Wien: 18 Monate für Martin

Es war die Wieder­auf­nahme des am 3.11. vertagten Geschwore­nen­prozess­es gegen Mar­tin S. (39), die da am Mon­tag, 12.12. am Wiener Straflan­des­gericht stat­tfand. Die Verta­gung war notwendig gewor­den, um jenen Zeu­gen befra­gen zu kön­nen, der auch ein Opfer von Mar­tin war, der ihn mit einem Mess­er bedro­ht hat­te. Darum wurde nicht nur wegen Wieder­betä­ti­gung, son­dern auch wegen schw­er­er Nöti­gung gegen Mar­tin verhandelt.

Verfahren im Landesgericht für Strafsachen Wien - Bildquelle: Wikipedia/Dnalor 01, Creative Commons 3.0.

Ver­fahren im Lan­des­gericht für Straf­sachen Wien — Bildquelle: Wikipedia/Dnalor 01, Cre­ative Com­mons 3.0.

Der Zeuge war so wie Mar­tin Bewohn­er ein­er Obdachlosenein­rich­tung. Auf die Frage, wo er den Angeklagten poli­tisch einord­nen würde, antwortete er mit „Nir­gends“. Das war nicht so präzise wie die Schilderung eines weit­eren Zeu­gen, dessen polizeiliche Aus­sage ver­lesen wurde. Nach dessen Darstel­lung habe Mar­tin laut­stark Nazi-Musik gehört und sei mit Nazi-Sprüchen a la „Schade, dass Mau­thausen nicht mehr offen ist“ aufge­fall­en. Andere Heim­be­wohn­er soll er mit Hit­ler­gruß begrüßt haben.
Erin­nert ein biss­chen an das Män­ner­wohn­heim Melde­mannstraße, wo einst Adolf Hitler Unterkun­ft fand. Mar­tin beze­ich­net sich selb­st allerd­ings nicht als Nazi oder Neon­azi, son­dern ganz dezent als „eher rechts“. Die Geschwore­nen hat­ten aber doch eine ziem­lich deut­liche Ein­schätzung, dass Mar­tin nicht eher, son­dern extrem rechts einzuord­nen ist und befan­den ihn für schuldig im Sinn der Anklage: 18 Monate Haft, davon 4 Monate unbe­d­ingt, lautete dann das Urteil. Mar­tin, der schon seit einiger Zeit in Unter­suchung­shaft dun­sten musste, wurde nach dem Urteilsspruch und seinem Verzicht auf Rechtsmit­tel enthaftet.

Einen Bericht von der Ver­hand­lung gab’s auch dies­mal nur in der „Wiener Zeitung“.

...was Martin so auf Facebook zu seinen Freunden und Interessen zählt.

…was Mar­tin so auf Face­book zu seinen Fre­un­den und Inter­essen zählt.

Früher­er Bericht dazu:
stopptdierechten.at, 4.11.2016: Wien: Frühkindliche Prä­gung durch Reich­sadler und SS-Opas – Ver­fahren wegen Wiederbetätigung