Feldkirch: Das (Haken-) Kreuz mit den Tattoos

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Am Lan­des­ge­richt Feld­kirch fin­det am 5. Okto­ber der nächs­te Geschwo­re­nen­pro­zess wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung statt. Ange­klagt ist ein der­zeit Arbeits­lo­ser (26) aus dem Bezirk Blu­denz, der sei­ne Gesin­nung nicht nur öffent­lich zur Schau trug, son­dern sie sich auch ein­gra­vie­ren ließ.

Der Ange­klag­te hat schon meh­re­re Vor­stra­fen am Hals, schreibt die Neue Vor­arl­ber­ger Tages­zei­tung (23.8.2012). Ob sie ein­schlä­gig sind, geht aus dem Bericht nicht her­vor. Jeden­falls wird er der Nazi Skin-Sze­ne im Bezirk Blu­denz zugerechnet.

Die Nazi-Skin-Sze­ne war in ver­gan­ge­nen Jah­ren in Vor­arl­berg sehr aktiv. Ende 2004 ver­letz­ten Nazi- Skins eini­ge Besu­cher eines Rock-Kon­zerts in Blu­denz schwer mit Base­ball-Schlä­gern und Gas­pis­to­le. Im Febru­ar 2005 stö­ren rund 70 Nazi-Skins eine Anti­fa-Demo der Sozia­lis­ti­schen Jugend in Blu­denz und 2006 prü­geln zwei Nazi-Skins einen auf einer Park­bank schla­fen­den Jugend­li­chen durch zahl­rei­che Trit­te auf den Kopf ins Wach­ko­ma. Eine dau­er­haf­te schwe­re Behin­de­rung ist die Folge.

2009 folg­te der tra­gi­sche Höhe­punkt: Bei einer Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Rockern und Nazi-Skins in Lau­ter­ach wird der 20-jäh­ri­ge Nazi-Skin Micha­el A. ersto­chen. Ein Jahr spä­ter, nach etli­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen Rockern und Neo­na­zis, mar­schie­ren rund 80 Nazi-Skins am Fried­hof in Hör­branz zu einer Gedenk­fei­er für den ersto­che­nen Nazi-Skin auf.

In die­ser Sze­ne beweg­te sich auch der jetzt wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung Ange­klag­te. Bei einem Fest im Juni 2010 in Nen­zing soll er stolz in der Öffent­lich­keit sein Haken­kreuz-Tat­too prä­sen­tiert haben. Im Juli 2011 hat er wei­te­re NS-Tat­toos gezeigt, dar­un­ter „C 18“ auf sei­ner lin­ken Schlä­fe. „C 18“ steht für die extrem gewalt­tä­ti­ge Grup­pe „Com­bat 18“, die so etwas wie den para­mi­li­tä­ri­schen Arm von „Blood & Honour“ dar­stellt. „Blood & Honour“ war in Vor­arl­berg sehr aktiv – erst 2010 wur­de die Auf­lö­sung des B&H‑Tarnvereins Motor­rad­freun­de Boden­see vom Ver­fas­sungs­ge­richts­hof bestätigt.

Schon im Vor­jahr war ein Nazi-Skin aus Dorn­birn, der sein Haken­kreuz auf der Wade öffent­lich vor­ge­führt hat­te, wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ur­teilt wor­den. Auch im März 2012 gab es einen NS-Tat­too-Pro­zess in Feld­kirch.

Ver­mut­lich dürf­ten noch eini­ge Neo­na­zis mit ihren ein­schlä­gi­gen Tat­toos her­um­lau­fen. Es wäre höchst an der Zeit, sie sich weg­la­sern zu las­sen! Dann wäre noch immer eine Fra­ge offen: Wel­ches Tat­too-Stu­dio gra­viert Haken­kreu­ze und ande­re NS-Symbole?