Karl Lueger, neben ihm sein Diener Pumera (Bildquelle: önb picturedesk)
„Gesinnungsterror“ nannte FPÖ-Strache die geplante Umbenennung des „Lueger-Ring“ in „Universitätsring“, für Johann Gudenus, seinen Wiener Statthalter, war es gar ein „Vernichtungsfeldzug“. Die FPÖ wirft sich damit in die Bresche für den bedeutendsten Antisemiten Wiens. Der Politiker Lueger, der mit der Wahlliste der Vereinigten Antisemiten mehrmals die Gemeinderatswahlen in Wien gewann, ist offensichtlich so ganz nach dem Geschmack der Strache-FPÖ. Und so nebenbei kann man damit auch die ÖVP plündern, die sich mit dem antisemitischen Erbe um einiges schwerer tut.
Polizei vor dem Haupteingang der Universität Wien, antisemitisches Plakat „Juden Eintritt verboten” auf der Säule (Bildquelle: önb picturedesk)
Ein Verdienst des Beitrags von Kurt Bauer im „Spektrum“, der Samstag-Beilage der „Presse“, der unter dem Titel „Lueger und die Lausbuben“ erschienen ist, besteht auch darin, auf die gemeinsamen Aktionen von katholischen und nationalsozialistisch orientierten Studentenverbindungen in den 1930er-Jahren hinzuweisen, die 1932/33 durch heftige Auseinandersetzungen beendet wurde.
Im April 1934, nach wüsten Schlägereien zwischen katholischen und deutschnationalen anntisemitischen Studierenden, wurde der Ring in diesem Teilbereich durch das Dollfuß-Regime in „Dr. Karl Lueger-Ring“ umbenannt.
Zu Lueger, der den Antisemitismus in Wien in Wien populär gemacht und ihn später als taktisches Element seiner Politik bezeichnet hat („ein die Masse köderndes Schlagwort“) hat der Republikanische Club im Jahr 1989 ein Flugblatt verfasst, in dem die Umbenennung des „Lueger-Ring“ gefordert und mit dessen heftigem Antisemitismus begründet wurde.
Flugblatt des Republikanischen Club „Wer hat hier Platz”
↳ Kurt Bauer, Lueger und die Lausbuben, Presse- Spektrum, 28.4.2012