Die unbekannten Nazis von nebenan

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Die Auto­no­me Anti­fa Frei­burg hat schon vor zwei Jah­ren die Thia­zi-Mode­ra­to­rin „Eni­bas” („Sabi­ne” umge­dreht) und eini­ge ande­re Thia­zi- Use­rIn­nen geoutet. Jetzt wur­den die Thia­zi-Super­mo­de­ra­to­ren WPMP3, Krafft und Fjör­gyn ent­tarnt. Da kommt noch eini­ges auf die Thia­zi-Kame­ra­den zu: Jetzt brennt der Hut wirklich!

Seit 14.6. 2012 ist Thiazi.net, das größ­te deutsch­spra­chi­ge Neo­na­zi ‑Forum off­line. Bei eini­gen Per­so­nen wur­den Haus­durch­su­chun­gen durch­ge­führt, gegen ins­ge­samt 26 Ver­ant­wort­li­che ermit­telt die Poli­zei wegen „Bil­dung einer kri­mi­nel­len Ver­ei­ni­gung“. Vor zwei Jah­ren hat die Auto­no­me Anti­fa Frei­burg das Natio­nal­so­zia­lis­ten-Pri­vat­fo­rum (NSPF), eine exklu­si­ve Abtei­lung von und für Neo­na­zi-Ideo­lo­gen, ins Netz gestellt. Aus der Kom­mu­ni­ka­ti­on der Neo­na­zis dort ging her­vor, dass der Super­mo­de­ra­tor WPMP3 im Jahr 2005 die Star­ter für das NSPF hand­ver­le­sen aus­ge­wählt und spä­ter Unduld­sa­mer und Mjöl­nir mit der Mode­ra­ti­on beauf­tragt hat.

WPMP3 begrün­de­te sei­ne Aus­wahl der Teil­neh­mer damals so:

Für den eigent­li­chen NS Bereich habe ich momen­tan eine klei­ne Grup­pe aus­ge­wählt die Stan­dard­mä­ßig Rech­te für den Bereich hat. Die­se wur­den ver­ge­ben an die Leu­te die den Bereich woll­ten bzw. wo ich den­ke das (sic!) sie Inter­es­se dar­an haben. Die­se Aus­wahl ist nicht auf­grund von per­sön­li­cher Sympha­ti­en (sic!) oder ähn­li­chen ent­stan­den son­dern beinhal­tet nur die Leu­te die mir dafür sofort ein­ge­fal­len sind.

WPMP3 hat sei­ne Pap­pen­hei­mer ver­mut­lich gut gekannt. Unter den Aus­er­wähl­ten war nicht nur Mjöl­nir, son­dern auch Prinz Eugen, der sich dann im Novem­ber 2009 mit einer bemer­kens­wer­ten Begrün­dung aus dem Thia­zi-Forum zurückzog.


2009 ver­ab­schie­det sich „Prinz Eugen” für zwei Jahre

Ein knap­pes Jahr spä­ter erfolg­te der Rück­zug von Mjöl­nir. Die Über­ra­schung folg­te dann im Sep­tem­ber 2011, als Mjöl­nir ali­as Chris­ti­an W. in Wie­ner Neu­stadt wegen Wie­der­be­tä­ti­gung vor dem Geschwo­re­nen­ge­richt stand.


Mjöl­nirs Abschied, kurz vor sei­nem Prozess

Nach dem die Thia­zi-Gemein­schaft mit Mjöl­nir und den „eli­tä­ren” Öster­rei­chern in der Nazi­sze­ne abrech­ne­te („da fal­len sie um wie die Flie­gen”), mel­de­te sich Prinz Eugen nach zwei Jah­ren mit einer Ver­tei­di­gungs­re­de für Mjöl­nir zurück

Chris­ti­an W., der sich vor Gericht als „Trot­tel“ bezeich­ne­te und auf unpo­li­ti­sches Mau­er­blüm­chen mach­te, war bis zum Pro­zess nicht als Neo­na­zi auf­ge­fal­len. 2010 war er aller­dings auf ein Foto gera­ten, das ihn in einem Lokal in Wie­ner Neu­stadt gemein­sam mit Gott­fried Küs­sel zeig­te. Küs­sel hat­te dort in einer Bar zu ran­da­lie­ren begon­nen und die Lokal­be­sit­ze­rin atta­ckiert.


Gott­fried Küs­sel ran­da­liert in Bar, im Hin­ter­grund Chris­ti­an W.

Die Kon­tak­te zwi­schen dem unpo­li­ti­schen Mau­er­blüm­chen Mjöl­nir und Gott­fried Küs­sel waren also sehr eng. Ver­mut­lich auch die mit WPMP3 und Prinz Eugen. Jetzt hat es WPMP3, ali­as Klaus R., erwischt, und die ers­te gro­ße Über­ra­schung war, dass er eine völ­lig unauf­fäl­li­ge beruf­li­che Exis­tenz als Erzie­her in einem städ­ti­schen Kin­der­hort („Vil­la Kun­ter­bunt“) führte.


