Pegida OÖ: Viel Braun, etwas Blau

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Die ober­ös­ter­rei­chi­schen Pegi­dis­ten müs­sen sich erho­len: Nur ein paar Dut­zend Likes auf Face­book für das Pos­ting des Orga­ni­sa­ti­ons­teams, das sich für einen „nahe­zu per­fek­ten 1. Spa­zier­gang” bedank­te. Wie bit­te? Von einem Spa­zier­gang war Pegi­da OÖ unge­fähr so weit ent­fernt wie von der Ein­hal­tung der Haus­ord­nung und der erwar­te­ten Teil­neh­mer­zahl. Nur die Neo­na­zis unter den Demons­trie­ren­den konn­ten sich so rich­tig freu­en: End­lich wie­der ein Familientreffen!

Statt der erwar­te­ten 300 Teil­neh­me­rIn­nen für den ers­ten Spa­zier­gang der Pegi­da Ober­ös­ter­reich waren es nur rund 150 gewor­den, die sich am 8. Febru­ar vor dem Lin­zer Haupt­bahn­hof ver­sam­mel­ten, um, so die Vor­ga­be, stumm durch die Innen­stadt zu wan­dern. Aus der Wan­de­rung wur­de nichts, weil die Demons­trie­ren­den von eini­gen Hun­dert Anti­fa­schis­tIn­nen dar­an gehin­dert wur­den. Weil die Wan­de­rung ent­fiel, ver­ga­ßen die Pegi­dis­ten auch auf das Schwei­ge­ge­lüb­de und brüll­ten aus Lei­bes­kräf­ten „Wir sind das Volk“ und ande­re put­zi­ge Parolen.

Ein wei­te­rer Grund, war­um aus dem „nahe­zu per­fek­ten 1. Spa­zier­gang“ doch nichts wur­de: Eini­ge erleb­nis­ori­en­tier­te Pegi­da-Akti­vis­ten waren schon beim Start so betrun­ken, dass sie aus dem Ver­kehr gezo­gen wur­den: „Ein­zel­ne Betrun­ke­ne wur­den von unse­ren Ord­nern schon aus­sor­tiert“, gab Pegi­da auf Face­book bekannt . Ein kla­rer Ver­stoß gegen die „Haus­ord­nung“ der Pegi­da OÖ!

Ein ande­res Gebot der „Haus­ord­nung“ konn­te nicht durch „Aus­sor­tie­rung“ voll­zo­gen wer­den: „die Ent­fer­nung von Pro­vo­ka­teu­ren, die even­tu­ell Ges­ten setz­ten oder Rufe aus­sto­ßen, die unter das NS-Ver­bots­ge­setz fal­len könn­ten“. Wären die Per­so­nen ent­fernt wor­den, die even­tu­ell ein­schlä­gi­ge Ges­ten set­zen oder ver­däch­ti­ge Rufe aus­sto­ßen hät­ten kön­nen, wären nicht mehr vie­le übrig geblie­ben beim „nahe­zu per­fek­ten 1.Spaziergang“, der so eher ein brau­nes Fami­li­en­tref­fen war.

Dar­an war nicht nur eine Fami­lie betei­ligt, es waren gleich meh­re­re brau­nen Fami­li­en. Als Padro­ne der Padro­nes kann viel­leicht noch Lud­wig Rein­th­a­ler her­hal­ten, der mit sei­nen FB-Freund­schaf­ten nicht nur fest im Neo­na­zi-Milieu ver­an­kert ist, son­dern auch bei den Blau­en. Der „Brau­ne von Wels“, Lud­wig Rein­th­a­ler, war natür­lich dabei bei den Pegi­da-Demons­trie­ren­den. Und mit bzw. neben ihm auch eini­ge frü­he­re Akti­vis­ten des neo­na­zis­ti­schen Bun­des frei­er Jugend (BfJ): Harald H., Phil­ipp K. und Patrick Z..

