Ungarische Neofaschisten bei Burschis und Blauen?

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Der Früh­ling ist da, und bei den Bur­schen­schaf­tern schla­gen die unga­ri­schen Trie­be aus. Die Bur­schen­schaft Olym­pia hält am 21. April einen Vor­trags­abend zum The­ma „Revo­lu­ti­on in Ungarn – Vor­bild für Öster­reich?“ im Hotel Hil­lin­ger in der Wie­ner Donau­stadt ab. Die Olym­pen wol­len vor­be­rei­tet sein für den Tag X und Ant­wort auf die Fra­ge Wie macht man eine patrio­ti­sche Revo­lu­ti­on in Euro­pa?” Wer wäre da bes­ser geeig­net als zwei jun­ge unga­ri­sche Rechts­extre­me bzw. Neofaschisten?

Im Ein­la­dungs­text wird einer der Red­ner, Szal­bocs Sza­lay, als „Lei­ter des außen­po­li­ti­schen Kabi­netts der Job­bik-Jugend“ vor­ge­stellt. Das ist ziem­lich dick auf­ge­tra­gen. Schließ­lich zeich­net sich die rechts­extre­me Job­bik-Jugend weni­ger durch inten­si­ve Kabi­netts­sit­zun­gen als eher durch stram­me Auf­mär­sche – auch im Aus­land – aus. Außer­dem ist der Name falsch geschrie­ben: Sza­bol­cs Sza­lay heißt der Kame­rad aus Ungarn.

Egal ob man Job­bik jetzt „nur“ als ein­deu­tig rechts­extrem, anti­se­mi­tisch und anti­zi­ga­nis­tisch bezeich­nen will oder als eine Par­tei mit neo­fa­schis­ti­schen Zügen oder eine neo­na­zis­ti­sche Par­tei, wie ein unga­ri­sches Gericht 2014 fest­stell­te, ist sicher: Mit Job­bik macht man nichts, aber auch gar nichts gemein­sam, wenn man nur irgend­wie Abstand zum brau­nen Abgrund hal­ten möchte.


Bur­gen­land: Bewaff­ne­ter Job­bik Aufmarsch

Beglei­tet wird die Job­bik-Jugend meist von Akti­vis­ten der „Jugend­be­we­gung der 64 Burg­ko­mi­ta­te” HVIM. Ein bezeich­nen­der­wei­se nicht nament­lich genann­tes Mit­glied von HVIM wird am 21. April eben­falls zu den öster­rei­chi­schen Bur­schen spre­chen. Die HVIM muss auf­grund ihrer offe­nen Mili­tanz als faschis­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on ein­ge­stuft wer­den. 2011 waren ihre Akti­vis­ten an einem gewalt­tä­ti­gen Angriff auf die „Buda­pest Pride“-Parade betei­ligt, im August des glei­chen Jah­res ran­da­lier­ten sie beim gro­ßen „Sziget“-Musikfestival.

Im Som­mer 2015 waren es die Akti­vis­ten der 64 Burg­ko­mi­ta­te, die am Buda­pes­ter Ost­bahn­hof gezielt Flücht­lin­ge atta­ckier­ten und im Dezem­ber 2015 wur­de ein Akti­vist der rumä­ni­schen Abtei­lung der 64 Burg­ko­mi­ta­te fest­ge­nom­men, weil er einen Spreng­stoff­an­schlag auf offe­ner Stra­ße geplant hatte.

So viel zum Hin­ter­grund der bei­den Vor­tra­gen­den. Wer aber zählt auf öster­rei­chi­scher Sei­te zu den Inter­es­sen­ten für die „patrio­ti­sche Revo­lu­ti­on“? Die Akti­vi­tas der Bur­schen­schaft Olym­pia lädt ein, aber das Inter­es­se beschränkt sich nicht auf die Olym­pen. Mit Alex­an­der Mar­ko­vics, der nicht nur Olym­pe, son­dern auch Kapo bei den offen rechts­extre­men Iden­ti­tä­ren ist, ist schon die nächs­te Fan­grup­pe ver­tre­ten. Mar­kus Ripfl (Orth), Wer­ner Was­sicek (RFJ Obmann Bur­gen­land) und Edwin Hint­stei­ner (Iden­ti­tä­re Salz­burg), den wir schon unter ande­ren Namen ken­nen­ge­lernt haben, fin­den sich beim Jung-Job­bik-Mann in der Freund­schafts­lis­te. Den Gemein­de­rä­ten und RFJ-Funk­tio­nä­ren Manu­el Kahr (St. Ruprecht/Raab) und Manu­el Noe (Perch­tolds­dorf) gefällt der Vor­trags­abend mit Neo­fa­schis­ten eben­so wie einem, der sich hin­ter dem Namen eines ver­stor­be­nen öster­rei­chi­schen Neo­na­zi versteckt.

Auch Karl Eggl darf nicht uner­wähnt blei­ben: Der Bur­schen­schaf­ter (Sile­sia) und ehe­ma­li­ge Mit­ar­bei­ter des FPÖ-Abge­ord­ne­ten Neu­bau­er, der im „Freun­des­kreis Job­bik“ in Öster­reich aktiv ist, kann hof­fent­lich bei dem Anlass auch klä­ren, wie im Rah­men der „patrio­ti­schen Revo­lu­ti­on“ die For­de­rung und Gebiets­ab­tre­tung des Bur­gen­lan­des nach Groß-Ungarn, die von den 64 Burg­ko­mi­ta­ten und der Job­bik-Jugend ver­tre­ten wird, fried­lich gelöst wer­den könnte.


FPÖ-MIt­ar­bei­ter mit Abzieh­bild von Großun­garn, das auch das Bur­gen­land als „unga­risch“ aus­weist. ↳ Großun­garn, Job­bik und die FPÖ

Außer­dem wäre noch die span­nen­de Fra­ge offen, ob die öster­rei­chi­schen Rechts­extre­men von ihren unga­ri­schen Kame­ra­den auch die Lie­be zu Erdo­gan über­neh­men müs­sen, damit alles klappt bei der „patrio­ti­schen Revo­lu­ti­on“. Der Par­tei­chef von Job­bik, der für Ungarn den König der Hun­nen, Atti­la, als Stamm­va­ter anpreist und damit die Ungarn zu einem Turk­volk umin­ter­pre­tiert, ist ja nicht nur ein Putin‑, son­dern auch ein Erdo­gan-Freund. Wie das geht, wer­den die Ungarn den stau­nen­den Bur­schen­schaf­tern, RFJ-Funk­tio­nä­ren, sons­ti­gen Blau­en, Iden­ti­tä­ren und viel­leicht auch Neo­na­zis sicher erklä­ren am 21. April. Am Tag davor haben sie mög­li­cher­wei­se was ande­res zu tun.