Heute tanzt die Burschenschaft!Lesezeit: 6 Minuten

Uwe Sai­ler, enga­gier­ter Anti­fa­schist , Daten­fo­ren­si­ker und Kri­mi­nal­po­li­zist aus Linz, hat bei der Kund­ge­bung „Kein Salon dem Rechts­extre­mis­mus!“ der Initia­ti­ve „Jetzt Zei­chen set­zen“ am 29.1.16 zum Ball der Bur­schis bzw. FPÖ — Aka­de­mi­ker­ball eine Rede gehal­ten, die wir hier doku­men­tie­ren. Alle Rech­te lie­gen bei Uwe Sai­ler. Öster­reich fei­ert all­jähr­lich sei­nen Rechts­extre­mis­mus, einen Extre­mis­mus, der von […]

31. Jan 2016

Öster­reich fei­ert all­jähr­lich sei­nen Rechts­extre­mis­mus, einen Extre­mis­mus, der von Jahr zu Jahr salon­fä­hi­ger und des­halb auch gefähr­li­cher wird.

Wien lädt zum „Aka­de­mi­ker­ball“ hier in die Hofburg,

Graz zum Ball der Aka­de­mi­ker in den Gra­zer Con­gress und Linz zum Bur­schen­bund­ball in das Palais Kauf­män­ni­scher Verein.

Schon früh nach 1945 leg­ten die völ­ki­schen Ver­bin­dun­gen in Öster­reich einen auf­fäl­li­gen Drang an den Tag, sich mit Ball­ver­an­stal­tun­gen wie­der ein­schmei­chelnd ins rech­te Licht zu rücken. Von Anfang an ver­such­ten sie, sich als eli­tä­re Leis­tungs­trä­ger zu posi­tio­nie­ren, denen die Wie­ner Hof­burg selbst­ver­ständ­lich zur Ver­fü­gung zu stel­len ist, die wohl sym­bol­träch­tigs­te Ball­ku­lis­se des Landes.

So wie damals, so auch heu­te, wer­den alle die­se Bäl­le von völ­ki­schen Bur­schen­schaf­tern orga­ni­siert, deren Lebens­ein­stel­lung sich ori­en­tiert an „Ehre, Frei­heit, Vater­land“, die Glo­ri­fi­zie­rung der „eige­nen, einer höher ste­hen­den Rasse“.

Der rech­te Extre­mis­mus tanzt den rech­ten Walzer.
Die Kra­ke Faschis­mus süf­felt Sekt.
Sie fühlt sich wohl in der Mit­te der Gesellschaft.
Die Eiter­beu­le Neo­na­zis­mus schleicht her­bei in Frack, in Wichs und Anzug, will gese­hen und gelobt sein.

Die Rech­te hin­ter­fragt man nicht,
auch wenn sie lügt und meint,
sie müßt gera­de jetzt den Wider­stand als Partisane
gegen die­se Poli­tik betreiben.

Sie lügt, weil just die Lüge,
die Basis und Prin­zip ihr sei
und Tak­tik ihre Täuschung.

Sie rotzt und plärrt ganz ohne schlecht´s Gewissen
die Wahr­heit nie­der und mit viel Geschrei
„Wir sind das Volk“
und Du, der Du dich gegen die­se da erhebst, brich nieder!

Wer in der Hof­burg tanzt,
der kann doch nicht von schlech­ten Eltern sein,
das ist die Mei­nung vieler.
Die Gesell­schaft nimmt´s gelas­sen hin,
nur die Kra­wal­los da, sind ihr zuwider.

Die Demo­kra­tie stellt die­ses Phä­no­men vor gewal­ti­ge Pro­ble­me. Wie begeg­nen wir Per­so­nen, die die Poli­tik als Betrugs­ge­schäft betrei­ben, ganz ohne schlech­tes Gewis­sen und ver­kün­den, dass sie die libe­ra­le, demo­kra­ti­sche Mehr­heits­ge­sell­schaft dar­stel­len. Wo ist der Mut, der auf­rech­ten Demo­kra­ten die­se wider­li­che, men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gie der rechts­extre­men Rat­ten­fän­ger öffent­lich zu entlarven.

