Linz (OÖ): Der Schellenbaum des Neonazi

Es ist eine reich­lich skur­rile Geschichte, die da am Linz­er Lan­des­gericht ver­han­delt wurde: schw­er­er Dieb­stahl durch Ein­bruch. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das gestoh­lene Objekt ein Schel­len­baum war. Das Musikin­stru­ment Schel­len­baum stammt eigentlich aus der Türkei und der Angeklagte war ein Neonazi.

Stephan R. stand zulet­zt im März 2012 vor dem Linz­er Lan­des­gericht. Gemein­sam mit dem früheren „Gen­er­alsekretär“ der NVP. Damals wurde er zu 18 Monat­en bed­ingt wegen NS- Wieder­betä­ti­gung verurteilt. Das Strafaus­maß wurde von der Beru­fungsin­stanz dann auf 20 Monate erhöht.


Nazi-Schel­len­baum mit verkehrtem Halbmond
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Jet­zt stand er wieder vor Gericht, weil er aus einem Außen­lager des Linz­er Muse­ums „Nordi­co“ einen Schel­len­baum gestohlen hat­te. Keinen gewöhn­lichen Schel­len­baum, son­dern einen der „SA Musik Stan­darte 14 Linz“.

Die osman­is­chen Wurzeln und Ele­mente des Schel­len­baums waren den Nazis offen­sichtlich eben­so unbekan­nt wie dem Neon­azi. Der war offen­sichtlich auch weniger ide­ol­o­gisch und emo­tion­al als kom­merziell an dem mit Hak­enkreuzen verzierten Nazi-Schel­len­baum interessiert.


Links ein osman­is­ch­er Schel­len­baum; rechts ein Schel­len­baum des 4. würt­tem­ber­gis­chen Infan­terie-Reg­i­ments (um 1850)
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Jeden­falls ver­suchte er im Vor­jahr, den Nazi-Schel­len­baum um 75.000 Euro über ein deutsches Auk­tion­shaus zu verkaufen. Der Verkauf miss­lang, ein aufmerk­samer Antiq­ui­täten­händler kon­nte sich erin­nern, dass das NS-Prunk­stück eigentlich im „Nordi­co“ abgestellt sein sollte. Dort war der Dieb­stahl nicht aufge­fall­en, weil der Schel­len­baum in einem Außen­lager ver­wahrt wurde.

Stephan R. bekan­nte sich schuldig, bestritt aber den Einbruch:“Die Tür war unversper­rt“ (Kuri­er OÖ, 18.7.2013).

Das Urteil, 15 Monate Haft, davon 5 Monate unbe­d­ingt, ist bere­its rechtskräftig.

Weit­er mit „Kurier“(OÖ).