Günther Grass und der Antisemitismus

Patrick Gens­ing, Jour­nal­ist und unter anderem Nachricht­enredak­teur und Autor für tagesschau.de, ver­sucht auf dem Blog publikative.org eine Zwis­chen­bi­lanz zu ziehen, aus der seit Mittwoch (vor allem in Deutsch­land, aber auch in Öster­re­ich) geführten Debat­te über das Gedicht “Was gesagt wer­den muss” von Gün­ter Grass. Dem­nach bein­halte das Gedicht drei Ebe­nen: eine for­male, eine mil­itärische und eine (geschichts-)politische. Die for­male ist das Gedicht ansich, „dann gibt es Leute, die betra­cht­en isoliert einzelne Aspek­te der Ebene 2: Sie find­en es ver­ständlicher­weise fürchter­lich, dass Atom­waf­fen existieren und hof­fen auf Frieden, wenn alle ihre Waf­fen ver­schrot­ten. Sie kön­nen nicht ver­ste­hen, warum auf Grass ver­bal eingeprügelt wird, weil sie die Ver­drehun­gen von Grass sowie Ebene 3 aus­blenden”, so Gensing. 


Kom­men­tar aus dem Online-Forum der Kro­ne, Bildquelle: lindwurm.wordpress.com
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Die dritte Ebene sei die (geschichts-)politische, dem­nach habe die ältere Gen­er­a­tion in Deutsch­land „tat­säch­lich ein dick­es Tabu im Kopf, wonach sie Israel nicht kri­tisieren dürfe. Nun stellt sich die Frage, wer dieses Tabu aufer­legt habe – und da kom­men wir nicht aus den Köpfen der älteren Gen­er­a­tion her­aus: Sie haben sich dieses Tabu selb­st ver­schrieben. Man kann es auch schlicht und ergreifend schlecht­es Gewis­sen nen­nen, was da noch immer an der deutschen Seele knab­bert.” Der in diesen Tagen oft zitierte Ausspruch von Zvi Rex: „Die Deutschen wer­den den Juden nie Auschwitz verzei­hen”, sei daher passend so Gens­ing und weit­er: „Ein schlecht­es Gewis­sen sorgt für schlechte Stim­mung, Aggres­sio­nen gegen sich selb­st, die dann nach außen ver­lagert wer­den – und Wut. Wut auf die, die an das schlechte Gewis­sen erin­nern – und das sind nun ein­mal die Juden, bzw. der einzige jüdis­che Staat auf der Erde – Israel.”


Ähn­lich­es wie in Online-Foren öster­re­ichis­ch­er Tageszeitun­gen, liest man auch in Neon­azi-Foren wie „Thi­azi”
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So kommt Patrick Gens­ing zu dem Zwis­chen­faz­it, dass das Gedicht auf der Ebene 3 inter­es­sant wird, da auf dieser„ein­drucksvoll freigelegt wird, was in der deutschen Seele immer noch vor sich geht. Und so ist Grass Gesagtes tat­säch­lich ein Tabubruch, denn nun kommt eine notwendi­ge Debat­te in Gang, auch wenn der Autor sich das teil­weise sich­er anders vorgestellt hat­te: Endlich wird über die latente Israelfeind­schaft, die – wie viele Beiträge in Net­z­foren nun zeigen – bisweilen in offe­nen Anti­semitismus umschlägt, disku­tiert.” Voll­ständi­ger Artikel: publikative.org — Grass – eine Zwischenbilanz

Der Lind­wurm — Blog von Bern­hard Torsch, sam­melte unter dem Titel „Typ­isch Juden­lob­by” einige Kom­mentare aus Online-Foren öster­re­ichis­ch­er Tageszeitungen.

Siehe auch:

derstandard.at — Paul Lend­vai: Juden im Visier
zeit.de — Der Anti­semitismus will raus
publikative.org — Im Zweifel gegen Israel
faz.net — Was Grass uns sagen will
fr-online.de — Anti­semitismus ohne Antisemiten
lind­wurm — Anti­semi­tis­che Blechtrommelei
spiegel.de- Europas Presse über Grass
faz.net — Mar­cel Reich-Ran­ic­ki über Gün­ter Grass: Es ist ein ekel­haftes Gedicht
taz.de — Der an sein­er Schuld würgt
diepresse.com — Gün­ter Grass hätte schweigen sollen
publikative.org — SPD: Anti­semitismuskeule, Gut­men­schen, Schuldstolz
derstandard.at — Verse machen Schlagzeilen
exilpen.net — Israel – der Welt­feind Nr. 1?
publikative.org — Grass – der Sar­razin für Israelkritiker?
publikative.org — Beim Schälen der Kartoffel
taz.de — Essay zur Grass-Debat­te: Lieber SS-Günni…
publikative.org — Neues von der Waffen-SS
welt.de — Natür­lich darf man Israel hierzu­lande kritisieren

Titan­ic — Das ent­gültige Satiremagazin — Und was aber auch noch gesagt wer­den muß