Wo ist er?
Was fehlt, das ist die inne­re Erkennt­nis vie­ler, sehr anfäl­lig schon gewor­den zu sein, für die­se rech­ten Parolen.
Wer stört sind die­se Demons­trie­ren­den, die sich für Demo­kra­tie, für Bür­ger- und Men­schen­rech­te ein­set­zen und wehr­haft sie verteidigen.
Wer sich gegen die­se Bur­schen­schaf­ter wehrt gilt als links­extrem, wer demons­triert gar als Terrorist.
Was heu­te als Event gese­hen, ver­langt mor­gen wie­der nach Verantwortung.
Und wer heu­te den Faschis­mus kri­ti­siert, wird schnell zum Staats­feind deklariert.

In Öster­reich gibt es ca. 4000 Bur­schen­schaf­ter aka­de­mi­scher und pen­na­ler Mit­tel­schul­ver­bin­dun­gen. Vie­le deutsch­na­tio­na­le Kor­po­ra­tio­nen sind wegen mas­si­ver Image­pro­ble­me inak­tiv, oder nur mehr ein ver­spreng­ter Vete­ra­nen­hau­fen, weil nicht weni­ge einen ganz beson­de­ren Rechtsd­rall aufweisen.

Jeder Bur­sche, der einer der­ar­ti­gen Ver­bin­dung ange­hö­ren will, muss sich einer radi­ka­len Ideo­lo­gi­sie­rung und patho­lo­gi­schen sadis­ti­schen Aus­bil­dung unter­zie­hen, damit er schon mor­gen das ras­sis­ti­sche und anti­mus­li­mi­sche Per­so­nal­re­ser­voir der FPÖ bedie­nen kann.

Die Bur­schis tan­zen nicht,
sie tre­ten nieder,
die immer zar­te Pflan­ze unse­rer Demokratie.

Nicht der Pros­test hier auf der Stra­ße ist gefährlich
für unser Land
und mag er laut und auch ver­stö­rend wirken.
Es sind die Schmiss­ger­ma­nen jetzt,
da drü­ben in die­sem Haus,
die uns der Frei­heits­rech­te jedes ein­zel­nen berauben,
die Frack und Wichs und Anzug tragen
und ver­deck­te Kreu­ze, mit den Haken dran.
Sie alle wol­len uns erklären
wer Volk ist und wer nicht.

Die alle nach viel Bier und Wein
wie­der nach dem Füh­rer schrei´n
und alles was nicht „Teutsch“ ist
hat gefäl­ligst fern zu bleiben.

Es ist das die Eth­no­kra­tie, die sie im Vor­feld zur Auto­kra­tie ver­fol­gen und der „teut­sche Her­ren­mensch“ tanzt über alle. Und genau das bringt der Ver­an­stal­ter Udo Gug­gen­bich­ler mit sei­ner Lebens­lü­ge und Opfer-Täter Umkehr zum Aus­druck, wenn er öffent­lich hinausposaunt:

Die Stra­ße frei den lin­ken Batail­lo­nen“ ent­nom­men der zwei­ten Stro­phe des Horst Wes­sel Lie­des, die Par­tei­hym­ne der NSDAP und er wei­ter sinniert:

„Gera­de in Zei­ten, wie wir sie jetzt erle­ben dür­fen, ist es wich­tig an unse­ren Wer­ten und Tra­di­tio­nen fest­zu­hal­ten! Setzt ein Zei­chen für unse­re Grund­rech­te und besucht oder unter­stützt den Wie­ner Aka­de­mi­ker­ball — den Ball der dafür steht das unse­re Frei­heits­rech­te wie die Ver­samm­lungs­frei­heit nicht nur eine Wort­hül­se sind! „

Und genau das sind die Wor­te, mit denen unse­re Demo­kra­tie zu Fall gebracht wer­den soll, wenn die Behaup­tung auf­ge­stellt wird,
„Unter­neh­men, die für den Ball arbei­ten, bekom­men den Juden­stern auf­ge­klebt“,
wenn etwa H.C. Stra­che die Regie­rung als „Lin­ke Mei­nungs-Dik­ta­tur“ denun­ziert und den Bun­des­kanz­ler einen „Staats­feind“ nennt.