Stark ver­tre­ten war auch der nicht inhaf­tier­te Teil von „Objekt 21“: Micha­el B, Wolf­gang B. und Phil­ipp B.. Ver­mut­lich waren noch eini­ge ande­re „Objekt 21“-Neonazis dabei, aber es han­delt sich ja nur um eine exem­pla­ri­sche und nicht um eine voll­stän­di­ge Auf­zäh­lung. Schließ­lich wol­len wir die Reprä­sen­tan­ten der „Hei­mat­par­tei Öster­reich“. Mario W. und Gerald S., auch noch wür­di­gen, falls sie nicht wegen Trun­ken­heit schon vor­her aus­schei­den mussten.

Hoo­li­gans der Lin­zer Klubs Lask und Stahl Linz ver­zich­te­ten hel­den­haft dar­auf, sich gegen­sei­tig zu ver­prü­geln (was die „Haus­ord­nung” nicht ver­bo­ten hät­te) und erhiel­ten sogar Unter­stüt­zung von einem „Vio­let­ten Stei­rer‘ beim Her­um­ste­hen. Ver­ein­zelt waren dann noch Bur­schen­schaf­ter bzw. Iden­ti­tä­re zu sehen: „Frund­s­berg“, der schon bei den Alpen-Donau-Nazis dabei war, nahm sogar die Stra­pa­zen einer lan­gen Anrei­se aus dem Salz­bur­ger Land in Kauf, um das iden­ti­tä­re Grüpp­chen zu repräsentieren.

Womit wir bei den Blau­en wären: Es waren doch eini­ge Akti­vis­ten des RFJ, die sich da unter die ange­bräun­ten Pegi­da-Fuß­trup­pen gemischt haben. Nach eige­nem Bekun­den waren jeden­falls dabei: Tho­mas Raml, Mit­glied des RFJ-Lan­des­vor­stan­des, Domi­nic Wink­ler, ein alter Bekann­ter und Mar­kus Ripfl, der mit den gro­ßen Auf­ga­ben in sei­nem Bezirk Gän­sern­dorf (NÖ) bei wei­tem nicht aus­ge­las­tet scheint.

Der Auf­marsch der vie­len brau­nen und blau­en Akti­vis­ten (hopp­la, den FPÖ-Gemein­de­rat Wolf­gang Mol­te­rer aus Hell­mons­ödt hät­ten wir fast ver­ges­sen!) ist natür­lich noch kei­ne Ant­wort auf die Fra­ge, war­um es dann ins­ge­samt doch so weni­ge waren. Liegt es viel­leicht doch an den Genann­ten, dass das Volk nur in homöo­pa­thi­scher Dosis ver­tre­ten war? Oder dar­an, dass Mar­tin Graf Pegi­da OÖ gefällt?


Mar­tin Graf und Pegi­da Oberösterreich

Oder liegt es am Sonn­tag? Einer der beson­ders akti­ven Pegi­dis­ten, Kurt K. (er war sogar beim Pegi­da-Ständ­chen in Wien dabei) war sehr, sehr böse auf die Pegi­da OÖ, weil sie den Sonn­tag als Kund­ge­bungs­tag aus­ge­wählt hat­te, und sag­te sei­ne Teil­nah­me ab . Schließ­lich ist der Sonn­tag für die ech­ten Pegi­dis­ten aber so was von gestor­ben, seit die Dresd­ner Abspal­ter mit Kath­rin Oer­tel die­sen Tag in Beschlag genom­men haben. Kurt K. war dann doch dabei, aber hat­te es Bern­hard G. noch recht­zei­tig über­ris­sen, dass die Pegi­da-Kund­ge­bung nicht am Diens­tag, son­dern am Sonn­tag stattfindet?


Bern­hard G. ist am Diens­tag in Linz

Bei ihm dürf­te jeden­falls nicht der Alko­hol, son­dern ein ande­res Berau­schungs­mit­tel das Ori­en­tie­rungs­de­fi­zit ver­ur­sacht haben. Man sieht, die Pro­ble­me der Pegi­da OÖ sind sehr vielfältig!