Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat die Auflösung des Vereins „Motorradfreunde Bodensee“, der von der Bezirkshauptmannschaft Bregenz im Juni 2009 angeordnet wurde, für gerechtfertigt erklärt.
Der Verein war faktisch eine Nachfolgeorganisation von „Blood & Honour“ Vorarlberg. Blood & Honour (B&H) ist ein international agierendes rechtsextremes Netzwerk, das auch in Österreich Ableger in Wien, Tirol und Vorarlberg hatte. Nach heftigen internen Differenzen und offenen Konflikten, die in einer Schlägerei zwischen B&H Vorarlberg und Wien im Innviertel (OÖ) mündeten, waren die Fronten klar: Die Vorarlberger überlebten. B&H Vorarlberg war eine sehr aktive Gruppe, die für zahlreiche neonazistische Aktivitäten verantwortlich war. B&H organisierte sich als der jetzt verbotene Verein „Motorradfreunde Bodensee“ neu, nachdem öffentlicher Druck eine stärkere polizeiliche Überwachung zur Folge hatte.
Anfang Februar 2009 kam es im Klublokal der „Outsider“ (ebenfalls ein Motorrad-Klub der radikalen Sorte) zu einer Konfrontation zwischen den „Outsidern“ und den Leuten von „Motorradfeunde Bodensee“, in deren Verlauf ein Nazi-Skin der „Motorradfreunde“ erstochen wurde. Nach diesem tödlichen Vorfall kam es immer wieder zu Schlägereien zwischen diesen Gruppen. Die Behörden, die in den Jahren zuvor den Rechtsextremismus in Vorarlberg ziemlich heruntergespielt hatte, gingen daraufhin hart vor. Eine der Konsequenzen: der Verein „Motorradfreunde Bodensee“ wurde behördlich untersagt. Die gut vernetzte Nazi-Skin-Szene organisierte zum Todestag des ermordeten Nazi-Skins im Februar 2010 noch eine Demonstration am Hörbranzer Friedhof, bei der rund 80 Neonazis aus der Bodensee-Region teilnahmen. Auch beim Prozess gegen den mutmaßlichen Messerstecher der „Outsider“ im Juni 2010 waren etliche B&H‑Leute in voller Kluft aufmarschiert bzw. angefahren.
Die Bestätigung der Auflösung der „Motorradfreunde Bodensee“ ist ein wichtiger Schritt – die Auflösung der Nazi-Szene in Vorarlberg ist damit noch nicht vollzogen. Die rechtsextreme bzw. neonazistische Szene sammelt sich mittlerweile um die Homepage von „ejr – eine Jugend rebelliert”.