Bücher gegen Rechts

Wer noch auf der Suche nach pas­sen­den Geschen­ken oder einer Fei­er­tags­lek­tü­re ist – wir hät­ten da eini­ge Tipps! Von den Büchern, die sich 2012 in lite­ra­ri­scher oder doku­men­ta­ri­scher Form mit Rechts­extre­mis­mus und Natio­nal­so­zia­lis­mus aus­ein­an­der­ge­setzt haben, wol­len wir eini­ge empfehlen.

Hans-Hen­ning Schar­sach, Stra­che im brau­nen Sumpf. Ver­lag Kre­mayr & Sche­ri­au, Wien:

Wer sich mit der rechts­extre­men Sze­ne in Öster­reich inten­si­ver beschäf­ti­gen will, wird um die­ses Buch nicht her­um­kom­men. Obwohl oder bes­ser: weil die FPÖ unter Stra­che im Mit­tel­punkt der Recher­che von Schar­sach steht, wird eine so über­wäl­ti­gen­de Fül­le von Spu­ren und Ver­bin­dun­gen in die offen neo­na­zis­ti­sche Sze­ne zusam­men­ge­tra­gen, wie man sie in die­ser Dich­te sonst nur auf „Stopptdierechten.at“ fin­den könn­te. Zwei unschätz­ba­re Vor­tei­le des Buches: ein umfang­rei­ches Quel­len­ver­zeich­nis, mit dem jede Spur, jede Behaup­tung doku­men­tiert wird und ein Namen­re­gis­ter, das alle Stü­ckerln spielt.

Erwin Riess, Herr Groll im Schat­ten der Kara­wan­ken. Otto Mül­ler Ver­lag, Salzburg

Der Roman trägt nicht zufäl­lig den Unter­ti­tel „Ermitt­lun­gen in Kärn­ten“. Riess ist näm­lich gelun­gen, mit dem kon­ven­tio­nel­len For­mat eines Kri­mi­nal­ro­mans und sei­nem Ermitt­ler Groll eine atem­be­rau­ben­de Geschich­te über Kärn­tens Gegen­wart und Ver­gan­gen­heit zu erzäh­len. Manch­mal sehr gal­lig, aber lei­der nicht fern der Wirklichkeit:

„Die Ver­eh­rung von Mas­sen­mör­dern ist iden­ti­täts­stif­ten­der Teil des unab­läs­sig beschwo­re­nen Deutsch­kärnt­ner­tums, wie e sich in Gail­ta­ler Speck­fes­ten, Wett­kämp­fen um die fett­tes­te Kärnt­ner­nu­del und das schmal­zigs­te Hei­mat­lied, vor­ge­tra­gen von Dirndl- und Leder­ho­sen­trä­gern, mani­fes­tiert. Gera­de­zu zwang­haft blitzt bei der­ar­ti­gen Zusam­men­rot­tun­gen des Volks­tums, die von der Lan­des­re­gie­rung mit hohen Geld­be­trä­gen geför­dert wer­den, unter den bun­ten Trach­ten­tüch­lein der schwar­ze Rock mit den Toten­köp­fen auf den Uni­form­spie­geln her­vor“ (Sei­te 24).

Wem kommt da nicht der Ulrichs­berg hoch?

Rechts­po­pu­lis­mus in Euro­pa. Her­aus­ge­ber Grü­ne Bil­dungs­werk­statt, Pla­net­ver­lag, Wien

Der Rea­der beschäf­tigt sich mit jenen Par­tei­en, die in den letz­ten zwei Jahr­zehn­ten fast über­all in Euro­pa ent­stan­den sind und unter dem Sam­mel­be­griff „rechts­po­pu­lis­tisch“ zusam­men­ge­fasst wer­den, also nicht in eine klas­si­sche Typo­lo­gie des Rechts­extre­mis­mus pas­sen. Was genau die Unter­schei­dung zum Rechts­extre­mis­mus aus­macht, ob es über­haupt kla­re Kri­te­ri­en gibt, dar­über ist man sich nicht nur in der For­schung, son­dern auch in den Bei­trä­gen für die­sen Rea­der unei­nig. Öster­reich hält mit mitt­ler­wei­le drei rechts­po­pu­lis­ti­schen Par­tei­en im Par­la­ment einen trau­ri­gen Rekord. Mit der FPÖ läge auch genü­gend Mate­ri­al über eine Par­tei an der Naht­stel­le zwi­schen Rechts­extre­mis­mus und Rechts­po­pu­lis­mus vor – doch aus­ge­rech­net Öster­reich ist in dem Rea­der unter­be­lich­tet. Aller­dings fin­det sich ein klu­ger Bei­trag von Robert Misik über die nicht immer wider­wil­li­ge Sym­bio­se von Rechts­po­pu­lis­mus und Medi­en („Eine Spi­ra­le von Lärm und Auf­merk­sam­keit“), der aus den öster­rei­chi­schen Erfah­run­gen schöpft. Und Bar­ba­ra Hohe­ne­der ana­ly­siert die öko­no­mi­schen und sozia­len Wur­zeln des Rechtspopulismus.

Das Buch ist ver­mut­lich kaum im nor­ma­len Buch­han­del erhält­lich, son­dern kann über Tel:: +43 1 5269117 oder über E‑Mail: [email protected] bestellt werden.

Mat­thi­as Kal­ten­brun­ner, Flucht aus dem Todes­block. Studienverlag.

Gegen Ende des Nazi-Regimes war der Ter­ror am hef­tigs­ten. Als Anfang Febru­ar 1945 rund 500 rus­si­sche Häft­lin­ge aus dem KZ Maut­hau­sen in einer orga­ni­sier­ten Akti­on aus­bra­chen, star­te­te die SS eine zynisch als „Mühl­viert­ler Hasen­jagd“ bezeich­ne­te Mord­ak­ti­on gegen die Flüch­ti­gen. Nur 8 der 500 Geflüch­te­ten über­leb­ten! Der His­to­ri­ker Mat­thi­as Kal­ten­brun­ner geht in sei­nem Buch auch den Spu­ren der Über­le­ben­den nach, die – heim­ge­kehrt in die Sowjet­uni­on – vom sta­li­nis­ti­schen Regime zunächst als „Ver­rä­ter“ behan­delt und erst nach dem Ende des Sta­li­nis­mus aner­kannt wurden.