Üblicherweise ist Walter Rosenkranz gar nicht mundfaul. Vermutlich war das auch ein Grund, warum er und nicht Strache selbst zum Interview mit Armin Wolf in die ZIB 2 ausrücken musste, um dort die Beziehungen zwischen der FPÖ und den rechtsextremen Identitären aufzuklären. Davon war aber keine Spur zu bemerken. Stattdessen lange Nachdenkpausen und Nebelgranaten.
Nebelgranate 1 war schon die einleitende Feststellung von Rosenkranz, wonach er die Identitären nur „medial“ kennengelernt habe. Da müssen wir den Klubobmann schon daran erinnern, dass er sie zumindest 2016 in Wiener Neustadt leibhaftig gesehen hat, als sie fahnenschwenkend vor ihm standen und von ihm als „liebe Patrioten“ begrüßt wurden.
Nebelgranate 2 war dann seine Anmerkung zum Verfassungsschutzbericht 2014, aus dem Armin Wolf die Passage zitierte, wonach sich amtsbekannte Neonazis in den Reihen der Identitären befinden. Rosenkranz: „Das schreibt der Verfassungsschutz, mir hat er es nicht geschrieben.“ Dazu sollte man allerdings wissen, dass der Verfassungsschutz das sehr wohl für Rosenkranz geschrieben hat. Schließlich war Rosenkranz damals Sicherheitsssprecher der FPÖ und natürlich Mitglied im Innenausschuss des Nationalrats, ab Juli 2016 sogar Mitglied des für die Geheimdienste und den Verfassungsschutz der Republik zuständigen ständigen Unterausschusses. Wer sonst, wenn nicht der Sicherheitssprecher der FPÖ, ist der Adressat von Verfassungsschutzberichten?
Nebelgranate 3 war dann die doch ziemlich verblüffende Feststellung, wonach die Identitären nicht Mieter („Khevenhüller-Zentrum“) in der Linzer Villa „Hagen“ des FPÖ-nahen Studentenvereins sind, dort einen Sitz haben. Rosenkranz: „Weil es einfach nicht richtig ist, dass dort die Identitären Mieter waren ‚einen Sitz haben et cetera.“
Als Armin Wolf dann mehrmals nachhakt und schließlich fragt: „Gut, also da waren nie Identitäre im Haus, ist nie jemandem aufgefallen?“, kriegt Rosenkranz allerdings weiche Knie und stammelt:
„Das kann ich, das kann ich nicht sagen. Ich war selbst nie dort …“
Genug der Peinlichkeiten von Rosenkranz! Es gibt ja noch andere, etwa die der ehemaligen Kader des früheren neonazistischen Bundes freier Jugend (BfJ), die jetzt der FPÖ gute Ratschläge geben. An die könnte sich Walter Rosenkranz vermutlich besser erinnern als an die Identitären, denn schließlich hat seine Burschenschaft, die Libertas, dem BfJ einen Preis spendiert, nämlich für dessen wunderbare Jugendarbeit.
Michael Scharfmüller, einer der Eigentümer von „info-direkt“, richtet über seine Postille einen geradezu flehentlichen Appell an FPÖ und auch ÖVP: „Wir Patrioten sitzen in einem Boot mit Martin Sellner“, verbunden mit der Warnung: „Achtung: „Wer sich distanziert, verliert!“
So wie Scharfmüller war auch Stefan Magnet einer der Kader des BfJ. Magnet geht es nicht ganz so plump an wie Scharfmüller, sondern spricht davon, dass das Thema Identitäre und Rechtsextremismus eigentlich ein Nebenschauplatz sei und Kurz besser daran tue, mit dem Streiten aufzuhören und für das Land zu arbeiten. Lustig, wer ihm für diese ungemein intelligente Wortmeldung durch ein Like zustimmt: Da wären einmal einige andere Ehemalige des neonazistischen BfJ, mehrere bekanntere Identitäre und Elmar Podgorschek, der Landesrat der FPÖ OÖ, der mit seinem Vortrag bei der Höcke-AfD in Thüringen im Vorjahr seine Gesinnung aufmerksam gemacht hat. Der hat’s allerdings wirklich nötig!
Weiterführend:
Linzer FPÖ und Identitäre: Ein Naheverhältnis mit vielen Facetten