Sonne, Mond und Thor Steinar
von Teresa Eder | 03. September 2010, 15:01
Rechtsextreme Symbole und Kleidermarken werden in Österreich offen getragen — derStandard.at-Lokalaugenschein beim FPÖ-WahlauftaktAuf seinen Wahlveranstaltungen seien „lauter anständige Bürger” beteuerte FPÖ-Chef Strache im März dieses Jahres und warf dem ORF-Schauplatz-Team Manipulation vor, weil junge Männer in seiner Anwesenheit Nazi-Parolen gerufen hatten. Das Gerichtsverfahren zur Causa ist nach wie vor nicht zu Gunsten oder gegen den ORF entschieden. Grund genug die Probe aufs Exempel zu machen und beim FPÖ-Wahlkampfauftakt zur Wien-Wahl nach rechtsextremen Codes, Symbolen und Modemarken zu suchen. DerStandard.at mischte sich mit einer Rechtsextremismus-Expertin unter die Menge und konnte einige interessante Entdeckungen machen. Weiterlesen
Bildquelle: derStandard.at, mehr Fotos siehe derStandard.at-Artikel.
Zu Thor Steinar siehe: Suchresultate für „thor steinar”
Wie berichtet wird, waren auch Personen mit „Blood & Honour”-Tatoos bei der FPÖ-Veranstaltung anwesend (siehe auch Fotos im Standard-Artikel). B&H ist ein rechtsextremes Netzwerk, das in Deutschland verboten wurde. B&H‑Deutschland existiert aber unter dem Namen „Division 28” weiter.
„Divison 28”, die B&H‑Neugründung nach dem Verbot in Deutschland — Bildquelle
Die Gründung von B&H in den 1980ern geht auf den Sänger Ian Stuart Donaldson von der Neonazi-Band „Skrewdriver” zurück. Ziel des Netzwerkes ist mit Konzerten neonazistische Inhalte an Jugendliche zu verbreiten. Die Inhalte der Lieder aus dieser Szene sind vor allem rassistisch und antisemitisch.
Mit der Gründung von „Combat 18” entstand vor allem in England der bewaffnete, terroristische Arm von „Blood & Honour”, mehrere Morde und Bombenanschläge gehen auf das Konto von „Combat 18”. Sogenannte „redwatch”-Listen mit Namen und Adressen politische GegnerInnen wurden als „Todeslisten” veröffentlicht. Personen und Gruppen die sich auf dieser Liste befanden wurden zum Teil kurz nach der Veröffentlichung Opfer eines terroristischen Anschlags. Die bisher schwersten Anschläge verübte „Combat 18” in London, bei meheren Bombenanschläge in einer vorwiegend von ImmigantInnen und Homosexuellen bewohnten Gegend, starben sechs Menschen und mehr als 160 wurden zum Teil schwer verletzt.
In Österreich gab es mehrere Versuche, Organisationen unter dem Label Blood & Honour zu gründen. Am aktivsten waren und sind die B&H‑AktivistInnen in Vorarlberg. 1998 wurde in Vorarlberg eine B&H-„Sektion” geschaffen, die aus den Strukturen des behördlich aufgelösten Vereins „Skinheads Vorarlberg — Verein zur Erhaltung der kulturellen Merkmale der Skinheadbewegung” entstand. Weitere „Sektionen” gab es in der Steiermark, Tirol und Wien. Von einer gut vernetzten Organisation innerhalb Österreichs kann aber nicht die Rede sein, da es zum Teil aufgrund von Unstimmigkeiten zu massiven körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den „Sektionen” Vorarlberg und Wien kam.
2002 wurden Informationen publik das „Blood & Honour” an Gottfried Küssel herangetreten sei, um eine B&H-„Sektion” in Wien zu gründen (Quelle). „Blood & Honour” Wien (ob nun die „offizielle” Sektion oder nur Personen die sich als B&H verstanden) beteiligte sich an mehreren politischen Ereignissen, wie zu den Protesten von Neonazis gegen die Wehrmachtsausstellung im Jahr 2002.
Mittlerweile ist B&H als Organisation nur noch in Vorarlberg aktiv, wobei Kader der Wiener Blood & Honour-Gruppierung zum Teil noch immer aktiv sind und Konzerte organisieren. 2007 berichtete der ORF, dass sich „Blood & Honour” in Wien neu organisieren will.
Mehr Informationen siehe: Blood & Honour — Rechtsrock in Vorarlberg