­ler in die­ser Bun­des­re­gie­rung sagt, was ist da los, ich möch­te die Klä­rung haben. Aber die­se Klä­rung hat statt­ge­fun­den. Und er will eigent­lich auch nichts ande­res, als dass er sagt, die Iden­ti­tä­ren soll man auf­lö­sen, wenn der Rechts­staat das her­gibt. Und ich halt’s auch mit’m Bun­des­prä­si­dent Van der Bel­len, der gesagt hat, eine Ver­eins­auf­lö­sung, das muss man sich drei­mal gut über­le­gen, weil wir sind noch in einem demo­kra­tisch ver­fass­ten Ver­fas­sungs­staat und Rechts­staat, und da kann man net nur sagen, poli­tisch pas­sen mir die nicht, drum löse ich sie auf. Und des funk­tio­niert nicht.

W.: Sie haben den Bun­des­kanz­ler jetzt ein biss­chen unge…, unkor­rekt zitiert. Er hat nicht gesagt, er möch­te die Iden­ti­tä­ren auf­lö­sen, er hat gesagt, das möch­te er prü­fen. Aber er hat ges­tern geschrie­ben: Jede Art der Ver­flech­tung zu den Iden­ti­tä­ren von der FPÖ gehört aufgelöst.

R.: Ja, das ist so.

W: Aber die Miet­ver­trä­ge und so sind davon nicht betroffen.

R.: Na, ent­schul­di­gen Sie sehr, also wos kann jetzt … recht­lich … prü­fen Sie das ein­mal recht­lich, wie ein Ver­mie­ter agie­ren kann, und wir befin­den uns im Bereich der Pri­vat­au­to­no­mie, dass der sogt, mir passt jetzt auf ein­mal Dei­ne Nase nicht, Du fliegst raus. Das funk­tio­niert nicht so ein­fach. Es geht ums Poli­ti­sche, es geht ums Politische.

W.: Hat der Herr Sickl das pro­biert, Ihr FPÖ-Gemeinderat?

R: Das weiß ich nicht, das müs­sen Sie ihn fragen.

W.: Aber das wäre ja mög­li­cher­wei­se ein State­ment, dass er sagt: Ich möch­te die nicht als Mie­ter, ich wer­de sie nicht los, aber ich wür­de sie gern kün­di­gen, es geht halt viel­leicht recht­lich nicht.

R.: Da muss man ihn fra­gen. Und mir ist es nicht nur inter­es­siert, wer wel­che State­ments abgibt, son­dern für mich sind Fak­ten wich­tig, für mich sind Tat­sa­chen wich­tig, und das alles auf Basis der Rechts­ord­nung. Und da g’hört eine ver­fas­sungs­ge­mä­ße Über­prü­fung eines Ver­eins auf Straf­recht genau­so dazu wie das öster­rei­chi­sche Miet­recht — das gilt für alle, für links­extrem bis rechts­extrem. Es gilt für alle.

W.: Gut. Letz­te Fra­ge, wir sind weit, weit über der Zeit, eine Fra­ge aber noch: Was wur­de eigent­lich aus die­ser FPÖ-His­to­ri­ker­kom­mis­si­on, die ein­ge­setzt wur­de nach der letz­ten Debat­te vor einem Jahr rund um die Bur­schen­schaf­ten, Ger­ma­nia, Lie­der­buch und so wei­ter? Damals hat der Par­tei­chef gesagt, die soll sich scho­nungs­los mit den Feh­lern der eige­nen Ver­gan­gen­heit aus­ein­an­der­set­zen. Und Sie haben vor einem Jahr hier im Stu­dio gesagt, wört­lich: „Die­se Kom­mis­si­on soll zumin­dest einen ers­ten wich­ti­gen Bericht nach dem Som­mer vor­le­gen.“ Da war Som­mer 2018 gemeint.

R.: Rich­tig.

W.: Es ist jetzt schon auch noch nach dem Som­mer 2018, aber ich glau­be, Sie haben was ande­res gemeint. Wo ist denn der Bericht?

R.: Ich habe ursprüng­lich was ande­res gemeint, und er wird kom­men. Ich weiß, dass die laufenden …

W.: Wann denn?

R.: Das sage ich Ihnen jetzt nicht, weil sonst sit­zen wir viel­leicht in zwei Wochen hier und Sie fra­gen mich wie­der. Er wird für Sie kom­men und er wird auf­grund der Autoren, die drin­nen sind, ein für Sie sehr befrie­di­gen­der und auf­schluss­rei­cher Bericht sein.

W.: Vor den Som­mer­fe­ri­en heuer?

R.: Ich kann es und will es nicht sagen. Da habe ich mir schon ein­mal die Zun­ge ver­brannt, und ich lerne.

W.: Herr Klub­ob­mann, dan­ke für den Besuch im Studio.

R.: Ger­ne.

Nach­spiel auf Twitter:

Twitter Hafenecker-Wolf
Twit­ter Hafenecker-Wolf
Twitter Höbart-Wolf
Twit­ter Höbart-Wolf
Twitter Höbart-Wolf
Twit­ter Höbart-Wolf

Verwandte Beiträge