DB: Katzenjammer nach dem Burschentag

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Lang­sam lich­ten sich die Nebel. Vom Bur­schen­tag der Deut­schen Bur­schen­schaft (DB) war bis­lang ja nicht viel mehr bekannt als der geschei­ter­te Abwahl­an­trag gegen den „Schrift­lei­ter“ der Bur­schen­schaft­li­chen Blät­ter, Nor­bert Weid­ner, der sich an dem von den Nazis ermor­de­ten Diet­rich Bon­hoef­fer ver­gan­gen hat­te. Jetzt wer­den trotz die­ses Siegs der Rech­ten die Wun­den geleckt.

Die Medi­en, allen vor­an spiegel.online und der Blog „Quo Vadis Buxe” wer­den dafür ver­ant­wort­lich gemacht, dass die rechts­extre­men Bur­schen­schaf­ten, die sich vor allem in der Frak­ti­on Bur­schen­schaft­li­che Gemein­schaft (BG) zusam­men­ge­fun­den haben, im Ram­pen­licht ste­hen. Das gefällt den Rech­ten gar nicht. Viel lie­ber haben sie „flü­gel­über­grei­fen­de Gesprächs­run­den“, um zu ver­su­chen, „die Ein­heit des Ver­ban­des auf kon­struk­ti­vem Wege doch noch zu errei­chen“. In der Blau­en Nar­zis­se, einer neu­rech­ten Publi­ka­ti­on, wird den „libe­ra­len“ Bur­schis eine „wirk­lich fata­le Cha­rak­ter­schwä­che“ attes­tiert, weil sie ihre Nie­der­la­ge bei der geschei­ter­ten Abwahl von Weid­ner nicht „wür­de­voll“ hin­ge­nom­men und ihre Vor­stands­funk­tio­nen hin­ge­schmis­sen haben.

Wäh­rend die Blaue Nar­zis­se den Erfolg der Rech­ten aber noch abfei­ert mit dem Titel „Die DB lebt die Basis­de­mo­kra­tie“, titelt der „Eck­art“ düs­ter: „Der schwie­ri­ge Bur­schen­tag” Jan Acker­mei­er von der Hard­core-Bur­schen­schaft Teu­to­nia, die mit Wal­ter Tri­butsch jetzt auch den Pres­se­spre­cher der DB stel­len darf, berich­tet, dass eine neue Vor­sit­zen­de Bur­schen­schaft für das kom­men­de Geschäfts­jahr nicht gefun­den wer­den konn­te und ein außer­or­dent­li­cher Bur­schen­tag bin­nen spä­tes­tens acht Mona­ten ein­be­ru­fen wer­de, „bei dem über die Auf­lö­sung oder die Fort­füh­rung des Ver­ban­des bera­ten wer­den soll”.

Die Deut­sche Bur­schen­schaft vor der Auf­lö­sung? Na so schlimm wird’s schon nicht wer­den! Mit dem Appell an „Ein­heit“ und „Geschlos­sen­heit“ wer­den sich eini­ge libe­ra­le Abweich­ler schon wie­der zurück­trei­ben las­sen ins Rudel. Aber so rich­tig froh und opti­mis­tisch blickt auch der stramm­rech­te Acker­mei­er nicht in die Zukunft. Die trüb­brau­nen Aus­sich­ten der DB fasst er (nicht ganz tritt­si­cher in der Ver­wen­dung des Kon­junk­tivs) in dem wun­der­schö­nen Satz zusam­men: „Es ist frag­lich, ob es den Ver­tre­tern der ver­schie­de­nen bur­schen­schaft­li­chen Rich­tun­gen gelin­gen wer­de, eine Ver­klei­ne­rung des Ver­ban­des zu ver­hin­dern und wie die Zukunft der bur­schen­schaft­li­chen Bewe­gung aus­se­hen wer­de.“ Schuld an der Mise­re der Bur­schis habe, so Acker­mei­er, „die ewi­ge deut­sche Zwie­tracht“ und die poli­ti­sche Lin­ke, die schon die Sekt­kor­ken knal­len lasse.

Beson­ders laut knallt es der­zeit bei „Quo Vadis Buxe”, einem Blog von Bur­schen­schaf­tern gegen die brau­nen Bur­schen­schaf­ter. Von einer Pres­se­kon­fe­renz der Blog-Initia­to­ren Ende Mai wur­den aus­drück­lich aus­ge­la­den „Per­so­nen, die rechts­extre­men Par­tei­en oder Orga­ni­sa­tio­nen ange­hö­ren, der rechts­extre­men Sze­ne zuzu­ord­nen sind oder bereits in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­ti­sche, natio­na­lis­ti­sche, anti­se­mi­ti­sche oder sons­ti­ge men­schen­ver­ach­ten­de Äuße­run­gen in Erschei­nung getre­ten sind“. Bei den so Aus­ge­la­de­nen pro­mi­nent dabei: die Bur­schen­schaf­ten Olym­pia und Teutonia.

Der Bur­schen­tag 2012 wur­de vor­zei­tig abge­bro­chen. Sta­tu­ten­ge­mäss muss des­halb ein außer­or­dent­li­cher Bur­schen­tag der DB ein­be­ru­fen wer­den – mög­li­cher­wei­se nach Linz? Jeden­falls mischen die öster­rei­chi­schen Bur­schen­schaf­ten nach wie vor an vor­ders­ter Front im rechts­extre­men Flü­gel der DB mit. Dar­über und über einen beson­ders brau­nen Bur­schen­bund dem­nächst mehr.

P.S.: Dem­nächst erscheint das Buch „Bur­schen­schaf­ter packt aus“, ver­fasst von dem Pseud­onym „Kurt­chen Tuchol­ski­chen“. In einem ers­ten Aus­zug wird die Unter­wan­de­rung der Bur­schen­schaf­ten durch Rechts­extre­me geschildert.