Dr. Tod, der Nazi-Arzt und seine seltsamen Facebook-Freunde

Er nen­nt sich „Ari Bertheim“ auf seinem Face­book-Pro­fil. Das ist die Ver­ball­hor­nung eines Namens, den ver­mut­lich nur wenige ken­nen: Arib­ert Heim. Arib­ert Heim war schla­gen­der Burschen­schafter, SS-Arzt bzw. Haupt­sturm­führer und nach 1945 flüchtig. „Dr. Tod” wurde er wegen sein­er grausamen Todesspritzen im KZ Mau­thausen genan­nt. Wer befre­un­det sich mit ein­er der­ar­ti­gen Person?

Arib­ert Heim war nach 1945 ein­er der meist­ge­sucht­en NS-Ver­brech­er. Wer auch immer seinen Namen für ein Face­book-Pro­fil übern­immt – wenn auch in leicht verän­dert­er Form –, iden­ti­fiziert sich wohl weit­ge­hend mit der his­torischen Fig­ur. Alles, was wir über das FB-Pro­fil „Ari Bertheim“ wis­sen, spricht dafür.

„Ari Bertheim“ hat sich ein Titel­bild mit dem Schriftzug „I am Antiantifa“ ver­passt. Das ist eine Parole, die in Neon­azi-Kreisen üblich ist. Wer beim Namen „Ari Bertheim“ noch nicht kapiert hat, mit wem er oder sie sich da befre­un­det, sollte das spätestens nach Ansicht dieses Titel­bildes wissen.

„Ari Bertheim“ ist Burschen­schafter und Nazi. Sein poli­tis­ches Mot­to, mit dem er auf FB vertreten ist, lautet: „Wer sein Land liebt, muss diesen Staat ver­acht­en!“ Auch das ist klar und ein­deutig. Seine Bemerkung über Küs­sel, den er als „Kasperl ein­er alten Zeit, der ein­er an sich guten Sache sich­er nicht weit­er­helfen kann“, ist keine Absage an den Nation­al­sozial­is­mus, son­dern an den sich selb­st insze­nieren­den Neon­azi Küssel.

Ob seine weit­eren biographis­chen Angaben den Tat­sachen entsprechen, ist offen. „Ari Bertheim“ gibt an, die Uni Wien 1999 abgeschlossen zu haben. Als derzeit­i­gen Wohnort nen­nt er Wien Florids­dorf. Auch ob „Ari Bertheim“ in ein­er näheren Beziehung zu Arib­ert Heim ges­tanden hat, ist unklar.

Vielle­icht sollte man das einige sein­er Face­book-Fre­unde und Fre­undin­nen fra­gen? Es ist ja wohl schw­er vorstell­bar, dass der Arzt und Wiener FPÖ-Gemein­der­at Peter Fri­go über­haupt keine Ahnung hat, mit wem er sich da auf FB befre­un­det hat. Weiß die wegen Ver­het­zung verurteilte Yadi S. mehr über „Ari Bertheim“? Es scheint so, denn immer­hin warnt sie ihn im Juni, dass er mit einem Troll befre­un­det sei.

Die Face­book-Fre­und­schaften von „Ari Bertheim“ sind ein Kapi­tel für sich. Da gibt es etwa die Fre­und­schaft zu einem der in Salzburg wegen der Neon­azi-Schmier­ereien Angeklagten. Der ver­wen­det seit einiger Zeit einen Alias-Namen für sein Face­book-Pro­fil und war mit „Ari Bertheim“ befre­un­det. Bis heute. Denn weil die „Salzburg­er Nachricht­en“ in ihrem Bericht „Neon­azis sind weit­er aktiv“ „Ari Bertheim“ und dessen FB-Fre­und­schaft zu dem Salzburg­er Angeklagten erwäh­nt haben, hat „Ari Bertheim“ zur Mit­tagszeit sein FB-Kon­to versenkt. Der Salzburg­er Neon­azi ist noch präsent auf Face­book, allerd­ings mit einem beze­ich­nen­den Titelfo­to: einem U‑Boot!

Was uns bei ihm stört, ist nicht nur die selt­same FB-Fre­und­schaft mit „Ari Bertheim“ (die stört uns auch bei Peter Fri­go), son­dern dass sich der junge Neon­azi als Aussteiger aus der Neon­azi- Szene insze­niert und an einem Pro­jekt mitar­beit­en will, das sich an Jugendliche wen­det, die aus der Szene aussteigen wollen. Da haben wir auf seinem FB-Kon­to noch Sachen gefun­den, die nicht unbe­d­ingt dafür sprechen. Möglicher­weise wird da ein Bock zum Gärt­ner gemacht!

Update: Zwei Ver­wech­slun­gen