Ein Abgeordneter und die Verschwörung der Rothschilds

Dem Team Stronach geht es nicht beson­ders gut. In Salzburg beson­ders schlecht. Dort ist von der ein­sti­gen Pracht und Her­rlichkeit von drei Man­dat­en im Land­tag und einem Lan­desrat nur mehr ein Land­tagsab­ge­ord­neter übrig. Hel­mut Nader­er (53) ist eine typ­is­che Frucht des blauen Lagers. Zunächst FPÖ- Funk­tionär , dann Freie Demokrat­en Salzburg, zwis­chen­zeitlich BZÖ, schließlich Team Stronach-Man­datar. In dieser Funk­tion erk­lärt er dem Land­tag die ‚jüdis­che Weltverschwörung‘.

Hel­mut Nader­er ist mit­tler­weile sehr ein­sam. Vom „Team Stronach Salzburg“ ist nur mehr der Einzel­spiel­er Nader­er übrig. Im Salzburg­er Land­tag plagt er sich nicht nur mit der Sit­zord­nung herum, son­dern auch mit der Geschichte. Weil es im Vor­jahr nicht nur das Team Stronach, son­dern auch die Salzburg­er FPÖ zer­ris­sen hat, mussten die Man­datare per Sit­zord­nung so verteilt wer­den, dass sie sich nicht allzu nahe kom­men. Nader­er wollte etwa nicht vor Karl Schnell (früher FPÖ, jet­zt FPS) sitzen: „Schnell habe ihn vor Jahren schw­er ver­leumdet und aus der FPÖ aus­geschlossen, begrün­dete Nader­er, warum er diesem Sitz­plan nicht zus­timmte“ (derstandard.at). Der Sitz­planstre­it kon­nte mit­tler­weile zur Zufrieden­heit von Nader­er gelöst wer­den, aber man merkt, dass dem Mann die Geschichte schw­er auf’s Gemüt drückt.

Auch die Welt­geschichte! Vor dem Salzburg­er Land­tag hielt er eine Rede zur weit­eren Vor­gangsweise im Asyl- und Flüchtlingswe­sen, wo er eher die großen welt­poli­tis­chen Lin­ien skizzzierte, wie es eben einem Klubob­mann zuste­ht – auch wenn der keinen Klub mehr hin­ter sich hat.

Begonnen hat Nader­er beim Ersten Weltkrieg und der Neuord­nung im Nahen Osten, ist aber schnell bei den Amerikan­ern gelandet, die sein­er Mei­n­ung nach alles niederge­bombt haben und wieder abge­zo­gen sind, um dann mit der über­raschen­den Fest­stel­lung den ersten Teil sein­er Betra­ch­tun­gen abzuschließen: “…und wir lei­den jet­zt in Europa“.

Wirk­lich? Wir?

Mit so klein­lichen Fra­gen lässt sich Nader­er nicht aufhal­ten, denn sein­er Mei­n­ung nach hat das alles einen Sinn, „denn damit wird Europa des­ti­ba…, deste­bal­isiert“, denn wirtschaftlich prof­i­tieren die anderen Großmächte, so Naderer.

Aber da muss man natür­lich die Hin­ter­gründe recher­chieren, holt Nader­er zum entschei­den­den Wis­sensvor­sprung aus. Warum braucht man in der Schweiz eine Fir­ma, die unsere Flüchtlinge betreut, stellt er dem Land­tag eine rhetorische Frage, die der ein­same Rechercheur sogle­ich beantwortet:

„Diese ORS-Fir­ma gehört – man kann’s näm­lich fast nicht glauben — der Bank Roth­schild – und den Hin­ter­grund von Roth­schild brauche ich auch keinem sagen“ (meint: erk­lären). “Dann weiß man wieder, wie das alles zusam­men­hängt“. Sprach’s und war schon wieder fer­tig mit seinen Recherchen, die er in eine dun­kle Wolke aus „Deste­bal­isierung“ Europas durch Flüchtlinge und Bank Roth­schild verpackte.


Rotschild als Beherrsch­er der Welt: Eine sehr alte anti­semi­tis­che Verschwörungstheorie
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Die Schweiz­er Fir­ma ORS, die als pri­vater und gewin­nori­en­tiert­er Dien­stleis­ter auch für das öster­re­ichis­che Innen­min­is­teri­um die Flüchtlings­be­treu­ung organ­isiert, ist im Besitz ein­er Beteili­gungs­fir­ma, der britis­chen Equi­s­tone Part­ners Europe, die aus ihren Beteili­gun­gen tat­säch­lich nur eines machen will: Kohle, viel Kohle. Warum das öster­re­ichis­che Innen­min­is­teri­um aus­gerech­net die Flüchtlings­be­treu­ung ein­er Fir­ma anver­traut, die nur Kohle machen will, hängt ver­mut­lich nicht nur mit der ide­ol­o­gis­chen Ein­stel­lung der Ressortver­ant­wortlichen zur Pri­vatisierung, son­dern auch ihrem Mis­strauen gegenüber gemein­nützi­gen Flüchtlings­be­treu­ung­sor­gan­i­sa­tio­nen zusammen.

Equi­s­tone jeden­falls hat rund 30 Part­ner, die ihr Geld in ORS (und andere Fir­men) investiert haben. Ein­er dieser Part­ner ist die Bar­clays Bank, an der die Roth­schilds beteiligt sind.

Recht­sex­treme machen daraus eine üble anti­semi­tis­che Ver­schwör­ergeschichte, wonach die USA – im Auf­trag der jüdis­chen „Wel­telite“ – zunächst durch Krieg und Bomben eine Flüchtlingswelle nach Europa aus­lösen, damit Europa „destiba…destebalisieren“, die ein­heimis­che Bevölkerung durch willige und weniger intel­li­gente Zuwan­der­er aus­tauschen („Umvolkung“, „großer Aus­tausch“) und daran auch noch verdienen.

Im Salzburg­er Land­tag sitzt ein Abge­ord­neter, der diese Ver­schwör­ergeschichte zwar etwas unbe­holfen, aber völ­lig überzeugt von ihr, nacherzählt.

Nader­ers Rede im Salzburg­er Land­tag.