Razzia gegen „Werwölfe“

Noch ist nicht klar, ob die von der deutschen Bun­de­san­waltschaft und Ermit­tlungs­be­hör­den in der Schweiz und den Nieder­lan­den ange­ord­nete Razz­ia wegen „Bil­dung ein­er ter­ror­is­tis­chen Vere­ini­gung“, die am 17. Juli gegen sechs Neon­azis durchge­führt wurde, ver­w­ert­bare Ergeb­nisse brin­gen wird. Fes­t­nah­men gab es erstaunlicher­weise keine, allerd­ings befan­den sich zwei Verdächtige bere­its in Haft.

Ins­ge­samt wur­den elf Woh­nun­gen, Geschäft­sräume und Gefäng­niszellen in Deutsch­land, der Schweiz und den Nieder­lan­den durch­sucht. Gemein­sam mit ange­blich noch weit­eren unbekan­nten Per­so­n­en sollen sechs Neon­azis „Werwolf“-Kommandos geplant bzw. gegrün­det haben. Das Ziel war, das poli­tis­che Sys­tem der BRD zu beseit­i­gen. Als Mit­tel dazu sollen auch Bombe­nan­schläge geplant gewe­sen sein.

Bish­er stützt sich der Ver­dacht der Behör­den, die schon monate­lang verdeckt ermit­tel­ten, vor allem auf Zeu­ge­naus­sagen. Die Ermit­tlun­gen waren bish­er offen­sichtlich schwierig, weil die Verdächti­gen ihre elek­tro­n­is­che Kom­mu­nika­tion mith­il­fe eines eigens entwick­el­ten Kodierungs-Pro­gramms ver­schlüs­sel­ten. Bei den jet­zt bei der Razz­ia sichergestell­ten Beweis­mit­teln han­delt es sich vor­wiegend um Daten­träger, deren Auswer­tung ver­mut­lich dauern wird.

Bei den verdächti­gen Per­so­n­en han­delt es sich – soweit bekan­nt – jeden­falls um über­wiegend gewalt­tätige Neon­azis mit ein­er beachtlichen Lauf­bahn. So hat der Schweiz­er Sebastien N. (25) im Mai 2012 in Zürich einen anderen Neon­azi im Stre­it niedergeschossen und schw­er ver­let­zt. Anschließend flüchtete er im Zug nach Ham­burg, wo er bei sein­er Ankun­ft von Spezialein­heit­en der Polizei festgenom­men wurde. Das Ziel Ham­burg war für Sebastien N., der im Jän­ner 2012 wegen Dutzen­der Delik­te zu 39 Monat­en Haft verurteilt wor­den war, nicht beliebig gewählt. In Ham­burg ist eine der mil­i­tan­testen Neon­azi-Grup­pen, die Weiße Wölfe Terrorcrew/Nationalkollektiv Ham­burg aktiv. Zu dieser Gruppe hat­te Sebastien N. beste Beziehun­gen, aus dieser Gruppe stam­men zumin­d­est zwei weit­ere „Werwolf“-Verdächtige, Den­ny R. und Heiko W.


Sebastien N.

Die „Weiße Wölfe Ter­ror­crew“ dürfte wiederum mit Com­bat 18, dem bewaffneten Ableger des Neon­azi-Net­zw­erks Blood & Hon­our eng ver­bun­den sein.

Medi­en­berichte in „Die Presse“ bzw. auf „Spiegel Online“.