Die FPÖ schmückt sich derzeit lieber mit Marine Le Pen. Immerhin war die beim Burschenschafter-Ball in Wien und ihre Partei, der Front National, ist einfach ganz normal rechtsextrem. Mit den Italienern von der Lega Nord war es immer komplizierter: die Südtirol-Frage, das sezessionistische Freistaats-Modell. Für Jörg Haider, Erfinder der Freundschaft zwischen FPÖ und Lega Nord, war das kein Problem, aber die Burschenschafter rund um Strache konnten damit nie so recht warm werden. Nur Andreas Mölzer, der schon ganz andere Schlachten verloren hat, ackerte fleißig am „relativ dichten Netz“ herum. Aber was ist jetzt, nach den Enthüllungen über den gewaltigen Korruptionsskandal bei der Lega Nord, der schon den Parteigründer Umberto Bossi, den Schatzmeister der Partei und etliche andere Funktionäre hinweggefegt hat? Schweigen bei der FPÖ? Das mediale Sprachrohr von Martin Graf, „unzensuriert.at“, erwähnt zwar den Korruptionsskandal bei der Lega Nord, nennt ihn aber schmeichelhaft „Finanzaffäre“ und argwöhnt gleich verschwörungstheoretisch, dass der Rücktritt von Umberto Bossi der „Immigrationslobby“ äußerst gelegen komme.
Silvio Berlusconi und Umberto Bossi (Foto: AFP)
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Ungelegen kommt der Skandal jedenfalls der Lega, die nach dem Rücktritt der Regierung Berlusconi und der Bildung des Übergangskabinetts um Mario Monti in Opposition ging und sich gute Chancen ausrechnete, bei Neuwahlen vom Unmut der WählerInnen über die Austeritätspolitik Montis und die Skandale Berlusconis profitieren zu können.
2008 hatte Umberto Bossi gegen süditalienische LehrerInnen gewettert, die die norditalienischen Kinder in den Schulen schikanieren würden. Konkret beklagte er sich: „Einer von den Unseren ist bei der Abiturprüfung durchgefallen, weil er eine Arbeit über Carlo Cattaneo ( einen italienischen Föderalisten aus dem 19. Jahrhundert) geschrieben hatte.” Gemeint war offensichtlich Bossis Sohn Renzo, der dreimal bei der Matura durchgefallen ist und für 130.000 Euro aus der Parteikasse in London eine Ersatz-Matura erhalten haben soll. Söhnchen Renzo, der aus der Parteikasse auch mit regelmäßigen Zuwendungen alimentiert wurde und außerdem regionaler Abgeordneter der Lega war, ist nicht der einzige aus der Familie Bossi, der mit Steuergeldern gefüttert wurde:
Renzos Bruder Riccardo habe einen BMW X5 bekommen, Bruder Sirio eine neue Nase für 10.000 Euro. Bossis Ehefrau soll Geld für die Privatschule, die sie gegründet hat und leitet, kassiert haben. Dachdecker‑, Versicherungs- und Renovierungskosten des Eigenheims vom Parteichef seien ebenso bezahlt worden wie sein Zahnarzt.
Die Ermittlungen zur Lega Nord sind bei weitem noch nicht abgeschlossen, der FPÖ könnte der Verbündete im Süden aber unter der Hand wegbrechen.