Graz: Attacken auf Stolpersteine

51 die­ser in das Trot­toir ein­ge­las­se­nen Gedenk­pla­ket­ten für Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus gibt es in Graz. Das sind nicht vie­le — ver­gleicht man etwa mit Salz­burg. Dort wur­den in den letz­ten bei­den Jah­ren schon mehr Stol­per­stei­ne beschä­digt als ins­ge­samt in Graz in Geh­stei­ge ein­ge­las­sen wur­den. Jetzt schei­nen die Atta­cken auf Stol­per­stei­ne auch Graz erreicht zu haben.

Noch ist nicht völ­lig gesi­chert, ob bei den blau­en Ein­fär­bun­gen von fünf Stol­per­stei­nen, die in der Vor­wo­che bemerkt wur­den, natür­li­che Ursa­chen aus­ge­schlos­sen sind, aber es scheint extrem unwahr­schein­lich. Der Her­stel­ler der Stol­per­stei­ne, ein Ber­li­ner Bild­hau­er und Metall­hand­wer­ker, schließt eine natür­li­che Ursa­che für die blaue Ver­fär­bung jeden­falls aus: „Er sagt, die­se Metall­le­gie­rung reagiert nicht ein­fach so mit ein­fa­chem Streu­salz, eine nor­ma­le Oxi­da­ti­on kann es auch nicht sein. Das kann nur etwas Che­mi­sches sein“, erklärt Danie­la Gra­be vom Ver­ein „Gedenk­kul­tur in Graz“ und grü­ne Gemein­de­rä­tin in Graz, dem „Kurier“ (14.2.2015).

Über 50.000 Stol­per­stei­ne hat Gun­ter Dem­nig mit sei­nem von unzäh­li­gen loka­len Initia­ti­ven getra­ge­nen Pro­jekt Stol­per­stei­ne bis­her auf­stel­len kön­nen. Eine natür­li­che Blau­ver­fär­bung von eini­gen weni­gen Stol­per­stei­nen durch Streu­salz wur­de noch nie beobachtet.

Ein Spre­cher der Graz-Hol­ding erklär­te dem „Stan­dard“ (13.2.15) auf Anfra­ge, dass in ganz Graz das­sel­be „inter­na­tio­nal übli­che Sali­nen­salz“ gestreut wer­de. Wer aber geht denn davon aus, dass es sich um eine natür­li­che Ver­fär­bung und nicht um eine Farb­at­ta­cke han­delt? Eigent­lich nur die Poli­zei – und zwar zu Beginn ihrer Amts­hand­lun­gen. Als die Poli­zei von den ers­ten blau­en Stol­per­stei­nen infor­miert wur­de, grif­fen die ein­schrei­ten­den Poli­zis­ten zu einem Putz­fet­zen und säu­ber­ten die Stol­per­stei­ne. Das war ver­mut­lich sogar gut gemeint, aber auch eine für kri­mi­nal­tech­ni­sche Unter­su­chun­gen nicht beson­ders güns­ti­ge Voraussetzung.

Jeden­falls wer­den in die­sen Tagen die Pro­ben, die anschei­nend nur von dem zuerst beschä­dig­ten und poli­zei­lich gerei­nig­ten Stol­per­stein genom­men wur­den, im Labor ausgewertet.