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Wiener Neustadt/Graz: Mit Säure gegen NS-Opfer-Geschichte

Das Ergeb­nis einer Spu­ren­ana­ly­se des Bun­des­kri­mi­nal­am­tes bei den ver­färb­ten Gra­zer Stol­per­stei­nen macht klar: die Stei­ne wur­den mit einer Säu­re­mi­schung atta­ckiert, berich­tet der Stan­dard. Aus Wie­ner Neu­stadt haben wir ein Foto erhal­ten, das sehr ähn­li­che bläu­li­che Ver­fär­bun­gen wie in Graz doku­men­tiert. Von Ver­ant­wort­li­chen des Ver­eins Stol­per­stei­ne wur­de jetzt auch in Wie­ner Neu­stadt Anzei­ge erstat­tet. Die Stolpersteine […]

6. Mrz 2015

Die Stol­per­stei­ne – mehr als 46.000 gibt es – sind das größ­te dezen­tra­le Mahn­mal der Welt, schreibt Wiki­pe­dia. Mit den Stei­nen, die in der Regel vor den Wohn­häu­sern in den Geh­steig ein­ge­las­sen wer­den, wird an das Schick­sal von Men­schen erin­nert, die in der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus ermor­det, ver­trie­ben oder in den Sui­zid getrie­ben wur­den. Wäh­rend auf den Stei­nen selbst nur wenig Platz für Infor­ma­tio­nen über das kon­kre­te Schick­sal der NS-Opfer ist, bemü­hen sich Ver­ei­ne an den jewei­li­gen Erin­ne­rungs­or­ten nicht nur um das Geld für Errich­tung und Erhal­tung der Stol­per­stei­ne, son­dern auch um die Doku­men­ta­ti­on der Lebens­we­ge die­ser NS-Opfer.


zer­stör­te Stol­per­stei­ne Graz

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren kam es immer wie­der zu Atta­cken auf Stol­per­stei­ne bzw. Stei­ne der Erin­ne­rung, wie sie in Wien genannt wer­den. Für die größ­te seri­en­mä­ßi­ge Atta­cke auf Stol­per­stei­ne und eine Rei­he ande­rer neo­na­zis­ti­scher Schmie­re­rei­en und Atta­cken wur­den in Salz­burg zwei jun­ge Män­ner Ende Jän­ner zu vier bzw. fünf Jah­ren Haft verurteilt.

In Graz wur­den Mit­te Febru­ar zunächst fünf ver­färb­te Stol­per­stei­ne ent­deckt. Erst nach­dem der „Stan­dard” beim Her­stel­ler der Stol­per­stei­ne und beim Win­ter­dienst der Stadt Graz die Aus­kunft erhielt, dass die Ver­fär­bung nicht durch Kor­ro­si­on ent­stan­den sein kön­ne, wur­de von der Ermitt­lungs­be­hör­de eine Spu­ren­ana­ly­se in Auf­trag gege­ben. Jetzt kam das Ergeb­nis: „Die Gedenk­stei­ne wur­den Ziel eines Atten­tats mit Schwe­fel­säu­re und Sal­pe­ter­säu­re. Der Ver­fas­sungs­schutz ermit­telt.” Die Zahl der mit Säu­re atta­ckier­ten Gra­zer Stol­per­stei­ne hat sich mitt­ler­wei­le auf acht erhöht.

In der Zwi­schen­zeit wur­de an „Stoppt die Rech­ten” eine mög­li­che Stol­per­stein-Atta­cke aus Wie­ner Neu­stadt gemel­det. Wir haben die Ver­eins­ver­ant­wort­li­chen über zwei bläu­lich ver­färb­te Stol­per­stei­ne in der Hag­gen­mül­ler­gas­se 25 informiert.


Wie­ner Neustadt

In Wie­ner Neu­stadt wur­den in den letz­ten Jah­ren ins­ge­samt 100 Stol­per­stei­ne ver­legt und vom Arbeits­kreis „Stol­per­stei­ne für Wie­ner Neu­stadt“ betreut und doku­men­tiert. Die bei­den Stol­per­stei­ne in der Hag­gen­mül­ler­gas­se 25 erin­nern an Johan­na und Ger­tru­de Hirsch, die – so wie ver­mut­lich auch Sig­mund Hirsch – ver­mut­lich in Maut­hau­sen ermor­det wurden.

Mitt­ler­wei­le wur­den fast alle Stol­per­stei­ne in Wie­ner Neu­stadt kon­trol­liert, Dabei hat sich her­aus­ge­stellt, dass auch die Stol­per­stei­ne für die Fami­lie Breu­er mög­li­cher­wei­se mit Säu­re atta­ckiert wur­den. Die Atta­cken wur­den jetzt ange­zeigt. Wie vom Arbeits­kreis zu erfah­ren war, hat es schon frü­her Atta­cken auf Stol­per­stei­ne gege­ben. So wur­de das Mes­sing­blech beim Stol­per­stein für Juli­us Puschek bereits zwei­mal kom­plett weg­ge­mei­ßelt (!), die Stol­per­stei­ne in der Diet­rich­gas­se für die Fami­lie Hacker wur­den zwei­mal mit blau­er Far­be bestrichen.

Stol­per­stei­ne oder ande­re Stei­ne bzw. Denk­mä­ler der Erin­ne­rung an NS-Opfer gibt es mitt­ler­wei­le doch in eini­gen Orten. Passt bit­te auf sie auf – sie erzäh­len viel von unse­rer Geschich­te und sie geben den Opfern etwas Ach­tung und Wür­de zurück!

Der Stan­dard: Stol­per­stei­ne in Wie­ner Neu­stadt: Ver­dacht auf Säureattacken

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