In Salzburg hat gestern, am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen, der Prozess gegen vier junge Menschen begonnen, die von der Anklage beschuldigt werden, während des Jahres 2013 zahlreiche Nazi-Schmierereien („Stolpersteine“) begangen oder dabei geholfen zu haben. Die beiden männlichen Angeklagten präsentieren sich geläutert – aber trifft das für den jüngeren der beiden auch wirklich zu?
Als Haupttäter sind die beiden jungen Männer angeklagt – beide waren in der rechtsextremen Szene verankert, haben 2012 in „Odins Bar“ bis zu deren Schließung verkehrt und waren laut Anklage auch bei „Skinheads Bayern“ aktiv.
U‑Boot Patrick Austria
-
Einige der Schmierereien haben die beiden Männer gemeinsam begangen, die zwei jungen Frauen (17 und 20) sind der Beihilfe in einigen Fällen angeklagt. Der ältere (22) der beiden Männer wurde einige Wochen nach dem jüngeren (21) verhaftet. Er ist derjenige, der sich mit einem Entschuldigungsbrief an Marko Feingold gewandt hat, der ihn dann auch in der U‑Haft besucht hat. Seine Verteidigerin erklärte am ersten Verhandlungstag, dass er nach wie vor mit den Ermittlungsbehörden kooperiere: „Er versucht, was er angerichtet hat, wieder gut zu machen“ (APA, 27.1.15). Mittlerweile arbeitet er bei der Freiwilligen Feuerwehr mit und beteiligt sich auch an einem Aussteiger-Projekt für Neonazis.
Bei dem zweiten männlichen Angeklagten (21) ist das etwas anders. Der Verteidiger schildert die schwierige Jugend, betont aber auch seinen Eindruck, „dass sich der Bursch seit seiner Einvernahme von der Polizei vom Nationalsozialismus verabschiedet habe“ (APA, 27.1.15).
Der Ankläger zitiert andere Sätze aus dem Vorverfahren. Dort hat er als Motiv für die Nazi-Schmierereien angegeben: „Aufgrund meiner rechtsgerichteten Einstellung regte es mich fürchterlich auf, wenn ich an den Gedenksteinen von jüdischen Opfern vorbeigehen musste. Ich hasse Juden und ich empfinde es als meine Aufgabe, diese Steine zu übermalen“ (Salzburger Nachrichten, 27.1.15).
Seit Oktober 2014 sitzt er wieder in U‑Haft, Nicht wegen neuer NS-Aktivitäten, sondern weil er verdächtigt wird, im Sommer 2014 einen schweren Einbruchsdiebstahl begangen zu haben. Bis zu seiner neuerlichen U‑Haft war er auf Facebook aktiv – und da setzt unsere Erzählung ein, denn nichts deutet darauf hin, dass bei dem Angeklagten – er selbst nannte sich Patrick Austria – ein Gesinnungswandel stattgefunden hätte.

Unter seinen vielen FB-Freunden war damals auch „Ari Bertheim“, also jener Nickname für einen offensichtlich bekennenden Nazi, der sich nach dem KZ-Arzt und Nazi-Mörder Aribert Heim benannt hat. Als die“ Salzburger Nachrichten“ bzw. wir auf Stopptdierechten über den Nazi-Nickname berichteten, verschwand „Ari Bertheim“. Wir erwähnten in unserem Bericht damals auch, dass „Ari Bertheim“ mit einem der Salzburger Angeklagten befreundet war. Wegen eines ORF-Interviews, in dem er sich als Aussteiger präsentiert hatte, verwechselten wir ihn mit dem anderen (älteren) Angeklagten.
Patrick Austria und rassistsiche Meldung
-
Mittlerweile ist er über sein FB-Profil nicht mehr erreichbar – auch nicht über seinen Klarnamen, den er früher benutzt hat. Sein FB-Profil, das noch bis Dezember öffentlich zugänglich war, wies damals noch Einträge aus der Zeit vor seiner zweiten Verhaftung im Oktober auf, die auf eine klar rechtsextreme Haltung hinweisen. Die FB-Freundschaft mit „Ari Bertheim“, die Likes für die „NPD“ und „Odins Bar“ – sie könnten aus früheren Zeiten hängengeblieben sein, aber die mehrmaligen Einträge aus dem September 2014 über die „Kanacken“, die Zuwanderung und HC Strache – sie sprechen nicht gerade für den Gesinnungswandel.
Patrick Austria gefällt NPD
-