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Neuburg/Donau (BRD): Neonazi mit Bauchschuss

Der deut­sche Neo­na­zi Anton Pfah­ler (65) hat sich unter den Augen der alar­mier­ten Poli­zei in den Bauch geschos­sen. Die Lei­che sei­nes Soh­nes (23) wur­de unmit­tel­bar danach in einer nahe­ge­le­ge­nen Wald­hüt­te auf­ge­fun­den. Nach Medi­en­in­for­ma­tio­nen wies sie meh­re­re Ein­schüs­se, dar­un­ter einen wahr­schein­lich töd­li­chen Kopf­schuss auf. Obwohl etli­che Medi­en bereits davon berich­ten, dass es sich um einen Selbstmord […]

7. Aug 2011

Anton Pfah­ler war lan­ge Zeit die rech­te Hand des wohl bekann­tes­ten deut­schen Neo­na­zis, Karl Heinz Hoff­mann (Wehr­sport­grup­pe Hoff­mann) gewe­sen. Als 1980 die Wehr­sport­grup­pe Hoff­mann ver­bo­ten wur­de, wur­den auf dem Anwe­sen von Pfah­ler in Neu­burg an der Donau in einer Raz­zia zahl­rei­che Waf­fen und ande­res Kriegs­ge­rät beschlag­nahmt: von Mili­tär­jeeps, SS-Uni­for­men bis Kara­bi­nern samt Muni­ti­on. Spä­ter erhielt er fast alle Gegen­stän­de wie­der zurück.

Pfah­ler, zuvor schon Akti­vist der „Wiking­ju­gend“, war auch nach dem Ende der Wehr­sport­grup­pe Hoff­mann ein­schlä­gig unter­wegs. In den 1990er-Jah­ren war er Funk­tio­när der NPD, bis das bay­ri­sche Lan­des­kri­mi­nal­amt in einer Raz­zia im Jahr 1998 auf sei­nem zwei­ten Anwe­sen in Sin­ning Maschi­nen­pis­to­len, Sturm­ge­weh­re und Hand­gra­na­ten ent­deck­te. Wegen Ver­sto­ßes nach dem Kriegs­waf­fen­kon­troll­ge­setz wur­de er zu drei Jah­ren und acht Mona­ten Haft ver­ur­teilt. In den letz­ten Jah­ren beher­berg­te er auf sei­nem Anwe­sen haft­ent­las­se­ne Neo­na­zis, berich­tet die TZ. Im Vor­jahr war Anton Pfah­ler wie­der auf­ge­fal­len, als er sei­nen Pass bei der Behör­de abge­ben woll­te, weil er aus der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land aus­tre­ten wollte.

Die Poli­zei war am 3.8. zu der Wald­hüt­te aus­ge­rückt, nach­dem sie von Nach­barn alar­miert wor­den war, die über das son­der­ba­re Ver­hal­ten von Anton Pfah­ler besorgt waren. Als die Poli­zei Anton Pfah­ler antraf, hat­te er sich bereits ein­mal mit einer in Tsche­chi­en als gestoh­len gemel­de­ten Pis­to­le in den Bauch geschos­sen. Die Beam­ten ver­such­ten, Pfah­ler vom Sui­zid abzu­hal­ten, aber Pfah­ler schoss sich ein zwei­tes Mal in den Bauch. Der „Donau­ku­rier“ mut­maßt: „Mög­li­cher­wei­se war­te­te der 65-jäh­ri­ge dar­auf, dass die Neu­bur­ger Poli­zei­be­am­ten auf ihn schos­sen. Die aber blie­ben beson­nen und zurück­hal­tend.“ Am Tat­ort wur­de ein Abschieds­brief des Soh­nes Flo­ri­an gefun­den. Die töd­li­chen Schüs­se sol­len mit der glei­chen Pis­to­le aus­ge­führt wor­den sein wie die Bauch­schüs­se des Vaters. Des­halb wird gegen den Vater auch wegen des Ver­dach­tes des Tot­schlags ermittelt.

Akti­vis­ten der Wehr­sport­grup­pe Hoff­mann waren für die bru­tals­ten Ter­ror- und Mord­an­schlä­ge Deutsch­lands ver­ant­wort­lich. Die Wehr­sport­grup­pe Hoff­mann soll auch in das Bolo­gna-Atten­tat im Jahr 1980 ver­wi­ckelt gewe­sen sein. Eine direk­te Betei­li­gung konn­te aller­dings (so wie bei dem Okto­ber­fest-Atten­tat) nicht nach­ge­wie­sen wer­den bzw. waren vie­le Spu­ren ver­wischt worden.

Karl Heinz Hoff­mann ist in den letz­ten Jah­ren wie­der akti­ver gewor­den, hat Vor­trä­ge für Kame­ra­den gehal­ten und betreibt auch ein Face­book-Kon­to, auf dem er mit etli­chen Öster­rei­che­rIn­nen befreun­det ist. Eine Face­book-Freund­schaft unter­hielt er mit der FPÖ-Trais­kir­chen. Nach einem Bericht im „Stan­dard“ und auf „Stoppt die Rech­ten” wur­de das Face­book-Kon­to der FPÖ-Trais­kir­chen gelöscht.

Wei­te­re Berich­te zur Wehr­sport­grup­pe Hoff­mann und auch zuih­ren Österreich-Connections: