Werner Kuich war Ordinarius für Mathematische Logik und Formale Sprachen an der Technischen Universität (TU) Wien. Nebenbei ist er Alter Herr bei der Deutschen Burschenschaft Libertas Wien. Die zeichnet sich – historisch gesehen – dadurch aus, dass sie schon im Jahr 1878 einen „Arierparagraphen“ einführte.
Kuich wiederum zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur über die Probleme der Mathematische Logik referiert, sondern gerne auch über die angeblichen Probleme des deutschen Volkes dilletiert. Für ein von Martin Graf, ehemals Dritter Präsident des Nationalrats, herausgegebenes Buch über 150 Jahre (Deutsche) Burschenschaft in Österreich verfasste er einen Beitrag, der in „Profil“ (23.2.2010) so zusammengefasst wurde:
„Kuich sorgt sich, wie die meisten Autoren, um die Zukunft des Deutschtums. Er sieht dunkle Wolken dräuen: ‚Das deutsche Volk ist auf der Straße zum Volkstod schon ein beträchtliches Stück fortgeschritten. Böses sei im Gange: Verringerung der Volkskraft durch Überfremdung, geistiger Völkermord, bewusste Zersetzung des Volksbewusstseins’
Wo sich alles zersetzt, können auch Grenzen nicht halten, etwa jene an Oder und Neiße. Denn unter Ostdeutschland versteht Kuich Schlesien, Pommern, West- und Ostpreußen, Gebiete also, die seit 1945 zu Polen gehören“.
„Profil“ hatte den deutschtümelnden Mathematiker schon 1994 (Nr. 7/1994) am Radar:
„Kuich regelt das Problem der Elitenbildung an seinem Institut, indem er bei Prüfungen prinzipiell nur fünf Prozent der Studenten durchläßt. In seiner Freizeit werkt der Mathematiker im ‚Wissenschaftlichen Beirat’ des in Hamburg erscheinenden Rassisten-Blattes ‚Neue Anthropologie’. Dessen Herausgeber Jürgen Rieger ist Deutschlands prominentester Neonazi-Anwalt und selber Mitglied in einschlägigen Gruppierungen“.
Rieger, das war ein Hardcore-Nazi, und die rechtsextreme Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung, die die „Neue Anthropologie“ verlegte, verbreitete Rassismus der übelsten Sorte.
So gesehen, war es auch nicht überraschend, dass sich Kuich im November 2014 in einem „hochschulpolitischen Vortrag“ des RFS an der TU Wien über „Intelligenz“ auslassen wollte, die – so Kuich – zu einem Großteil vererbt werde. Die Intelligenzprodukte von Kuich, die jedenfalls gut zu Riegers Gesellschaft passen, konnten aber nicht an der TU abgesetzt werden. Die Rektorin verweigerte den Hörsaal, die Burschen vom RFS mussten ihrem Professor in ein Kaffeehaus folgen, um sich dort von Kuichs Intelligenzthesen bereichern zu lassen.
Als Kuich dann 2015 bei einer Ehrung an der Mathematischen Fakultät der Universität Wien mit dem fälschlicherweise Ignazio Silone zugeschriebenen Zitat über den neuen Faschismus provozierte, kam es zu einem Eklat. Dem Eklat folgte dann ein Brief der Fakultätskonferenz der Mathematiker bzw. ihres Vizedekans, in dem es heißt: „Im Namen der Fakultätskonferenz möchte ich unser Missfallen zum Ausdruck bringen, dass Sie die Feier zu einer Manifestation von Gedankengut missbraucht haben, das an einer Universität nichts verloren hat“.
An der Universität hat das Gedankengut des Professors, der in seiner mathematischen Profession unbestritten ist, zu Recht nichts verloren – im Parlament dafür schon?
Mehr Infos:
— Das APABIZ bietet zudem ein Hintergrundprofil zur „Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung”
— Siehe auch Harald Walsers Blog „FPÖ: Rassenlehre reloaded“