Der Burschiball und der Fluch des bösen Tanzes

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Das Foto stammt vom Burschen­schafter­ball 2009 und zeigt fünf Per­so­n­en, denen der Frack nicht so richtig passt: Andreas Mölz­er (FPÖ), Matthias Faust (DVU), Patrik Brinkmann (Pro Deutsch­land), Ing­mar Knop (DVU) und Andreas Molau (NPD). Mit­tler­weile wären sie froh, wenn nur das ihr Prob­lem wäre. Die Genan­nten sind mit­ter­weile poli­tisch tot und das gilt auch für etliche weit­ere Ballbesucher!


Andreas Mölz­er (FPÖ), Andreas Molau (DVU), Matthias Faust (DVU), Patrik Brinkmann (DVU) und Ing­mar Knop (DVU-Sach­sen-Anhalt) — Bildquelle: linksunten.indymedia.org
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Etwas anges­pan­nt lächeln sie da 2009 in die Kam­era, die fünf Her­ren, die ver­schiedene recht­sex­treme Parteien repräsen­tieren. Ahnen sie bere­its etwas von ihrem späteren Schick­sal? Ein Schick­sal, das sie mit weit­eren Ballbe­such­ern teilen?

Marine Le Pen vom Front Nation­al (FN) hat ger­ade noch ein­mal Glück gehabt. Als sie 2012 den Burschen­schafter­ball besuchte, wurde sie von Dominique Sopo, dem Vor­sitzen­den von SOS Racisme für ihren Auftritt bei einem „wider­lichen anti­semi­tis­chen Ball für Nos­tal­gik­er des Drit­ten Reich­es“ kri­tisiert. Marine Le Pen klagte und erhielt 2014 in erster Instanz Recht: es lägen keine aus­re­ichen­den Beweise für die anti­semi­tis­che Ein­stel­lung der Bal­lor­gan­isatoren vor, befand das Gericht. FPÖ und FN jubel­ten, Sopo kündigte Beru­fung an.


Da war die Welt noch schön…
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Im Jän­ner jet­zt war die Beru­fungsver­hand­lung – und die Oberin­stanz gab Sopo recht! Seine Kri­tik sei nachvol­lziehbar und legit­im gewe­sen. Marine Le Pen äußerte sich nicht zum Urteil – einen Besuch des Wiener Burschiballs ver­mei­det sie seit 2012 sowieso kon­se­quent. „Ihrer Präsi­dentschaft­skam­pagne für 2017 wird nun aber ein „Wiener Makel” anhaften“, schreibt Ste­fan Brän­dle im „Stan­dard“.

Marine Le Pen kann froh sein, dass sie nur einen „Wiener Makel“ abbekom­men hat. Ihren Vater Jean Marie Le Pen und dessen Kampfge­fährten Bruno Goll­nisch, bei­de frühere Besuch­er des Burschiballs, hat es schlim­mer erwis­cht. Jean Marie Le Pen ver­lor 2015 zunächst die Ehren­bürg­er­schaft, dann wurde er auch noch aus­geschlossen aus sein­er Partei. Bruno Goll­nisch ist seit sein­er Nieder­lage um den Parteivor­sitz gegen Marine Le Pen auf dem absteigen­den Ast, nach der Demon­tage von Jean Marie ist er nur mehr „trau­rig und bestürzt“.


Nach­wirkun­gen des Balls?
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Ärg­er als die franzö­sis­chen Ballbe­such­er hat es aber zweifel­los die deutschen erwis­cht. Auf dem Foto von 2009 standen sie noch alle voll im Saft ihrer braunen Parteien. Und dann? Andreas Molau erk­lärte 2012 seinen Ausstieg aus der recht­sex­tremen Szene, Ing­mar Knop fol­gte 2014 mit dem öffentlichen Geständ­nis „Ich habe mich bel­o­gen“ und Patrik Brinkman, der schwedis­che Mil­lionär, der bei ver­schiede­nen recht­sex­tremen Parteien Fuß zu fassen ver­suchte, nahm sich 2011 eine „Auszeit“, von der er bis heute nicht zurück­gekehrt ist.


