Im Einladungstext wird einer der Redner, Szalbocs Szalay, als „Leiter des außenpolitischen Kabinetts der Jobbik-Jugend“ vorgestellt. Das ist ziemlich dick aufgetragen. Schließlich zeichnet sich die rechtsextreme Jobbik-Jugend weniger durch intensive Kabinettssitzungen als eher durch stramme Aufmärsche – auch im Ausland – aus. Außerdem ist der Name falsch geschrieben: Szabolcs Szalay heißt der Kamerad aus Ungarn.
Egal ob man Jobbik jetzt „nur“ als eindeutig rechtsextrem, antisemitisch und antiziganistisch bezeichnen will oder als eine Partei mit neofaschistischen Zügen oder eine neonazistische Partei, wie ein ungarisches Gericht 2014 feststellte, ist sicher: Mit Jobbik macht man nichts, aber auch gar nichts gemeinsam, wenn man nur irgendwie Abstand zum braunen Abgrund halten möchte.
Burgenland: Bewaffneter Jobbik Aufmarsch
Begleitet wird die Jobbik-Jugend meist von Aktivisten der „Jugendbewegung der 64 Burgkomitate” HVIM. Ein bezeichnenderweise nicht namentlich genanntes Mitglied von HVIM wird am 21. April ebenfalls zu den österreichischen Burschen sprechen. Die HVIM muss aufgrund ihrer offenen Militanz als faschistische Organisation eingestuft werden. 2011 waren ihre Aktivisten an einem gewalttätigen Angriff auf die „Budapest Pride“-Parade beteiligt, im August des gleichen Jahres randalierten sie beim großen „Sziget“-Musikfestival.
Im Sommer 2015 waren es die Aktivisten der 64 Burgkomitate, die am Budapester Ostbahnhof gezielt Flüchtlinge attackierten und im Dezember 2015 wurde ein Aktivist der rumänischen Abteilung der 64 Burgkomitate festgenommen, weil er einen Sprengstoffanschlag auf offener Straße geplant hatte.
So viel zum Hintergrund der beiden Vortragenden. Wer aber zählt auf österreichischer Seite zu den Interessenten für die „patriotische Revolution“? Die Aktivitas der Burschenschaft Olympia lädt ein, aber das Interesse beschränkt sich nicht auf die Olympen. Mit Alexander Markovics, der nicht nur Olympe, sondern auch Kapo bei den offen rechtsextremen Identitären ist, ist schon die nächste Fangruppe vertreten. Markus Ripfl (Orth), Werner Wassicek (RFJ Obmann Burgenland) und Edwin Hintsteiner (Identitäre Salzburg), den wir schon unter anderen Namen kennengelernt haben, finden sich beim Jung-Jobbik-Mann in der Freundschaftsliste. Den Gemeinderäten und RFJ-Funktionären Manuel Kahr (St. Ruprecht/Raab) und Manuel Noe (Perchtoldsdorf) gefällt der Vortragsabend mit Neofaschisten ebenso wie einem, der sich hinter dem Namen eines verstorbenen österreichischen Neonazi versteckt.
Auch Karl Eggl darf nicht unerwähnt bleiben: Der Burschenschafter (Silesia) und ehemalige Mitarbeiter des FPÖ-Abgeordneten Neubauer, der im „Freundeskreis Jobbik“ in Österreich aktiv ist, kann hoffentlich bei dem Anlass auch klären, wie im Rahmen der „patriotischen Revolution“ die Forderung und Gebietsabtretung des Burgenlandes nach Groß-Ungarn, die von den 64 Burgkomitaten und der Jobbik-Jugend vertreten wird, friedlich gelöst werden könnte.
FPÖ-MItarbeiter mit Abziehbild von Großungarn, das auch das Burgenland als „ungarisch“ ausweist. ↳ Großungarn, Jobbik und die FPÖ
Außerdem wäre noch die spannende Frage offen, ob die österreichischen Rechtsextremen von ihren ungarischen Kameraden auch die Liebe zu Erdogan übernehmen müssen, damit alles klappt bei der „patriotischen Revolution“. Der Parteichef von Jobbik, der für Ungarn den König der Hunnen, Attila, als Stammvater anpreist und damit die Ungarn zu einem Turkvolk uminterpretiert, ist ja nicht nur ein Putin‑, sondern auch ein Erdogan-Freund. Wie das geht, werden die Ungarn den staunenden Burschenschaftern, RFJ-Funktionären, sonstigen Blauen, Identitären und vielleicht auch Neonazis sicher erklären am 21. April. Am Tag davor haben sie möglicherweise was anderes zu tun.