Wenn er sich mit den Opfern der Nazis: „Wir sind die neu­en Juden“ ver­gleicht und Angrif­fe auf Bur­schen­schaf­ter-Buden sei­en „wie die Reichs­kris­tall­nacht gewesen.“

Wenn Her­bert Kickl im Bun­des­prä­si­den­ten den „selbst­ge­rech­ten Leh­rer-Läm­pel“ sieht und die Asyl­po­li­tik der Bun­des­re­gie­rung als „eine Ein­la­dung an alle Schlep­per“ titu­liert, „die ihr schmut­zi­ges Hand­werk in Wien erle­di­gen“ und „ange­sichts des der­zei­ti­gen Mas­sen­auf­kom­mens an Geschlepp­ten sich jed­we­des Gut­men­schen-Gesül­ze ad absur­dum führt und die Innen­mi­nis­te­rin auf­for­dert, nicht mehr län­ger vor Asy-Indus­tri­el­len, wie der Cari­tas, SOS Mit­mensch und Kum­pa­nen auf die Knie zu gehen.“

Wenn Johann Gude­nus es als „guten und not­wen­di­gen Schritt erach­tet, ein „Öster­reich-Ver­bot für die­se ille­ga­len Zuwan­de­rer“ zu fordern,
und für den Lin­zer Vize­bür­ger­meis­ter der FPÖ Det­lef Wim­mer „am 20. April die Son­ne scheint“, obwohl es regnet.

Wenn Chris­ti­an Höbart sowie­so in allen Zuwan­de­rern nur „Erd- und Höh­len­men­schen“ sieht und eine Flucht über das Meer, „als lus­ti­ge See­fahrt“ bezeichnet.

Wer­ner Neu­bau­er, eine sei­ner vie­len grenz­wer­ti­gen Reden damit beginnt:

„Lie­be deut­sche Lands­leu­te, ich darf das sagen, weil ich Deut­scher bin, ich ent­bie­te ihnen auch nicht ein ein­fa­ches hal­lo, oder einen guten Tag, ich ent­bie­te ihnen ein treu­deut­sches öster­rei­chi­sches Grüß Gott. Darf ich Ihnen auch sagen, war­um ich das tu? Nicht, weil ich mir hier beson­ders wich­tig machen will, nein, weil es in Öster­reich Sit­te gewor­den ist und lei­der auch Rea­li­tät, dass man die­sen Gruß aus deut­schen Schul­bü­chern mitt­ler­wei­le schon ver­bannt hat. Es ist in vie­len Schu­len in Öster­reich mitt­ler­wei­le ver­bo­ten, „Grüß Gott“ zu sagen, denn man könn­te dabei die reli­giö­sen Gefüh­le von Mus­li­me verletzen.“

Ich rufe auf, „Schützt unser Demo­kra­tie mit Mit­teln, die ihr gerecht wer­den und ver­tei­digt sie, auch mit Demons­tra­tio­nen, das ist unser legi­ti­mes Recht. Kämpft gegen die Ewig­gest­ri­gen an und nehmt ihnen den Raum, den sie uns rau­ben wol­len, damit sie nicht wie­der unter dem Deck­man­tel von „Ehre, Frei­heit, Vater­land“, ihr mör­de­ri­sches Gedan­ken­gut aus­le­ben zu können.”

No Pas­arán!
Wir wei­chen nicht!


 
No Pas­arán! (Sie wer­den nicht durchkommen)

Dolo­res Ibárr­u­ri Gómez, genannt La Pasio­na­ria (* 9. Dezem­ber 1895 im Dorf Gall­ar­ta der Gemein­de Aban­to y Cier­va­na , Biz­ka­ia , Bas­ken­land ; † 12. Novem­ber 1989 in Madrid ) war eine spa­ni­sche Revo­lu­tio­nä­rin und Poli­ti­ke­rin der Arbeiterbewegung .

Sie war Abge­ord­ne­te der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei (PCE) im spa­ni­schen Par­la­ment und eine wich­ti­ge Prot­ago­nis­tin des Spa­ni­schen Bür­ger­kriegs 1936–1939 . Ihr wird der Aus­ruf „¡No pas­arán!“ („Sie wer­den nicht durch­kom­men!“) zuge­schrie­ben, aber auch — unmit­tel­bar vor Aus­bruch des Bür­ger­krie­ges — Mord­dro­hun­gen gegen­über José Cal­vo Sote­lo , dem Reprä­sen­tan­ten der Rech­ten im spa­ni­schen Par­la­ment, und öffent­li­cher Jubel über des­sen Tötung. [1]

Wiki­pe­dia — Dolo­res Ibárr­u­ri Gómez

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