Die Stolpersteine – mehr als 46.000 gibt es – sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt, schreibt Wikipedia. Mit den Steinen, die in der Regel vor den Wohnhäusern in den Gehsteig eingelassen werden, wird an das Schicksal von Menschen erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Während auf den Steinen selbst nur wenig Platz für Informationen über das konkrete Schicksal der NS-Opfer ist, bemühen sich Vereine an den jeweiligen Erinnerungsorten nicht nur um das Geld für Errichtung und Erhaltung der Stolpersteine, sondern auch um die Dokumentation der Lebenswege dieser NS-Opfer.
zerstörte Stolpersteine Graz
In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Attacken auf Stolpersteine bzw. Steine der Erinnerung, wie sie in Wien genannt werden. Für die größte serienmäßige Attacke auf Stolpersteine und eine Reihe anderer neonazistischer Schmierereien und Attacken wurden in Salzburg zwei junge Männer Ende Jänner zu vier bzw. fünf Jahren Haft verurteilt.
In Graz wurden Mitte Februar zunächst fünf verfärbte Stolpersteine entdeckt. Erst nachdem der „Standard” beim Hersteller der Stolpersteine und beim Winterdienst der Stadt Graz die Auskunft erhielt, dass die Verfärbung nicht durch Korrosion entstanden sein könne, wurde von der Ermittlungsbehörde eine Spurenanalyse in Auftrag gegeben. Jetzt kam das Ergebnis: „Die Gedenksteine wurden Ziel eines Attentats mit Schwefelsäure und Salpetersäure. Der Verfassungsschutz ermittelt.” Die Zahl der mit Säure attackierten Grazer Stolpersteine hat sich mittlerweile auf acht erhöht.
In der Zwischenzeit wurde an „Stoppt die Rechten” eine mögliche Stolperstein-Attacke aus Wiener Neustadt gemeldet. Wir haben die Vereinsverantwortlichen über zwei bläulich verfärbte Stolpersteine in der Haggenmüllergasse 25 informiert.
Wiener Neustadt
In Wiener Neustadt wurden in den letzten Jahren insgesamt 100 Stolpersteine verlegt und vom Arbeitskreis „Stolpersteine für Wiener Neustadt“ betreut und dokumentiert. Die beiden Stolpersteine in der Haggenmüllergasse 25 erinnern an Johanna und Gertrude Hirsch, die – so wie vermutlich auch Sigmund Hirsch – vermutlich in Mauthausen ermordet wurden.
Mittlerweile wurden fast alle Stolpersteine in Wiener Neustadt kontrolliert, Dabei hat sich herausgestellt, dass auch die Stolpersteine für die Familie Breuer möglicherweise mit Säure attackiert wurden. Die Attacken wurden jetzt angezeigt. Wie vom Arbeitskreis zu erfahren war, hat es schon früher Attacken auf Stolpersteine gegeben. So wurde das Messingblech beim Stolperstein für Julius Puschek bereits zweimal komplett weggemeißelt (!), die Stolpersteine in der Dietrichgasse für die Familie Hacker wurden zweimal mit blauer Farbe bestrichen.
Stolpersteine oder andere Steine bzw. Denkmäler der Erinnerung an NS-Opfer gibt es mittlerweile doch in einigen Orten. Passt bitte auf sie auf – sie erzählen viel von unserer Geschichte und sie geben den Opfern etwas Achtung und Würde zurück!
⇒ Der Standard: Stolpersteine in Wiener Neustadt: Verdacht auf Säureattacken