Otto Sko­rzeny, auch ein Burschenschafter
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Wer ist noch auf dem Bild? Matthias Faust war damals noch strahlen­der Vor­sitzen­der der Deutschen Volk­sunion (DVU), die kurz darauf ihr Leben aushauchte. Der DVU-Vor­sitzende war zunächst noch stel­lvertre­tender Vor­sitzen­der der NPD und düm­pelt jet­zt auf irgen­deinem unbe­deu­ten­den Posten im braunen Sumpf .

Bevor wir uns dem einzi­gen Öster­re­ich­er auf dem Foto zuwen­den, sei hier noch kurz das Schick­sal weit­er­er deutsch­er Burschiballbe­such­er gestreift. Da hät­ten wir zunächst Markus Beisicht, vor eini­gen Jahren noch auf­steigen­des Sternchen der recht­sex­tremen Szene in Köln, zu dessen Demos sog­ar Ober­frei­heitliche aus Wien pil­gerten, mit­tler­weile nur mehr Chef der unterge­hen­den Partei Pro NRW. Beisicht war dreimal auf dem Ball, bis er endlich gemerkt haben dürfte, dass ihm das nicht zuträglich ist. Jeden­falls fol­gte ihm Kevin Gareth Hauer (eben­falls Pro NRW und deren stel­lvertre­tender Vor­sitzen­der), der die ster­bende, aber ein­deutig recht­sex­treme Truppe würdigst repräsen­tierte. Dann flog die Sache mit dem Hitler­fo­to auf und Kevin wech­selte zu Pro Deutsch­land, ein­er Konkur­ren­z­partei von Pro NRW. Sei­ther ist es ziem­lich ruhig gewor­den um Kevin. Pro NRW schick­te als Ersatz den Christo­pher Mengersen, der sich stolz Gen­er­alsekretär von Pro NRW nen­nen darf. Aber auch dem Adelsspross, der sich nicht nur gerne am Wiener Burschiball, son­dern auch bei Hooli­gan-Demos (HoGeSa) herumtreibt, kön­nen wir keine gute Prog­nose stellen.

Dann wäre da noch Tat­jana Fes­ter­ling, die 2016 zum ersten Mal am Burschiball auf­tauchte. Ein bös­es Omen für ihre Kar­riere bei Pegi­da, der sie – beze­ich­nend genug – als weib­liche Gal­lions­fig­ur dient! Eine aus­geze­ich­nete Zusam­men­fas­sung ihrer (sexual)politischen Posi­tio­nen liefert übri­gens dieser Beitrag in der „heute“-Show. Arme Tat­jana! Lutz Bach­mann, der Front­mann von Pegi­da, der erst vor weni­gen Tagen beim Neu­jahrstr­e­f­fen der FPÖ aufge­taucht ist, wusste ver­mut­lich sehr genau ‚warum er bess­er den Burschiball mei­den musste und schick­te Tat­jana zum Antanzen nach Wien!

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Dann aus­gerech­net noch ein Foto von Tat­jana mit Mölz­er! Andreas Mölz­er, der let­zte vom Foto aus 2009, ist ein­er von den Untoten, mit denen man sich keines­falls am Buschiball und schon gar nicht auf einem Foto zeigen sollte! Seit 2014 ist auch er poli­tisch im Out, geis­tert aber nach wie vor als Untot­er herum. So wie Bar­bara Rosenkranz, die 2010 nach ihrem glanzvollen Auftritt beim Burschen­schafter­ball zum ersten Mal bei der Präsi­den­ten­wahl abstürzte und 2013 – nach weit­eren Besuchen des Burschiballs — auch als niederöster­re­ichis­che Lan­desparteivor­sitzende demon­tiert wurde. Bleibt noch der war­nende Hin­weis auf Mar­tin Graf. Eigentlich galt der oft­ma­lige Besuch­er und Patron des Burschiballs als unver­wüst­bar, sozusagen der lebende und leuch­t­ende Gegen­be­weis, dass der Burschiball nicht schädlich ist. 2013 war auch er geknickt, poli­tisch tot.

Sollen wir noch weit­er aus­führen, wie schädlich der Besuch des Burschi-Balls wer­den kann – sog­ar für ganze Parteien? Pro NRW, DVU, Vlaams Blok (Frank Van­hecke) und Vlaams Belang in Bel­gien, die bul­gar­ische Ata­ka und von den Schwe­den­demokrat­en deren Burschiball-Gesandter Kent Ekeroth – sie alle und die schon erwäh­n­ten Per­so­n­en sind ein beredter Beleg dafür.