Pegida vor Abgang nach schütterem Aufmarsch

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Wenn’s dar­um gin­ge, eine posi­ti­ve Bewer­tung für das Schön­re­den einer Nie­der­la­ge zu ver­ge­ben, dann wäre die Par­tei Pegi­da, die ges­tern eine Stand­kund­ge­bung in Wien am Karls­platz abge­hal­ten hat, schon in den Spit­zen­rän­gen. Die Rea­li­tät ist aber um eini­ges grau­sa­mer. Erst mit eini­ger Ver­spä­tung wur­de die Kund­ge­bung der Pegi­dis­ten gestar­tet – es waren ein­fach zu weni­ge erschienen.

Auf der Face­book-Sei­te von Pegi­da Wien heißt es offi­zi­ell noch immer:“ Vie­len Dank für die­ses beein­dru­cken­de Zei­chen, dass (sic!) ihr heu­te in Wien gesetzt habt“.

Mehr als 220 Men­schen gefällt die­se Bot­schaft – das sind deut­lich mehr als an der Kund­ge­bung teil­ge­nom­men haben. Da hilft kein Schön­re­den mehr: die Kund­ge­bung war ein abso­lu­ter Flop. Waren für die ers­te Pegi­da-Kund­ge­bung am 2. Febru­ar noch Zah­len von 300 bis ein­tau­send Teil­neh­me­rIn­nen (Pegida-„Schätzung“) im Umlauf, so fällt die zwei­te Kund­ge­bung noch wei­ter zurück. Nicht mehr als 100 bis maxi­mal 200 Per­so­nen (inkl. Medi­en und Zivil­po­li­zei) ver­lo­ren sich inner­halb der Absperrungsgitter .


Klei­nes Häufchen
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Eine Handvoll Leute

Nicht nur die Medi­en kon­sta­tier­ten ein “lau­es Lüf­terl“, „schlep­pen­den Zulauf“, “gäh­nen­de Lee­re“, auch etli­che Pegi­da-Demons­tran­ten wein­ten sich unter dem Durch­hal­te-Pos­ting von Pegi­da Wien aus:

„Auch ich war dort nur scha­de das wir nicht wirk­lich soo vie­le Leu­te waren aber ist ja schon­mal ein Anfang !!“, schreibt etwa Jo K. – Irr­tum Jo, das ist das Ende, auch wenn Du’s noch nicht glaubst!

Luca B.,ein tsche­chi­scher Rechts­extre­mer, lässt sich auch nicht beir­ren: “Schade,dass war so wenig Leute,aber trotz­dem — super!“.

Lisa W. ist dage­gen ordent­lich frus­triert und sehr offen: „Die Orga­ni­sa­ti­on war gut. Die Öster­rei­cher nicht. Wo waren denn alle?!?!?! Da schreit jeder gegen die Isla­mi­sie­rung und dann ste­hen da eine Hand­voll Leu­te? So kann das nix wer­den. Die Öster­rei­cher wollen‚s net anders, als daß die Sha­ria ein­zieht“.

Rütli oder Kühnen?

Tor­keln­de Teil­neh­mer wur­den — ver­mut­lich wegen der schüt­te­ren Beset­zung — eben­so­we­nig aus der Kund­ge­bung ent­fernt wie die Hit­ler- und Küh­nen-Grü­ßer. Wobei die Zahl der Küh­nen-Grü­ßen­den ein­deu­tig zunimmt: nach­dem es der Schwei­zer Red­ner Ignaz Bearth vor­mach­te, übten sich eini­ge Teil­neh­me­rIn­nen dar­in und ver­such­ten dann, ihren Küh­nen-Gruß als Rüt­li-Schwur zu verkaufen.


Der Rüt­li-Schwur
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Die Aus­re­de ken­nen wir bereits vom Hit­ler-Gruß, der als ‚Salu­to Roma­no‘ dar­ge­stellt wur­de – und FPÖ-Obmann Stra­che hat ja eben­falls eine sehr intel­li­gen­te Inter­pre­ta­ti­on des ‚Küh­nen-Gru­ßes‘ für sich beansprucht.


Kein Hit­ler-Gruß und natür­lich auch kein Küh­nen-Gruß, son­dern laut Stra­che nur das Bestel­len von drei Bier; Quel­le: orf.at
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Der zurück­ge­tre­te­ne Spre­cher von Pegi­da Wien, Georg Nagel, war – tap­fer, tap­fer ! – auch erschie­nen, blieb aller­dings ziem­lich iso­liert, obwohl er sich an einer – lei­der miss­lun­ge­nen – Inter­pre­ta­ti­on des Küh­nen-Gru­ßes beteiligte.

Im Kreis der Demons­trie­ren­den neben den schon erwähn­ten Nazi-Dumpf­ba­cken nicht nur eine Dele­ga­ti­on der Iden­ti­tä­ren, son­dern auch der katho­li­schen Fun­dis und Hard­core-Abtrei­bungs­geg­ner und die Res­te von HoGe­Sa, die sich jetzt „Gesi­wis­ta“ (Gemein­sam sind wir stark) nen­nen, obwohl sie nur zu zweit waren. Der ziem­lich skur­ri­le Ein­druck wur­de wei­ter ver­stärkt durch die unga­ri­sche, kroa­ti­schen, ser­bi­schen und nie­der­län­di­schen Fah­nen, die neben den Öster­reich-Fah­nen von Rechts­extre­men geschwenkt wur­den und offen­sicht­lich das patridio­ti­sche Euro­pa mar­kie­ren durften.


Ein Schwei­zer redet in Öster­reich über „wir Öster­rei­cher” und „die Aus­län­der” zu kroa­ti­schen, ser­bi­schen, unga­ri­schen und nie­der­län­di­schen Fahnen…
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