Klaus R. ali­as WPMP3

Auch die zwei­te Chef­mo­de­ra­to­rin, Danie­la W. ali­as Fjör­gyn aus Unter­ei­sesheim, führ­te ein unschein­ba­res Leben als Haus­frau und Mutter.

Die „dreis­tes­te bür­ger­li­che Fas­sa­de“ aber hat sich Mari­an Roh­de ali­as Krafft gege­ben. Er war bis zum 20. Juni 2012 Pfle­ge­lei­ter der “Micha­el-Sta­ti­on”, einer psych­ia­tri­schen Akut­sta­ti­on des Fach­kran­ken­hau­ses für Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie der „Gan­gel­ter Ein­rich­tun­gen Maria Hilf”. Roh­de hat Fach­bü­cher zu den The­men „Dees­ka­la­ti­on in der Pfle­ge“ und „Kom­mu­ni­ka­ti­ve Dees­ka­la­ti­on“ geschrie­ben und lehrt „Dees­ka­la­ti­on von Gewalt und Ras­sis­mus“. Noch am 8. Mai 2012 wur­de er vom Berufs­kol­leg Ernäh­rung-Sozi­al­we­sen-Tech­nik des Krei­ses Heins­berg in Gei­len­kir­chen ein­ge­la­den, um die inter­kul­tu­rel­le Kom­pe­tenz von Lehr­kräf­ten zu för­dern. Doch der „Fach­ge­sund­heits- und Kran­ken­pfle­ger für Psych­ia­trie, Zusatz­qua­li­fi­ka­ti­on Maßregelvollzug/Forensik, Dees­ka­la­ti­ons­trai­ner und Schutz­tech­ni­ken­trai­ner“ hat auch beim Land­schafts­ver­band West­fa­len-Lip­pe und der Poli­zei in Müns­ter ausgebildet.

Im Fach­kran­ken­haus, das ihn mit 20.6.2012 ent­las­sen hat, ist man eben­so scho­ckiert wie beim „Deut­schen Ver­ein für Gewalt­prä­ven­ti­on“, wo nie­mand vom zwei­ten, dem brau­nen Leben des Pfle­ge­lei­ters und Dees­ka­la­ti­ons­trai­ners Bescheid wuss­te. Nur Mari­an R. dürf­te geahnt haben, dass sei­ne Dr. Jekyll and Mr. Hyde-Exis­tenz brü­chig ist: „Naja, um mei­nen Arbeits­platz zu ver­lie­ren reichts locker aus, was ich so schrei­be. Auch ohne ‚Heil Hit­ler’ oder Haken­kreu­ze. Und neben­be­ruf­lich wür­de ich auch kei­nen Fuß mehr auf den Boden bekom­men“, schrieb er als „Krafft“ auf Thia­zi, bevor er sich 2010 – so wie Mjöl­nir und vor­her Prinz Eugen – aus dem Forum zurück­zog. Sei­ne Mode­ra­to­ren-Tätig­keit dürf­te er aber wei­ter­hin aus­ge­übt haben.

Span­nend wird es auch noch mit Robert M. nach dem Küs­sel-Pro­zess. Nach den Aus­sa­gen von Wil­helm Chris­ti­an A., der eben­falls ange­klagt ist, hat Robert M. mit ihm gemein­sam die auf Anony­mi­sie­rung im Inter­net spe­zia­li­sier­te Fir­ma Per­fect Pri­va­cy betrieben.


Fak­si­mi­le der Web­site „Per­fect Privacy”

Laut Wie­ner Ankla­ge wird Robert M. „abge­son­dert“ ver­folgt (von der Ham­bur­ger Staats­an­walt­schaft ver­mut­lich). Robert M. ist im Umfeld des Ham­bur­ger Cha­os Com­pu­ter Club als Vor­stand des Ver­eins „Attrak­tor“, einer Ört­lich­keit für Com­pu­ter­be­geis­ter­te, tätig. Bei Dre­am­host, dem Pro­vi­der von Alpen-Donau.info soll Robert M. neben Alpen-Donau noch Dut­zen­de ande­re ein­schlä­gi­ge Domains wie z.B. Gross­deut­sches Vater­land ver­wal­tet bzw. Zah­lun­gen vor­ge­nom­men haben. Der Cha­os Com­pu­ter Club, der sich in der Ver­gan­gen­heit klar anti­fa­schis­tisch posi­tio­niert hat, hat bis­her noch kei­ne offi­zi­el­le Stel­lung­nah­me zu Robert M. veröffentlicht.